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BattleTech 25: Die Kriegerkaste

BattleTech 25: Die Kriegerkaste

Titel: BattleTech 25: Die Kriegerkaste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A. Stackpole
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herum und betrachtete sein Spiegelbild. Es überraschte ihn, wie sehr es seinem Vetter Kai Allard-Liao glich.
Das ist eine Warnung.
Er hatte genug über seinen Vetter in Erfahrung gebracht, um zu vermuten, daß Kai sich keine Blöße gab und sein volles Potential nicht erkennen ließ. Zumindest war das der Schluß, den er aus der Tatsache zog, daß sein Gehirn sein eigenes Bild dicht neben jenen von Kai plaziert hatte.
Vielleicht unterschätze ich ihn.
    Sun-Tzu zwang sich, den Korridor weiter hinabzugehen. Als nächstes sah er sich dem Porträt Hanse Davions gegenüber, und ein kalter Schauder lief sein Rückgrat hinab. Hanse Davion, hier in seiner ganzen robusten Größe dargestellt, hatte den Spitznamen »der Fuchs« mehr als verdient gehabt. Zuerst hatte er Maximilian Liao dazu gebracht, die Natter Justin Allard an seinen Busen zu drücken, und dann hatte er den Sturmangriff geleitet, der die Hälfte der Konföderation Capella verschlungen und die Mark Sarna des neugegründeten Vereinigten Commonwealth geschaffen hatte.
    Zu seiner Rechten zeigte der Spiegel ihm eine in Bandagen gewickelte Mumie. Sun-Tzu starrte sie verwirrt an. Dann öffnete die Gestalt ein Auge, und er erkannte das bohrende Blau der Augen Davions. Der Körper schien schlanker und jünger als jener Hanses auf dem Bild, und während Sun-Tzu noch darüber nachsann, öffnete sich eine Tür in die Vergangenheit.
    Er erinnerte sich, wie er in sehr jungen Jahren eines Nachts plötzlich aufgeweckt worden war. Zuerst hatte er seinen Großvater nicht gesehen, nur seinen Atem gerochen und seine krallenartigen Nägel durch den Stoff des Nachthemds gefühlt. Im schwachen Leuchten des Nachtlichts hatten Maximilians Augen wie die einer Katze geglüht.
    »Keine Sorge, keine Sorge.« Die Stimme hatte einen drängenden Tonfall gehabt, aber die Worte waren in einem rauhen Flüsterton gesprochen gewesen. »Es ist mein Hanse Davion. Das ist alles eine Finte. In Wirklichkeit gehört er zu uns.«
    Dann hatte sich die Tür zu Sun-Tzus Zimmer geöffnet, und Männer waren gekommen, um seinen Großvater hinaus zu zerren. Sein Vater war gekommen und hatte ihn getröstet. Er hatte Sun-Tzu erklärt, er brauche keine Angst zu haben, auch wenn sein Großvater etwas wirr im Kopf war. Er erzählte ihm davon, wie Maximilians Hanse-DavionDoppelgänger entdeckt worden war und diese Entlarvung zum Krieg geführt hatte. »Das war nur ein böser Traum, Sohn. Denk nicht mehr daran und erwähne ihn niemals deiner Mutter gegenüber.«
    Vor seinen Augen zerfiel die Mumie zu Staub. Dann wurde mehr als die Hälfte der Gestalt vom Wind davongeweht, so wie die Hälfte der Konföderation Capella verlorengegangen war. Bebend wandte Sun-Tzu sich ab und ging weiter, auch wenn ihm jeder Schritt schwerfiel, als müsse er sich durch Beton arbeiten.
    Nach einer scheinbaren Ewigkeit, in der seine Glieder unkontrolliert zitterten, erreichte Sun-Tzu ein Porträt Joshua Mariks. Als er es erkannte, hatte er die Lösung seines Traums: Sein Gehirn ordnete die Bilder ein, die er beim Durchgehen des von Katrina Steiner erhaltenen Materials gesehen hatte. Sun-Tzu hatte sie intensiv studiert, in der verlorenen Hoffnung, irgendeinen Hinweis darauf zu finden, daß Joshua im Sterben lag, aber er hatte nichts dergleichen entdeckt. Auf dem Porträt wirkte der Knabe genau wie auf den Holovids – kränklich, aber für Sun-Tzus Geschmack viel zu gesund.
    Er drehte sich zum Spiegel um und sah nichts. Sein ganzer Körper bebte, dann saß er kerzengerade im Bett und zog die Laken von seiner schweißnassen Brust. Er schob sich hoch, lehnte sich gegen das Kopfbrett und leckte sich den Schweiß von der Unterlippe.
    Was kann das bedeuten?
    Eine halbe Sekunde glaubte er, die Stimme seiner Schwester mit einer wirren, unsinnigen Traumdeutung zu hören, aber Sun-Tzu unterdrückte diese Störung und zwang sich zu klarem Denken.
    Mein Gehirn war dabei, Daten zu korrelieren, und fand kein Gegenstück zu den Bilden, die ich von Joshua gesehen habe. Das ist keine sonderliche Überraschung, da er sehr viel jünger war, als ich ihn auf Outreach gesehen habe. Kinder verändern sich gewaltig in sechs Jahren. Es gibt keine Verbindungen und deshalb auch kein Spiegelbild.
    Er nickte und lächelte. Das war die logische Antwort. Hätte seine Schwester diesen Traum gehabt, wäre sie zu ihm gekommen und hätte ihm etwas vorgeschwafelt, daß Victor Davion Joshua umgebracht und einen seiner Agenten an die Stelle des Marik-Erben gesetzt hätte.

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