BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
diplomatischen Dienst versetzen lasse, Huddock, frapos?«
Wie üblich bekam Huddock den Sarkasmus der Frage nicht mit. »Ich wünsche nur, der Wache zu dienen, solange ich hier gebraucht werde, Kael Pershaw.«
»Eine diplomatische Antwort, wenn auch vielleicht keine weise. Die Wache muß sich erst noch den Respekt der Jadefalken-Krieger verdienen. Die meisten von ihnen betrachten alles außer Schlachtfeldabschüssen als unter ihrer Würde.«
Huddocks fand es besonders diplomatisch, auf Kael Pershaws verbitterten Kommentar nicht zu antworten. Nach einer kurzen Stille nahm er den Faden des vorhergegangenen Gesprächs wieder auf.
»Viele unserer alten Krieger werden zu Solahma-Einheiten versetzt. Da wir zur Zeit wenig Bedarf an Einheiten dieser Art für Selbstmordmissionen haben, werden sie hauptsächlich für weniger wichtige Wachaufgaben und gelegentlich für Überfälle eingesetzt, die für reguläre Jadefalken-Krieger, sagen wir, etwas unehrenhaft wären. Die Versetzung von Solahma-Personal wird nicht allzu genau kontrolliert. Niemand interessiert sich groß für die Kodaxe von Solahma-Kriegern. Sie sterben ohnehin bald.«
»Ja, das stimmt. Für einige von uns, selbst auf der Kommandoebene, rangieren die alten, verbrauchten Krieger kaum höher als Freigeborene. Ich kann mir vorstellen, daß Kommandeure ihre Versetzungen beschleunigen, nur um sie los zu werden.«
»Einige ältere freigeborene Krieger werden auch zu Solahmas versetzt.«
»Logisch, logisch. Und ich sehe, worauf du hinaus willst, Huddock. Es ist recht einfach, in eine solche Einheit einen Spion einzuschleusen, insbesondere, da Truppen und Offiziere von minderer Qualität sind und die Moral in der Regel dermaßen schlecht ist, daß es kaum zu engeren Beziehungen unter den Mitgliedern kommt. Ich frage mich allerdings, was es für einen Sinn hätte, Solahmas für die Geheimdienstarbeit einzusetzen?«
»Nun, wie bei jeder Geheimdienstarbeit besteht die Aufgabe auch hier vor allem im Sammeln von Informationen. Einen aufmerksamen Agenten kann man überallhin setzen, und er wird etwas mitbekommen, was sich als nützlich erweisen kann. Und wir wissen, daß sich die Wölfe weitaus stärker auf Agenten und Informanten stützen als wir.«
»Bis jetzt.«
»Verzeihung?«
»Ich denke, wir sollten einen eigenen Agenten in eine dieser Senioreneinheiten einschleusen, Huddock. Was dem einen recht ist…«
»Dem einen recht, Kael Pershaw?«
»Du überraschst mich, Huddock. Du kennst einen englischen Spion des vorigen Jahrtausends, aber ein simples Sprichwort kennst du nicht?«
»Wenn es eine Datei darüber gibt, kann ich es lernen.«
»Laß es, Huddock. Ich habe andere, wichtigere Aufgaben für dich. Und, danke. Deine Einsichten waren nützlich. Ab jetzt werde ich mich um das Projekt kümmern.«
Nachdem Huddock gegangen war, lehnte Kael Pershaw sich zurück und überdachte sein Dilemma. Der Jadefalken-Arm der Clanwache besaß kein aktives Spionagenetz. Nahezu seine gesamten Aktivitäten waren darauf gerichtet, Informationen abzufangen und zu interpretieren. Das lag daran, daß die Clans, und die Jadefalken ganz besonders, verdeckte Operationen als eines Kriegers unwürdig ansahen. Das Sammeln von Informationen war eine andere Sache – Informationen waren Munition. Er würde seinen Stab daransetzen, die Dokumente aller Neuankömmlinge in Jadefalken-Einheiten zu überprüfen. Vielleicht gab es Diskrepanzen. Jedenfalls würde das Aussieben solcher Eindringlinge nach akzeptierten Prozeduren erfolgen.
Aber die Senioreneinheiten – das war eine andere Sache. Hier spielte Ehre keine Rolle. Er brauchte eigene Agenten. Es war eine radikale Idee, eigene verdeckte Ermittler der Wache einzusetzen, aber sie konnte funktionieren.
Und beinahe augenblicklich wußte Kael Pershaw eine alte Kriegerin, die für einen solchen Auftrag perfekt geeignet war. Niemand, weder im Wolfsclan noch irgendwo anders, würde jemals eine derart übelgelaunte, verbitterte und generell unsympathische Kriegerin verdächtigen, eine Spionin zu sein.
9
Falkengarde-Hauptquartier, Pattersen
Sudeten, Jadefalken-Besatzungszone
7. Juli 3057
Die Clan-Mythologie kannte kaum Götter, nur die generelle Vorstellung einer möglichen höheren Intelligenz, die über das Chaos re
gierte. Je mehr Systeme entdeckt wurden, um so unwahrscheinlicher schien die Existenz einer höheren Macht. Oder vielleicht auch um so wahrscheinlicher – da die gewaltige Ausdehnung des Universums eine Erklärung dafür bot, warum die Götter
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