BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
verfolgte sie das Kampfgeschehen. Es schien, daß die Jadefalken bereits früh die Oberhand gewonnen hatten und sie auch behielten. Auf beiden Seiten waren die Verluste bis jetzt gering, aber es gab erhebliche Schäden.
Dann hörte sie Sterncaptain Evlan. »Die Wölfe scheinen auf dem Rückzug, Sterncolonel. Einige von ihnen sind bereits in der Schneise verschwunden. Und, Sterncolonel? Unserer Zählung zufolge haben die Wölfe nicht alle gebotenen BattleMechs eingesetzt.«
»Ich bin mir dessen bewußt, Sterncaptain Evlan.«
»Erbitte Erlaubnis zur Verfolgung.«
»Neg, Evlan. Ihr werdet die Wölfe nicht, ich wiederhole, nicht in die Schneise verfolgen.«
»Sterncolonel…«
»Alle Einheiten. Die Schneise nicht betreten. Vernichtet alle Nachzügler auf dieser Seite, aber rückt nicht weiter vor. Gestattet den Wölfen, sich in die Schneise zurückzuziehen, wenn sie dies versuchen.«
Auf der offenen Verbindung klang ein lautes Stimmengewirr auf, als die Jadefalken-Krieger gegen Ravill Prydes Befehl protestierten. Der Hauptpunkt ihres Protests bestand in der Tatsache, daß der Befehl der Jadefalken-Tradition widersprach.
»Es freut mich zu sehen, wie lebhaft unsere Krieger protestieren«, stellte Ravill Pryde fest. »Unser Kampfgeist ist ungebrochen!«
»Warum hältst du uns dann zurück?« fragte ein Offizier, dessen Stimme Joanna nicht erkannte.
»Erinnert euch an die Schande von Twycross. Das dürfen wir nicht wiederholen. Die damalige Falkengarde ist zu unbedacht in die Schneise gestürmt. Aber wir sind die neue Garde, die Helden von Tukayyid. Diese niederen Wölfen sollen uns nicht unterschätzen. Wir werden den Fehler von Twycross nicht wiederholen, Krieger!«
Wenn es möglich war, einen Chor über die Gefechtsfunkverbindung zu übertragen, dann klang er so wie der jetzt losbrechende Jubel. Es war ein gebündelter Ausdruck von Kampfgeist und Zustimmung für Ravill Prydes Worte. Was darauf folgte, war jedoch eine lange Periode relativen Schweigens, in der Joannas Cockpit ihr hohl und leer erschien. Dann drang über eine offene Frequenz jene Stimme an ihr Ohr, die sie zuvor schon gehört hatte. Sie schien wie Donner von allen Seiten widerzuhallen.
»Hier spricht Khanin Natascha Kerensky von den Wölfen. Ich habe meine Truppen fortgeschickt. Ich warte in der Großen Schneise von Twycross und werde mich jedem Jadefalken stellen, der sich überschätzt und Mut vor Klugheit stellt, um gegen ihn zu kämpfen und ihn zu töten. Kommt. Eure Zeit ist gekommen.«
Ravill Prydes Stimme folgte über den geschützten Kanal. »Natascha Kerensky von den Wölfen hat uns herausgefordert, in der Schneise gegen sie anzutreten. Was meint ihr, Krieger?«
»Ablehnen«, erklang eine Stimme. »Natascha Kerensky ist eine alte Frau, eines Zweikampfes gegen einen Jadefalken unwürdig. Hinzu kommt, sie ist eine Verräterin an den Clans, die sich mit Abschaum aus der Inneren Sphäre eingelassen hat. Die Schande eines Duells mit ihr würde jeden möglichen Ruhm aus dem Kampf überwiegen. Sie will uns damit auf ihre Stufe hinabziehen. Wir können eine anständige Herausforderung durch ihren besten Krieger annehmen, aber nicht durch sie.«
Andere Krieger stimmten zu. Ravill Pryde sprach mehrere Offiziere direkt an, und alle lehnten sie es ab, sich im Duell gegen eine unglaublich alte Wolfskriegerin die Hände schmutzig zu machen, ungeachtet ihrer Berühmtheit und ihres Rufes.
»Sterncolonel Ravill Pryde«, schrie Joanna in ihr Mikro und verdrehte den flexiblen Bügel in ihrer Hand, als sie es dichter an den Mund führte. »Ich bitte um eine Unterredung über private Verbindung.«
»Einverstanden, Sterncommander Joanna.« In seiner Stimme schien eine seltsame Befriedigung zu liegen. »Sprich, Joanna. Die Zeit ist knapp. Die Wölfe könnten neue Fallen vorbereiten.«
»Ich sollte gegen Natascha Kerensky antreten.«
»Und warum du?«
»Du weißt, warum. Ich bin die älteste Kriegerin unter deinem Befehl. Für mich ist es keine Schande, gegen sie zu kämpfen. Außerdem bin ich die einzige Überlebende der ersten Schlacht um Twycross. Meine enorme Schande wird auf sie abfärben.«
»So sei es. Du hast mich überzeugt, Sterncommander.« Seine Stimme hatte einen seltsamen Unterton, den Joanna nicht genau definieren konnte. Er schien ihr nicht überrascht genug. Außerdem vermißte sie den Widerspruch, den sie erwartet hatte. Dann wurde ihr plötzlich alles klar. Er wollte, daß sie gegen Natascha Kerensky kämpfte. Diese dreckige Freigeburt hatte es vom
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