BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
mitten im Gefecht ist närrisch. Befolge den Befehl. Ich habe nicht nur meinen Rang, sondern auch die Strategie auf meiner Seite.«
»Aber ich…«
»Keine weiteren Proteste. Ich will dich in Reserve halten.«
»Was ist mit meinem Stern?«
»Nur dich. Führe sie ins Gefecht, und zieh dich anschließend zurück, oder ich werde deinen Mech persönlich zerstören!«
In ihrem Zorn fühlte sie sich wie ein Mech, dessen Innentemperatur bedrohlich schnell anstieg. Hatte dieses Stravag Wolfsgezücht sie in diese Lage gebracht, um ihre Schande noch zu vergrößern, so daß er sie leichter auf die Heimatwelten zurückschicken konnte?
Oder vielleicht hatte er gar kein Motiv; er haßte sie einfach so sehr, daß er sie automatisch erniedrigte. Dabei hatte sie ihm entscheidende Informationen geliefert. Das allein hätte ausreichen müssen, ihr das Privileg einer Position im Zentrum des Gefechts zu verdienen.
War der Mann doch ein Verräter, der Spion, wie sie es ursprünglich angenommen hatte? Versuchte er, den Hinterhalt gelingen zu lassen? Vielleicht hatte Kael Pershaw sich geirrt. War Ravill Pryde irgendwie schon vor seinem Positionstest bei den Jadefalken eingeschleust worden, war sein Sieg arrangiert, sein Blutname gekauft, war er zur Falkengarde überstellt worden – alles nur, um sicherzustellen, daß die Wölfe in einem Widerspruchstest, den niemand hätte vorhersehen können, einen Sieg errangen?
Ihr Verstand stellte fest, daß ein solcher Plan selbst für Clan Wolf zu weit hergeholt und hellsichtig wäre. Kein Clanführer, nicht einmal die Wissenschaftlerkaste konnte sich auf eine derart präzise Abfolge von Ereignissen verlassen. Ravill Pryde mußte ein Jadefalken-Krieger sein. Sie hatte eine Festigkeit in seiner Stimme bemerkt, die darauf hinwies, daß er tatsächlich einen Plan hatte und sie Teil dieses Planes war. Für den Augenblick mußte sie ihm das glauben. Sie würde es ihm glauben. Es war die einzige vernünftige Erklärung für seine Aktionen.
Wie ein Feigling bellte sie Befehle für ihren Stern und bewegte ihre Nemesis anschließend vom Kampfgeschehen fort.
Sofort klang Dianas Stimme über Funk. »Joanna! Was machst du?«
»Fehlfunktion. Ich bin gleich wieder da.«
»Von hier sieht alles in Ordnung aus.«
»Keine Insubordination.«
Ich klinge wie Ravill Pryde. Schlimmer noch, ich lüge schon wieder. Dieses Zwischenspiel als Spionin scheint mich gründlich verdorben zu haben.
»In der Zwischenzeit, MechKriegerin Diana, erwarte ich, daß du dich tapfer schlägst. Und vergiß nicht, ein Auge auf die Zwillingsanzeige zu haben, frapos?«
»Pos«, erwiderte Diana mißmutig. »Zwillingsanzeige« war der Deckname, auf den sie sich für den Fall geeinigt hatten, über eine offene Funkverbindung von Cholas und Castilla reden zu müssen. Es würde für die anderen Krieger seltsam klingen, aber es bestand wenig Gefahr, daß die beiden Wolfs-Agenten es auf sich bezogen.
Die Schlacht verschwand von ihrem Sichtschirm. An die Stelle der Feuerschläge traten wirbelnde, tanzende rote Sandschleier, und die Arbeit der Kampfkolosse wurde zu einem unsicher ruckelnden Muster von Lichtpunkten auf den Ortungsschirmen.
In der Hitze der Ebene fühlt sich die Pilotenkanzel an, als liefe der ganze Mech Gefahr zu überhitzen. Aber die Wärmeskala zeigt normale Werte an. Es ist ein seltsames leises Knirschen zu hören, wenn der Sand über die Mechoberfläche scheuert. Gelegentlich wirken die durch die Sandwirbel auftauchenden Mechs in der Ferne wie die Kampfszenen eines Alptraums, rotstichig und mit zuviel Schatten. Beschädigte Mechs stolpern vorbei, auf dem Weg zu den wartenden Techs für provisorische Reparaturen.
Noch frustrierender als das Zusehen war das Lauschen über Funk. Kühle Pilotenstimmen reagierten auf Angriffe, meldeten Beschädigungen, spornten einander mit Lob und Warnungen an. Ravill Pryde hatte die Lage fest im Griff, schnarrte Befehle und meldete seine Erfolge, ohne die Leistungen anderer zu unterschlagen. Joanna wurde mit jeder Sekunde wütender, rachsüchtiger. Was würde sie sagen können, wenn die Schlacht vorbei war? Daß sie bewiesen hatte, wie gut sie in tiefster Reserve stehen konnte? Ravill Pryde hatte ihr nicht einmal die Nachhutaufgabe zugewiesen, die Reparaturen zu leiten oder Reservekräfte zu organisieren. Sie wollte nicht glauben, daß Ravill Pryde sie hinters Licht geführt hatte, aber der Gedanke kam mit beunruhigender Regelmäßigkeit wieder in ihr hoch.
Da sie nichts anderes zu tun hatte,
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