BattleTech 25: Die Kriegerkaste
Grinsen. Bei den Clans galt die Jagd auf Banditen als niederste Form der Aktivität, die für einen Krieger möglich war. Einer Solahma-Einheit zugeteilt zu werden war eine Schande, von der sich kaum jemand erholte. In der Inneren Sphäre hatte die Banditenjagd einen ganz anderen Ruf. Söldner wie die Kell Hounds betrachteten sie als relativ leichte Arbeit, der keinerlei Stigma anhing. Es brachte nicht den Ruhm, den man sich in einer großen Schlacht verdienen konnte, aber es war sehr viel sicherer und hatte sogar eine gewisse Romantik, weil man auf dieser Jagd die exotischsten Welten weitab vom Kern der Inneren Sphäre kennenlernen konnte.
Ulric schlug seinen Zuhörern ein Argument nach dem anderen um die Ohren. »Phelan hat sich beim Erreichen seines Ranges an die akzeptierte Praxis gehalten. Sein Recht auf diesen Rang in Frage zu stellen, heißt die Grundlagen der Clanordnung in Frage stellen. Nicholas Kerensky und alle anderen, auf die sämtliche Blutnamen zurückgehen, waren alle ursprünglich Bewohner der Inneren Sphäre. Sie hatten alle im Militär der Inneren Sphäre gedient, ergo waren sie Agenten der Inneren Sphäre. Sie waren alle Freigeborene. Sie haben die Traditionen geschaffen, die es Freigeborenen erlauben, als Krieger adoptiert zu werden, Blutnamen zu erringen und eine Wahl auf den Posten des Khans zu gewinnen. Da sie dies alles zugelassen haben – es beabsichtigt haben -, kann es kein Verrat sein, ihren Wünschen zu folgen.«
Ulric wanderte mit verkniffenen Augen über die Bühne wie ein Raubtier im Käfig. »Was die Anklage angeht, ich hätte mich des Verrats schuldig gemacht, als ich vor der Schlacht um Tukayyid gegen den Präzentor Martialum von ComStar geboten habe, weise ich darauf hin, daß eine entsprechende Anklage bereits kurz nach der Schlacht im Großen Konklave vorgebracht wurde. Ich wurde vom Konklave freigesprochen. Auch dieser Anklagepunkt entbehrt einer Grundlage.« Der ilKhan wirbelte herum und starrte den Lehrmeister an. »Ich denke, Dalk Carns, daß dieses Konklave beendet werden kann.«
Phelan beobachtete Marialle und Vlad. Sie sahen aus, als hätten sie ein zweiwöchiges Artilleriebombardement über sich ergehen lassen müssen. Offensichtlich hatten sie gehofft, beim Vortrag ihrer Anklagepunkte neue Anhänger für ihren Wolf-Chauvinismus rekrutieren zu können. Ulric hatte sie überrumpelt, und das behagte ihnen ganz und gar nicht. Dalk ging es genauso, aber das lag in Phelans Augen weniger daran, daß er Vlads Position unterstützte, als an seiner Angst, die Kontrolle über das Konklave zu verlieren.
Als Dalk den Kopf hob, erkannte Phelan, daß er sich geirrt hatte. Statt Wut und Enttäuschung, wie er sie erwartet hatte, las er aus dem Gesicht des Lehrmeisters eine bösartige Siegessicherheit. Irgendwie hatte Carns, während Ulric die Anklage der Chauvinisten in der Luft zerrissen hatte, neue Munition gegen ihn gefunden.
»Ich fürchte, ilKhan, ich kann das Konklave nicht abschließen, bevor wir uns nicht über den dritten Anklagepunkt unterhalten haben.«
Nataschas Augen schienen Funken zu sprühen. »Den dritten Anklagepunkt?«
»Du hast mich gehört, Khanin Natascha. Wenn Ihr so gut wärt, ilKhan, uns zu erläutern, weshalb Ihr diese Anklage als unberechtigt verwerfen lassen könnt.«
Ulric zögerte eine Sekunde, und Dalk lächelte.
Ulric hat die Kontrolle an sich gerissen, indem er Dalk überraschte, und jetzt hat der den Spieß umgedreht. Ulric hat die beiden anderen Beschuldigungen zerplatzen lassen, dadurch wird von ihm erwartet, mit diesem genauso zu verfahren. Er kann ihn nicht übergehen.
Der ilKhan schüttelte zögernd den Kopf. »Die mir überreichte Anklageschrift enthielt keinen dritten Punkt.«
»Nicht?« Dalks öliges Grinsen wurde breiter. »Offensichtlich ein Unterlassungsfehler. Mein Schreiber wird sich wohl einem Widerspruchstest unterziehen müssen.«
»Und wie lautet diese Anklage, Lehrmeister?«
»Daß Ihr mutwillig Teil einer Verschwörung geworden seid, das genetische Erbe eines Clans zu vernichten.«
Natascha keuchte laut auf, und selbst Marialle und Vlad wirkten entsetzt. Phelan, der außerhalb der Clans aufgewachsen war, reagierte gedämpfter, aber er verstand die anderen. Die Clans betrieben ein komplexes genetisches Zuchtprogramm zur Erschaffung zukünftiger Kriegergenerationen. Eizellen und Sperma aller Krieger wurden von der Wissenschaftlerkaste aufbewahrt, bis ihre Spender sich entweder als würdig erwiesen oder sich durch mittelmäßige
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