BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
Aber etwas solltest du begreifen: Niemand macht mir Vorschriften. Ich tue nicht, was meine Gegnerin für richtig hält. Ich tue, was ich für richtig halte.«
»Ach, du bist unabhängig?«
»Ich bin Jadefalke!«
Ohne auf ein weiteres Wort von Natascha zu warten, feuerte Joanna eine KSR-Salve auf die Felsformation an der Klippenwand oberhalb des Höhlenwolf ab. Sie hatte die Raketen nicht direkt auf den Mech abgeschossen, weil sie sich noch nicht sicher war, ob ihr vorhergehender Angriff Kerenskys Raketenabwehrsystem hatte beschädigen oder vielleicht sogar zerstören können, und noch war Joanna nicht bereit, eine Salve zu verschwenden. Die Raketen sprengten eine kleine Felslawine ab. Natascha Kerensky reagierte augenblicklich, indem sie mit ihrem Höhlenwolf einen Schritt auf die Nemesis zu machte, so daß der größte Teil der Felsbrocken ihre Maschine verfehlte. Nur einzelne Randstücke schlugen etwas Panzerung von Schultern und Rücken des Mechs.
Sie rückte gegen die Nemesis vor. Gaussgeschütz und Laser feuerten. Joanna fühlte ihren Mech gefährlich nach hinten kippen, als er eine ganze Reihe schwerer Treffer einstecken mußte. Sie antwortete mit konstantem PPK-Feuer, das immer wieder im Höhlenwolf einschlug. Viele der Schüsse prallten von den Wänden der Schneise zurück. Felsen und Panzerfragmente schienen geradezu in einem Sturmgetose durch die Luft zu wirbeln.
Joanna, deren Mech höher aufragte, senkte ihre LB-X Autokanone und zielte auf die KSR-Lafette des Höhlenwolf. Ein Schuß, der mörderisch, aber auch selbstmörderisch ausgehen konnte. Beinahe wurden ihre Befürchtungen war, als die Explosion der vollbestückten Lafette die Schneise erbeben ließ und ein Schrapnellhagel auf die Nemesis einprasselte. Joanna war gezwungen, ihren Kampfkoloß einige Schritte zurückweichen zu lassen, die leichte Steigung hinab, die den Beginn des Grabhügels der ursprünglichen Falkengarde kennzeichnete. Als der Qualm sich verzogen hatte und die Trümmer zu Boden gefallen waren, mußte sie feststellen, daß der Höhenvorteil sich ins Gegenteil verkehrt hatte. Von der Kuppe des Hügels blickte der Höhlenwolf auf sie herab, seine linke Schulterlafette ein Trümmerstück. Natascha Kerensky ließ nicht locker. Sie nutzte ihre verbliebene Bewaffnung rücksichtslos und effektiv. Joannas Mech steckte einen Treffer nach dem anderen ein.
Diana hockte eine ganze Weile hinter einem großen Felsen und versuchte herauszubekommen, wo Cholas und Castilla steckten. Ihr Rückzug war alles andere als angenehm gewesen, aber sie hatte keine andere Wahl gehabt. Statt zu versuchen, zwei auf sie gerichtete Waffen niederzustarren, hatte sie sich lieber zu Boden geworfen, zwei wirkungslose Feuerstöße abgegeben und sich beiseite gerollt, um dann aufzuspringen und loszulaufen. Sie hatte keinen Bedarf an einem Feuerwechsel gehabt. Nicht, wenn sie eine bessere Gelegenheit abwarten konnte.
Jetzt, in Deckung hinter dem Felsen, fragte sie sich, warum die beiden sie nicht verfolgt hatten. Sie waren offensichtlich aus irgendeinem Grund geblieben, wo sie waren.
Haben sie eine Art Plan ausgeheckt, als sie sich unterhalten haben, bevor sie das Feuer auf mich eröffneten? Einen Plan, bei dem es um mehr geht als um meine Beseitigung? Einen Plan, der möglicherweise Einfluß auf das unter uns ablaufende Gefecht haben könnte? Es muß etwas in dieser Art sein, warum hätten sie sonst versucht, mich umzubringen?
Nach dem ersten Schuß und Lichtblitz war es in der Großen Schneise wieder still geworden. Das war ungewöhnlich, ungewöhnlich für jede Art von Gefecht, und ganz besonders für eines, an dem eine Jadefalken-Kriegerin beteiligt war. Sie fragte sich, was da unten vorging. Zunächst schien die Dunkelheit total, aber dann gewöhnten sich Dianas Augen an die Sichtbedingungen, und sie glaubte, eine Bewegung in der Nähe der Klippe auszumachen, auf der anderen Seite der WolfsTransportfahrzeuge. Wie zur Bestätigung hörte sie einen Motor anspringen. Mehr Ansporn brauchte sie nicht, um die Deckung des Felsens zu verlassen und auf das Fahrzeug zuzurennen. Sie war sich nicht sicher, was Cholas und Castilla planten, aber sie wußte, daß sie die beiden aufhalten mußte.
Beinahe im selben Augenblick brach unten in der Schneise der Kampf wieder los. Das Mündungsfeuer zuckte wie Blitzschläge durch die Nacht. Das Krachen der Explosionen war ohrenbetäubend.
Joanna fühlte sich wie durch die Mangel gedreht. Ein Treffer nach dem anderen schüttelte ihre
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