BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
Höflichkeit seinen Untergebenen gegenüber bekannt war.
Er nahm das Blatt auf, um es sich näher anzusehen. Dadurch ging das zusätzliche Licht verloren, und er legte es mit einer heftigen Bewegung zurück. Dadurch drückte er mehrere Tasten, und ein Buchstabensalat erschien auf dem Bildschirm. Als er das Papier etwas anhob, blieb nur eine Taste gedrückt und produzierte zeilenweise, bis er die Hand ganz von der Tastatur hob und den Bildschirm löschte. »Nun, Huddock«, erklärte er schließlich. »Die einzige Folgerung, die ich daraus ziehen kann, ist, daß Clan Wolf irgendwie Spione in Jadefalken-Einheiten eingeschleust hat.«
»Genauso interpretiere ich es auch, Kael Pershaw. Der Schlüsselbegriff hier scheint Wahlbürger zu sein.«
»Und wieso das?«
Pershaw hatte großen Respekt vor Huddocks Urteil. Nur deshalb hatte er ihm trotz einer reichlich mittelmäßigen Laufbahn solche Autorität zugestanden. Huddock war es zwar gelungen, einen Blutnamen zu erringen, aber er litt unter einer Abweichung, die ihn daran hinderte, einen Mech kompetent über den Neurohelm zu steuern – Techs nannten diese Behinderung gelegentlich Hirnweiche. Huddocks Glück war es gewesen, daß er Pershaws Aufmerksamkeit erregt hatte, und Pershaw hatte den Krieger als seinen Coregn – seinen Adjutanten – in den Stab der Jadefalken-Wache geholt, eine Entscheidung, die er bisher nicht bereut hatte.
Huddock wirkte ebenso durchschnittlich wie seine militärische Karriere. Sein Gesicht war rundlich, und seine Augen zeigten einen konstanten Ausdruck tiefer Konzentration. »Wahlbürger ist eine Übersetzung von Burgess, und Burgess war vor etwa tausend Jahren ein berühmter terranischer Spion.«
»Er muß ein sehr guter Spion gewesen sein, wenn sein Name bis heute überdauert hat.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Die Namen von Verrätern überdauern häufig, selbst wenn ihre Taten längst vergessen sind. Jedenfalls weiß ich, daß Burgess Engländer war.«
»Engländer waren, glaube ich, für ihre Verschlagenheit bekannt.«
»Davon weiß ich nichts.«
Kael Pershaw studierte den Bericht. »Wie können wir herausfinden, welche Einheiten auf diese Weise unterwandert wurden?«
»Das wird schwer, ist aber nicht unmöglich. Durch den Waffenstillstand gibt es derzeit zwei Arten von Truppenbewegungen. Die meisten Einheiten sind in festen Stellungen und bewegen sich nur, wenn ihre Kommandeure eine andere Clan-Einheit herausfordern oder einen Überfall starten wollen. Agenten könnten auf zweierlei Art zu einer Einheit stoßen. Wenn er jung genug ist, könnte ein Spion sich als neuer freigeborener Krieger tarnen, der soeben seine Ausbildung abgeschlossen hat.«
Kael Pershaw nickte nachdenklich. Der Ausdruck seines vernarbten Gesichts war nicht zu lesen. »Sehr gut, Huddock. Es wäre nicht weiter schwierig, den Kodax eines jungen Kriegers so zu verändern, daß er mit dem eines anderen übereinstimmt. Ein frisch erstellter Kodax ist nicht annähernd so umfangreich wie der eines Veteranen.«
»Genau. Sobald die Fälschung abgeschlossen ist, springt der Spion an Bord des nächsten Sprungschiffs in unsere Besatzungszone und meldet sich bei einer Einheit.«
Pershaw konnte seine Wut nicht unterdrücken. »Wenn irgendeine dreckige Freigeburt einen frisch qualifizierten Jadefalken-Krieger umgebracht hat, um dessen Platz einzunehmen, werde ich persönlich dafür sorgen, daß ihr bei lebendem Leib die Haut abgezogen wird.«
»Die Spione sind keine echten Freigeborenen, Kael Pershaw.«
Der Einwand war so typisch für Huddocks Denkweise, daß sie Pershaw zum Lachen brachte. »Ich habe Freigeburt in der obszönen Bedeutung benutzt, nicht der faktischen, Huddock.«
»Oh, ich verstehe.«
»Was ist die andere Möglichkeit der Infiltration?«
»Nu, ahm, wir sind seit einer Weile dabei, zahlreiche ältere Krieger zu ersetzen, und…«
»Krieger meines Alters?«
Deval Huddock, der auch für Ironie keinerlei Ader hatte, wirkte peinlich berührt. »Ich würde Alter nicht in Jahren messen, Sterncolonel Kael Pershaw. Es sollte eine Funktion der Leistung sein. Alte ClanKrieger sind solche, deren Gefechtsleistung fragwürdig geworden ist, und deren Versetzungen nicht vom Nützlichkeitsprinzip diktiert werden.«
Pershaw lachte. »Du bist ein Diplomat, Huddock. Vielleicht sollten wir einen Botschafter aus dir machen.«
»Ich würde den Auftrag als Ehre betrachten.«
»Wenn du mir weiter gute Dienste leistest, sollte ich mir vielleicht überlegen, ob ich dich nicht in den
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