BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
Rumpfhälfte des gegnerischen Mechs. Panzerung flog davon und prallte von den Wänden der Schlucht ab. Der Höhlenwolf wich einen Schritt zurück, eine Reaktion, die Joanna überraschte. Sie hatte gehofft, durch eine Konzentration des Beschusses auf die rechte Seite sein Raketenabwehrsystem zu beschädigen, und möglicherweise hatte sie sogar einen Glückstreffer landen können. Sie stellte das Feuer ein und blieb, wo sie war, forderte Natascha Kerensky zu einer Antwort heraus.
Aber der nächste Zug der Wolfskriegerin war eine Überraschung. Statt zu feuern rief sie Joanna über Funk an. »Sterncommander Joanna, ich geb dir Gelegenheit zum Rückzug. Die Bruchstücke unserer Panzerung werden von den Schluchtwänden abprallen und selbst zu Geschossen werden. Wir werden einander an der Kehle hängen und auf den einen Glückstreffer warten, der die Entscheidung bringt. Darin liegt kein Können, keine Gelegenheit für uns, unsere Fähigkeiten zu beweisen.«
Joanna war zu verwirrt für eine schnelle Entgegnung.
»Sterncolonel Ravill Pryde hat diese Herausforderung bereits mit dir besprochen«, erwiderte sie.
»Wenn du aufgibst, gehört die Schneise Clan Jadefalke, und der Sieg in dieser Schlacht ist unser.«
»Du mißverstehst mich, Joanna. Ich geb nicht auf. Ich geb dir eine Chance, die Chance, deine alte Erniedrigung nicht noch mal zu wiederholen. Ich geb dir eine Chance, unsterbliche Schande in den Annalen deines Clans zu vermeiden.«
Joanna war derlei nicht gewohnt, aber sie wußte, daß sie ablehnen würde, selbst wenn sie die Motive hinter diesem Handeln verstanden hätte. »Du sprichst von Schande, Natascha Kerensky. Was ist mit der Schande des Rückzugs, den du mir vorschlägst? Das würde sich in den Annalen kaum gut machen.«
»Wenn er überhaupt verzeichnet würde. Oder dein Name erwähnt. Du bist bloß eine unbedeutende Kriegerin, Joanna, von der Art, deren Namen nur selten überliefert werden. Ich bin bereit, eine direkte Herausforderung gegen Ravill Pryde auszusprechen, neben der diese kleine Begegnung so unbedeutend wird, daß sich später kein Schwein daran erinnert.«
»Deine Feigheit ist ebenso offensichtlich wie die Verluderung deiner Sprache, Natascha Kerensky. Ich habe keine Angst vor dir.«
»Das hab ich auch keinen Moment angenommen. Ich wollte bloß dieses läppische Geballere abschließen, um ein…«
»Ich werde dich töten, Natascha Kerensky.«
Nataschas Gelächter war so laut, daß es Joanna selbst über die Funkleitung in den Ohren schmerzte. »Wenn ich dich näher kennen würde, wärst du wahrscheinlich ganz nach meinem Geschmack, Sterncommander Joanna. Es ist schade, daß wir kämpfen müssen. Du bist sicher nur dank der Hinterhältigkeit deines Kommandeurs hier. Ich weiß alles von ihm. Eine Ratte, die…«
»Halt den Mund, Natascha. Ich weiß von deinen Spionen. Ich weiß, daß sie dir erst letzte Nacht Bericht erstattet haben. Ich weiß…«
Sie unterbrach sich. Plötzlich war ihr klar, daß sie möglicherweise schon zuviel gesagt hatte. Das Gespräch zwischen ihr und Natascha Kerensky fand über eine offene Leitung statt. Ohne Zweifel hörte Ravill Pryde mit. Er würde alles über die Spione wissen wollen, und Joanna würde antworten müssen. Aber jetzt und hier, während dieses seltsamen Zwiegesprächs mit der Wolfs-Khanin, schien das alles ohne Bedeutung.
»Ich weiß nicht, woher du das weißt«, stellte Natascha leise fest, »aber ich bin beeindruckt. Du bist schlauer, als ich dachte. Ich mache dir einen Vorschlag. Auf der Vorhangebene können wir unter faireren Bedingungen kämpfen. Dieselben Bedingungen, aber der Kampf wird uns Kriegerinnen angemessener verlaufen, als wenn wir uns hier gegenseitig an die Wände der Schneise klatschen.«
»Und was wirst du tun, wenn ich zustimme? Mich von hinten angreifen, während ich die Schneise verlasse? Es ist offensichtlich, daß wir nicht nebeneinander hinaus können.«
»Ich werde hier warten, bis du auf der Ebene bist, und dir erst dann folgen.«
»Du bist eine Kriegerin des Wolfsclans. Du hast auf dem Plateau dort oben einen Hinterhalt vorbereitet, in der Hoffnung, die Falkengarde in die Schneise zu locken und ihre historische Schande zu wiederholen. Jetzt willst du hier nicht kämpfen, weil es ohne den Hinterhalt unbequem ist. Warum sollte ich dir vertrauen?«
»Ich bin Natascha Kerensky. Mein Wort ist…«
»Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Natascha Kerensky, wahrscheinlich ist deinem Wort tatsächlich zu trauen. Ich gehe davon aus.
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