BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
können. Wenn ein qualifizierter Wahrgeborener hierher versetzt wird, werde ich deine Ernennung möglicherweise überdenken. Bis dahin bist du Coregn. Wie du weißt, steht dir dagegen kein Widerspruch zu. Jetzt darfst du wegtreten.«
Nachdem sie gegangen war, verstand Diana nicht so recht, was sich gerade zugetragen hatte. Sie hatte Ravill Prydes Quartier in der Erwartung betreten, für den Kampf mit Cholas und Castilla gemaßregelt zu werden, und verlassen hatte sie es als Kriegerin im genetischen Limbo – und Coregn.
Es war schon schwer genug, das zu verdauen. Noch schwieriger war die Vorstellung, es Hengst zu erzählen.
Noch schlimmer, es Joanna zu erzählen.
11
Falkengarde-Hauptquartier, Pattersen
Sudeten, Jadefalken-Besatzungszone
13. Juli 3057
Joannas Träume wurden immer chaotischer, genau wie ihr Leben.
In ihrem wiederkehrenden Alptraum verwandelte Aidan sich noch immer in einen BattleMech, jedesmal in ein anderes Modell, aber jetzt packte er sie mit der Mechhand und hob sie empor. Er hob sie zum Mechkopf hoch und hielt sie dicht an das Cockpit, und wenn sie hineinschaute, sah sie Ravill Pryde an den Kontrollen. Der Schock dieses Anblicks genügte jedesmal, sie aufschrecken zu lassen.
In etwas mehr als zwei Wochen sollte sie sich in Richtung ClanHeimatwelten einschiffen. Wenn sie daran dachte, schien der Zorn die Kontrolle über ihren Körper zu übernehmen. Ihr Herz raste, ihre Glieder spannten sich zum Zerreißen an, und sie verspürte den unbändigen Drang, etwas zu zerschlagen. Sie haßte den Gedanken, eine Amme zu werden, selbst eine Chefamme.
Dieser Stravag hat selbst meine letzten Tage hier noch ruiniert. Erst holt er Hengst in seinen Befehlsstern, und jetzt macht er Diana zur Coregn. Er befördert einen Freigeborenen nach dem anderen und schürt gleichzeitig in den Rängen den Haß auf sie.
Sie fragte Hengst, was der neue Kommandeur vorhatte. Das Gespräch fand eines Morgens in ihrem Quartier statt, nur eine Stunde, nachdem sie aus einem lebhaften Traum aufgewacht war.
»Was er vorhat?«
»Mit diesem ganzen zusätzlichen Training, den Versetzungen, deiner und Dianas, der Überkorrektheit, den Berichten und all den Regeln.«
»Was gefällt dir daran nicht?«
»Was könnte mir daran gefallen? Der Mann ist unclangemäß.« »Willst du meine, wie soll ich sagen, Interpretation?«
Interpretation war kein Wort, das Joanna zusagte. Es ähnelte zu sehr der Entzifferung des Unentzifferbaren. »Sprich weiter, Hengst.«
»Ravill Pryde ist von Aidan besessen.«
»Besessen?«
»Überleg mal. Bei seinem Positionstest vollführt er einen legendären Kadettentrick und findet dann heraus, daß der Kadett, der die Legende begründete, Aidan Pryde war, der Held von Tukayyid. Er ist außerordentlich stolz darauf, denselben Blutnamen wie Aidan zu tragen, den er vergöttert. Er trifft hier auf Sudeten ein, wo er die Überreste von Aidans Einheit kommandieren soll. Dann holt er mich in den Befehlsstern. Wieso?«
»Du hast dich ebenfalls als Held ausgezeichnet. Du weißt es vielleicht nicht, aber es ranken sich Legenden um dich.«
»Nur Geschichten am Lagerfeuer. Meine Versetzung zum Befehlsstern hat nichts mit meiner Erfahrung zu tun. Es liegt ausschließlich daran, daß ich Aidans Freund war und an seiner Seite gekämpft habe. Darum will Ravill Pryde mich auch an seiner Seite haben.«
»Ich war auch auf Tukayyid. Ich habe Seite an Seite mit Aidan gekämpft. Und wie verächtlich behandelt Ravill Pryde mich?«
»Ich weiß auch nich' warum, Joanna. Vielleich', weil du bald verschwindest und für ihn keinen Wert hast. Oder vielleich', weil du nicht zu seiner fröhlichen Art paßt. Du bist die Nacht und er is' das Sonnenscheinchen der Einheit.«
»Läßt er dir in seiner Anwesenheit so eine Gossensprache durchgehen?«
»Nicht die kleinste Nachlässigkeit.«
»Und du gehorchst ihm?«
»Meistenteils.«
Joanna grunzte und wandte den Blick ab. Sie dachte an ihren Traum und an Ravill Pryde im Cockpit von Aidans Mech. Ravill Pryde, der vorgab Aidan zu sein. Vielleicht hatte Hengst recht, und sie sah es im Traum genauso. »Was ist mit Diana? Warum hat er sie zur Coregn gemacht?«
»Diana hat mir erzählt, daß Ravill Pryde ihre Vergangenheit kennt. Verstehst du die Implikation?«
»Halt es einfach.«
»Diana ist Aidans Tochter. Ravill Pryde ist besessen von Aidan. Er holt sie auf eine Position in seiner Nähe. Es ist, als wolle er Aidans Platz als ihr Vater einnehmen.«
»Du könntest recht haben. Gestern habe ich bemerkt,
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