BattleTech 25: Die Kriegerkaste
Gefühl, daß hier und jetzt, in dieser Nacht, solche eisernen Regeln der Kriegsführung keine Gültigkeit mehr besaßen.
Vlads Stern hatte sich in Ringformation um Ulric gruppiert, und er selbst führte den Vorstoß in die Stadt an. Er war voller Selbstsicherheit. Er wußte nicht, ob er überleben oder sterben würde, aber er verspürte keine Furcht.
Hat Natascha dasselbe gefühlt, als sie sich entschlossen hat, auf Twycross zu bleiben?
Zum erstenmal, seit Vlad von ihrem Tod gehört hatte, verstand er, warum sie so gehandelt hatte.
Vlad wußte, daß er nicht unsterblich war, aber er war Teil von etwas Unsterblichem. Das Ergebnis der Kämpfe hier auf Wotan würde das Schicksal der Clans für das nächste Jahrzehnt bestimmen und vielleicht den Verlauf der nächsten zwanzig, der nächsten zweihundert, der nächsten zweitausend Jahre mitformen. Was Aleksandr Kerensky vor drei Jahrhunderten begonnen hatte, würde irgendwie hier ein Ende finden, in Boreal Stadt, in einer Schlacht, die Geschichte machen würde.
Seine Haut prickelte in einer Art animalischer Vorahnung, einer Hypersensibilität, die ihn die Arme des Waldwolf im selben Augenblick heben ließ, als er die seltsame Gestalt im Schatten eines Wellblechschuppens bemerkte. Noch bevor der Bordcomputer die Silhouette identifiziert hatte, senkte Vlad bereits das goldene Fadenkreuz über sie und preßte auf den Auslöser unter seinem linken Zeigefinger.
Einer der drei Impulslaser im linken Torso seines Mechs zog eine Spur glühender Einschußlöcher über die Schulterpartie der halbversteckten Sturmkrähe. Der Jadefalken-Pilot zog seinen Mech hinter die Lagerhalle zurück. Ohne einen weiteren Gedanken legte Vlad das Fadenkreuz auf die Fassade der Halle und betätigte beide Daumenknöpfe. Eine infernalische Hitzewelle brandete durch die Pilotenkanzel, als die beiden Partikelprojektorkanonen des Waldwolf künstliche Blitze spien.
Die Blechwände des Gebäudes besaßen etwa die halbe Stärke einer Ferrofibrit-Panzerplatte, aber nur ein Tausendstel ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Energiewaffen. Die beiden Partikelstrahlen bohrten sich durch das Gebäude, setzten die darin lagernden Kisten in Brand und stießen tief in den Torso der Sturmkrähe vor. Der Mech, dessen linker Arm nutzlos von den zertrümmerten Überresten des Torsos hing, wankte unsicher hinter der Lagerhalle hervor und krachte zu Boden.
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Vlad den beschädigten Mech, der immer noch fähig war, sich wieder aufzurichten und den Kampf weiterzuführen, erneut unter Beschuß genommen. In einer anderen Schlacht hätte er das Recht auf den Abschuß der Sturmkrähe beansprucht, um ihren Untergang seiner langen Liste besiegter Gegner hinzufügen zu können. Er wäre Teil seiner Legende geworden, doch jetzt schienen solche persönlichen Aspekte unbedeutend.
Er marschierte weiter. Ein schneller Blick auf den Stadtplan, den Ulric überspielt hatte, zeigte ihm, daß der Ort, an dem Chistu auf Ulric warten sollte, markiert war. Vlad hegte keinen Zweifel, daß sie den Jadefalken-Khan genau dort finden würden, aber intuitiv wußte er, daß der Weg dorthin mit Gefahren übersät war. Das machte ihm Sorgen, denn er wollte Ulric nicht in einen Hinterhalt führen.
Einen Augenblick erschien es ihm absurd, daß er, ein Kreuzritter, einen Bewahrer an den Ort brachte, wo er einen Kreuzritter-Khan töten konnte. Im selben Augenblick wurde Vlad sich darüber klar, wie sicher er war, daß Ulric Chistu vernichten würde, aber der Gedanke beunruhigte ihn nicht im geringsten. Er hatte eine Ebene erreicht, die über dem Kampf zwischen Kreuzrittern und Bewahrern lag. Dies war ein Kampf Wolf gegen Jadefalke, und genau wie Ulric es vorhergesagt hatte, war Vlad die Identität als Wolf wichtiger als seine Neigung zu den Kreuzrittern.
Ich bin ein Wolf und werde es immer bleiben. Ich könnte nie auf eine Ebene mit den Falken sinken.
Auf dem Weg durch die Betonschluchten Boreais sah Vlad andere Mechs. Manche wurden von Wölfen gesteuert, die meisten jedoch gehörten den Jadefalken. Er tauschte Schüsse mit ihnen aus, und seine PPK-Blitze und Laserstrahlen erhellten ganze Straßenzüge. Bei einem Schußwechsel hinterließen sein Waldwolf und ein Bluthund Spuren aus geschmolzener Panzerung auf den Fahrbahnen parallel verlaufender Alleen. Der Kampf endete, als der Bluthund an einer Kreuzung ein Bein neben den ausgebrannten Überresten eines Impulslasers des Waldwolf zurückließ.
Vlad führte die Gruppe einen
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