BattleTech 25: Die Kriegerkaste
Tod hat die ganze Skye-Situation entspannt.« Caitlin breitete die Arme aus. »Wer sich mit Victor anlegt, zahlt den Preis.«
»Da ziehst du aber eine Menge Schlußfolgerungen aus einem einzigen Ereignis, Caitlin«, meinte Dan Allard und schüttelte den Kopf. »Und du implizierst, daß Victor für Melissas Tod verantwortlich ist. Das glaube ich nicht.«
»Bei allem Respekt, Dan, aber sagt dir das dein Kopf oder dein Gefühl?« Caitlin ging in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen. »Deine Familie arbeitet eng mit den Davions zusammen.«
»Soll heißen?«
»Du hast ein gesteigertes Interesse daran, daß jemand anders als Victor der Mörder ist.«
Dan nickte. »Und die Tatsache, daß du mit den Steiners verwandt bist, bedeutet, für dich darf es Ryan nicht gewesen sein?«
Autsch! Caitlin runzelte die Stirn und nahm einen Schluck Wasser. »Wir sind mit Victor und Katrina über ihren Großvater verwandt, Ryan Steiner ist kein Blutsverwandter. Ich vertraue nur dem offiziellen Richterspruch in Melissas Mordsache nicht, und ich finde, die Geschichte von Ryans Tod stinkt mindestens genauso nach Mord und Verschleierung.«
»Na gut, Caitlin, nur damit wir einander verstehen. Ich habe Melissa Steiner kennengelernt, lange bevor dein Vater und deine Mutter sich zusammengetan haben, um dich in die Welt zu setzen, und ich habe sie als gute Freundin und wunderbare Frau geschätzt. Ich würde liebend gern dem Monster, das sie umgebracht hat, und demjenigen, der es angeheuert hat, eigenhändig den Hals umdrehen. Und ich stimme dir zu, daß der offizielle Bericht über ihren Tod nicht so wahnsinnig solide ist, aber ohne irgendwelche Beweise von einer Verschwörung zu reden ist ein ausgesprochen gefährliches Spiel.«
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, Dan? Caitlin sah über den Rand ihres Glases zu Christian Kell. »Du bist plötzlich sehr still geworden.«
Statt einer Antwort zuckte Chris nur andeutungsweise die Schultern. Durch den offenen Hemdkragen erhaschte Caitlin einen Blick auf die blaugrüne Drachentätowierung auf seiner linken Brustseite.
Manchmal vergesse ich, daß er im Kombinat aufgewachsen ist und dort ein Yakuza war, so sehr ist er zu einem Teil der Kell Hounds geworden.
Seine Herkunft verlieh ihm eine besondere Sicht der Dinge, aber der hohe Wert, der im Kurita-Raum auf Zurückhaltung gelegt wurde, machte es schwer für ihn, sich einzubringen.
Unter Caitlins unnachgiebigem Blick rutschte er unbehaglich hin und her, aber sie ließ nicht locker. »Ich möchte wirklich hören, was du denkst, Chris.«
Er fuhr sich mit der Hand durchs dunkle Haar, dann nickte er. »Ich finde, du begehst bei deiner Analyse mehrere Fehler. Der erste ist dir möglicherweise gar nicht bewußt. Er besteht darin, Ryan Steiner in dieselbe Kategorie einzuordnen wie Melissa Steiner.«
»Das würde ich nie…«
»Ah! Genau das hast du getan. Du betrachtest sie beide als Opfer desselben Attentäters, aber dafür hast du keine Beweise. Und selbst wenn es dieselbe Person war, heißt das keineswegs, daß hinter dem Attentäter in beiden Fällen derselbe Auftraggeber stand. Im Gegenteil, falls Ryan den Attentäter beauftragt hatte, Melissa umzubringen, könnte er Ryan getötet haben, um seine Spur zu verwischen. Oder Ryan könnte versucht haben, den Attentäter aus dem Weg räumen zu lassen, um seine Haut zu retten, und zum Dank eine Kugel eingefangen haben.« Auf der Armlehne der Couch sitzend, starrte Chris durch sie hindurch. »Außerdem möchte ich dich darauf hinweisen, daß du bei der Auswahl deiner Beweise gegen Victor sehr selektiv vorgehst.«
Caitlin zuckte zusammen. Sie wollte ihm widersprechen, aber er hatte natürlich recht. »Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel sind derzeit drei Erklärungen für Ryans Tod in Umlauf. Die erste wird von den Behörden des Vereinigten Commonwealth propagiert und lautet, daß ein einzelner Heckenschütze Ryan wegen eines eingebildeten Unrechts erschossen habe. Die Behörden verfügen über gerichtsmedizinische Indizien für ihre Behauptung und scheinen mit ihren Schlußfolgerungen zufrieden. Die zweite Erklärung ist deine, daß der Selbstmord fabriziert war und jemand anderes, ein Phantom, den Abzug betätigt und anschließend den jungen Burschen umgebracht hat, um seine Flucht zu decken. Und die dritte lautet, daß Sven Newmark, Ryans Adjutant, ihn aus nächster Nähe mit einer Pistole erschossen hat, die er verschwinden ließ, bevor die Polizei am Tatort eintraf.«
Caitlin schüttelte den Kopf.
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