BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
gefunden und mitgenommen. Neun Monate später war Diana geboren worden. Watson sagte aus, daß Diana die Tochter Peris und Aidans war. Die Unterlagen enthielten keine Einzelheiten der Geburt, da Aidan zur Unperson geworden war. Erst viele Jahre später sollte er wieder in Erscheinung treten, als er seine wahre Identität preisgab, nachdem er einen Plan entwickelt hatte, um die Wölfe bei Glory Station zu besiegen Watson hatte sich ausschließlich zur Befriedigung der bürokratischen Anforderungen als Vater eintragen lassen.
Diana hatte Watson gekannt, allerdings nie als Vater. Sie hatte ihre frühe Jugend auf der Wissenschaftsstation verbracht. Er war ein Mann von immensem Leibesumfang gewesen, mit einer schludrigen, sarkastischen Art zu sprechen.
»Du siehst also, Diana, daß du zwar eine Freigeborene bist, aber gleichzeitig mehr als eine Freigeborene.«
»Ich verstehe nicht«, sagte sie, und legte den Bogen bewußt schief zurück. Ravill Pryde antwortete erst, nachdem er das Papier wieder ausgerichtet hatte.
»Du existiert in einem Zustand zwischen Freigeburt und Wahrgeburt. Ja, du wurdest in der widerlichen Manier der Freigeborenen gezeugt und geboren, aber betrachten wir andererseits, wer deine Bluteltern waren. Für eine Freigeborene ist dein genetisches Erbe erstaunlich. Ich habe nie etwas ähnliches gesehen. Zunächst waren deine Eltern beide kanistergeboren. In der Regel haben Freigeborene nur ein wahrgeborenes Elternteil. Zwei sind definitiv eine Seltenheit. Zweitens waren Aidan und Peri nicht nur wahrgeboren, sie stammten aus derselben Geschko. Das sichert dir ein ausgezeichnetes Generbe. Technisch hat deine Erbmasse nahezu die Reinheit einer Wahrgeborenen. In meinen Augen macht dich das zu mehr als einer Freigeborenen.«
»Machst du mich zur Wahrgeborenen?«
»Diana, du weißt, daß ich das nicht kann. Jede Art der Befriedigung, die du aus dem Wissen ziehst, unter den Freigeborenen genetisch bevorzugt zu sein, muß rein persönlicher Natur bleiben. Natürlich bleibst du Wahrgeborenen untergeordnet.«
»Womit ich in einer Art Limbo hänge?«
»Woher kennst du den Ausdruck Limbo?«
Diana zuckte die Achseln. »Kann ich jetzt wegtreten?«
»Nein, du kannst nicht wegtreten. Ich verstehe dich nicht, MechKriegerin Diana. Ich erzähle dir etwas, das dich freuen sollte, und du machst dich darüber lustig.«
»Du hast mir nichts erzählt, was ich nicht schon wüßte, abgesehen davon, daß Watson sich für bürokratische Zwecke als mein Vater ausgegeben hat. Daß andere diesen widerlichen Kerl für meinen Vater halten, ist für mich nicht erfreulich.«
»Ziehst du nicht einmal eine gewisse Befriedigung daraus, daß dein kommandierender Offizier dich für mehr als eine bloße Freigeborene hält?«
»Soweit es mich betrifft, kannst du mich Freigeburt schimpfen, bis Sudetens Sonne explodiert, und ich werde nicht, wie du es ausdrückst, befriedigt sein. Du stufst mich doch nur halbwegs zwischen akzeptabel und nicht akzeptabel ein. Aber das ist im Grunde dasselbe wie nicht akzeptabel, weil es so etwas wie halben Respekt nicht gibt. Kann ich jetzt wegtreten? Sterncolonel?«
»Setz dich. Ich werde deine Herkunft nicht mehr erwähnen. Wenn du soweit bist, können wir noch einmal darüber reden. Ich entnehme deinem Kodax auch, daß du bei deiner Ausbildung hohe Lesewerte erzielt hast, und aus den Gerüchten, die im Lager die Runde machen, weiß ich, daß du den größten Teil der Berichte und Unterlagen Sterncommander Joannas für sie abfaßt. Mit so niedrigen Verwaltungsaufgaben bist du verschwendet.«
Ravill Pryde schien von Verschwendung besessen, stellte Diana fest.
»Als MechKriegerin hast du eigentlich nicht den richtigen Rang für deine neue Position, aber das gilt für den Rest der Einheit ebenso. Ich habe entschieden, dich zu meiner Coregn zu machen. Natürlich kannst du als Freigeborene keine vollwertige Coregn werden. Ich werde also spezifizieren, daß diese Ernennung auf Verwaltungsfragen begrenzt ist. Du wirst mich in bestimmten Situationen vertreten, hast aber keinerlei Befehlsgewalt. Und ich entbinde dich von der Verpflichtung, dich mit mir zu paaren, wie es von manchen Coregns erwartet wird. Ehrlich gesagt bezweifle ich, daß ich an der Erfahrung Freude hätte.«
»Weil ich freigeboren bin, frapos?«
»Pos.«
»Ich verstehe. Ich habe noch nie von einer freigeborenen Coregn gehört.«
»Mag sein. Wahrscheinlich gibt es keine. Aber wir befinden uns in einer Gefechtszone, und hier muß man Kompromisse machen
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