BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
Hochebene noch gespenstischer. Von den nachglühenden Scheiten der Lagerfeuer stiegen dünne, geistergleiche Rauchfäden zum Himmel. Diana, die sich an ihre Witze über Gespenster in der vergangenen Nacht erinnerte, fühlte einen kalten Schauer ihren Rücken hinabrieseln. Fahrzeuge standen verlassen herum, und tiefe Löcher im Boden zeugten von den Bewegungen der gewaltigen BattleMechs. Ein Teil der Steine war von den Feuerzungen der Sprungdüsen rußgeschwärzt, und als letztes Souvenir der davongesprungenen Mechs hing ein öliger Brennstoffgeruch in der Luft.
»Was für Freigeburten!« stieß Cholas aus, als sähe er das Lager zum erstenmal. »Haben sie wirklich gedacht, sie könnten den Jadefalken den Sieg stehlen? Abschaum!«
»Was erwartest du von Wölfen?« meinte Castilla. »Sie fürchten uns wie der Tag die Nacht.«
»Was?« stieß Diana unabsichtlich aus. »Wie der Tag die Nacht fürchtet?«
Castilla zog die Brauen hoch. Die Geste ließ sich als Verachtung Dianas Unwissenheit gegenüber auslegen. »Das war ein Spruch, den eine unserer Falknerinnen gerne benutzte. Sie pflegte zu sagen: Ihr werdet mich fürchten wie der Tag die Nacht, und ich werde die Nacht für euch sein, meine dummen Fälkchen.«
Einen Moment glaubte Diana ihr beinahe, besonders, als Castilla ihre Erklärung beendete, indem sie ihren schiefen Mund auf eine Weise verzog, die beinahe einem Lächeln glich. Castillas Erklärung war durchaus glaubhaft. Aus ihrer eigenen Ausbildungszeit wußte Diana, daß Falkner gelegentlich zu bombastischen Sprüchen neigten, wenn sie vor ihren Kadetten standen. Aber das bewies nur, daß Cholas und Castilla, deren Reaktion auf das verlassene Lager Diana leicht überzogen schien, irgendeine Art militärische Ausbildung genossen hatten. Das machte sie aber noch nicht zu Jadefalken, und würde sie auch nicht dazu machen, weder zu Falken der neuen Art noch irgendeiner anderen.
Die drei wanderten durch das Lager auf den Rand des Plateaus zu, die Waffen im Anschlag für den Fall, daß die Wölfe jemand im Hinterhalt zurückgelassen hatten. Aber das Lager war völlig leer. Wie erwartet. Trotz ihrer verschlagenen Art war Natascha Kerensky eine Kriegerin, auf deren Wort Verlaß war. Wenn sie erklärte, daß sie ihre Truppen angewiesen hätte, das Lager zu verlassen, dann waren sie auch wirklich fort.
Die Schrotthaufen waren zurückgeblieben, noch höher und breiter als in der vorherigen Nacht. Im schwachen Abendlicht wirkten sie auf Diana wie Heuhaufen, ein Vergleich, der den wenigsten Jadefalken in den Sinn gekommen wäre. Aber die hatten ja auch nicht wie Diana in einem Freigeborenendorf gelebt.
Cholas und Castilla, die jetzt vor Diana hergingen, wurden schneller, als sie sich dem Klippenrand näherten. Er flüsterte ihr etwas zu, und sie nickte. Diana zuckte zusammen und wurde langsamer. Sie hielt bewußt Distanz, ließ die beiden jedoch nicht aus den Augen. Gleichzeitig hielt sie Ausschau nach Deckungsmöglichkeiten, für den Fall, daß es nötig würde.
Alle drei konnten die Schritte der beiden Omni-Mechs im Innern der Schneise hören. Das Echo der Schlucht verlieh den Geräuschen einen ungewöhnlichen Hall. Diana achtete besonders auf den Klang der Nemesis und erkannte sofort, daß Joanna ihre Maschine auf der Felslawine zum Stillstand gebracht hatte. Jetzt, wo sich nur noch einer der Mechs bewegte, wurde der Klang aus der Schlucht noch hohler und gespenstischer. Bevor die drei den Rand erreicht hatten, hielt auch Natascha ihren Höhlenwolf an, und eine unheilvolle Stille senkte sich über die Szenerie.
Dann ein Schuß. Ein Lichtblitz zuckte über den Klippenrand und zeichnete die Schrotthaufen nach, bevor er verblaßte. Anschließend schien das Plateau dunkler, als sei plötzlich die Nacht hereingebrochen, angekündigt durch den ersten Feuerstoß des Duells. Aber Diana wußte, daß die Nacht auf Twycross schnell kam.
Eine Nacht so dunkel, daß sie die Wahrnehmung verzerrte. Die Dunkelheit machte sie besonders wachsam.
Zu ihrem Glück, denn in diesem Augenblick wirbelten Cholas und Castilla herum und eröffneten das Feuer.
Der Höhlenwolf bewegte sich nicht. Natascha Kerensky überließ Joanna den ersten Zug.
Tja, wir könnten natürlich so stehenbleiben und versuchen, einander niederzustarren. Sie will, daß ich aktiv werde, also werde ich aktiv.
In langsamen Schritten bewegte Joanna die Nemesis vorwärts. Nach fünf Schritten feuerte sie die PPK ab. Die krachende Entladung purer Energie schlug in die rechte
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