BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
schnell, daß die beiden ausgezeichnet zusammenarbeiteten. Keine Sekunde, nachdem einer von ihnen einen Treffer gelandet hatte, schlug der andere von einer anderen Seite zu. Plötzlich erkannte Diana den Wert eines strategischen Rückzugs. Sie fing die Schläge so gut es ging ab und zog sich langsam zurück.
Gerade wollte sie aufgeben und Bewußtlosigkeit mimen, als sie Ravill Prydes Stimme hörte, die den Kampf beendete. Er stieß Castilla und Cholas mit einer für einen so kleinen und hageren Mann überraschenden Stärke beiseite.
»Ah, MechKriegerin Diana. Das ist unannehmbar, eine Freigeburt, die Wahrgeborene zu verschwenderischer Streiterei provoziert. In mein Quartier.«
»Sie haben mich angegriffen.«
»Das ändert nichts. Vielleicht werde ich sie wegen Übereifers zurechtweisen. MechKrieger Cholas und Castilla, ihr könnt wegtreten. MechKriegerin Diana, du kommst mit.«
Keine fünf Minuten später hatten sie Ravill Prydes Büro im HQGebäude erreicht. Diana war von der Ordnung beindruckt. Nicht ein Blatt Papier war am falschen Platz. Er ließ sich in den reichverzierten Sessel hinter seinem reichverzierten Schreibtisch nieder und befahl Diana, auf einer harten Holzbank Platz zu nehmen, die an der gegenü
berliegenden Wand stand. Hinter seinem Schreibtisch wirkte er größer. Der Sessel mußte nach Maß gebaut worden sein, um zu verhindern, daß er hinter der wuchtigen Schreibtischplatte wie ein Kind wirkte. Trotzdem fehlte ihm in Dianas Augen jede Ähnlichkeit mit einem Krieger. Seinen weichen Züge und eher eleganten Bewegungen fehlte die typische Jadefalken-Aura.
Er warf einen kurzen Blick auf ein paar Papiere auf dem Schreibtisch, dann legte er sie in verschiedene Körbe und senkrechte Fächer an der Seite des Schreibtischs ab. Mit der Manschette der gestärkten und gebügelten Uniformjacke polierte er eine Stelle auf der Schreibtischplatte, dann wandte er sich Diana zu. »Ich habe deinen Kodax studiert, MechKriegerin Diana, wie ich es bei allen Kriegern unter meinem Befehl getan habe. Ich habe auch die Dateien des vorherigen Einheitskommandeurs durchgesehen.«
Er sah sie kühl an, als erwarte er die Frage, was er dabei gefunden hatte. Vergiß es, dachte sie.
»Du bist eine höchst interessante Kriegerin, MechKriegerin Diana, besonders für eine Freigeborene. Die meisten Vorgesetzten haben wenig Interesse daran, näheres über Freigeborene zu wissen. Schließlich haben freigeborene Krieger nur wenig Gelegenheit, befördert zu werden, keine Chance, sich um einen Blutnamen zu bewerben, und kaum Ansehen in einer Einheit. Ihre Kodaxe werden selten gelesen und sind häufig auch nicht auf dem neuesten Stand.«
Wieder sah er sie erwartend an, und wieder blieb sie stumm. Er zog ein einzelnes Blatt aus einem der Aktenfächer und betrachtete es einen Augenblick. Plötzlich erkannte Diana, daß er die gesamte Unterhaltung geschickt durch geplante Pausen, Gesichtsausdruck, Betonung und Gestik strukturierte.
»Wie ich sehe, war deine Mutter eine Wissenschaftlerin namens Peri Watson. Es scheint demnach, daß dies der Nachname deines Vaters ist.«
Diesmal gelang es Diana nicht, eine Reaktion zu unterdrücken. »Meines Vaters?«
»Nun, ja. Dieser Watson ist als dein Vater aufgeführt. Das ist doch korrekt?«
»Nicht in einer…« Diana unterbrach sich. Sie hatte das Gefühl, in eine Falle zu laufen. »Ja, er ist mein Vater.«
Ravill Pryde lächelte sie auf die widerlich leutselige Art an, die so typisch für ihn war. »Nein, ist er nicht. Die Zuteilung eines Nachnamens ist nichts als ein Dorfbrauch. Es ist so üblich, wenn ein Krieger ein Kind zeugt.«
Obwohl Diana freigeboren war und sich im Kastensystem auskannte, machten direkte Referenzen zu Zeugung und Geburt sie unbehaglich, besonders, wenn sie keine Beleidigung ausdrückten.
Ravill Pryde legte das Papier auf die Schreibtischoberfläche. Seine Hand lag flach auf dem Bogen und schob ihn so, daß seine Ränder parallel zu den Tischkanten lagen. »Ich gebe zu, ich habe versucht, dich zu provozieren, MechKriegerin Diana. Ich stelle fest, daß diese Taktik bei dir nicht funktioniert. Was ich sagen wollte, ist, daß dieser Watson nicht dein Vater ist. Ich studiere dich schon eine Weile, schon seit vor meiner Versetzung hierher.«
»Mich? Warum?«
»Weil ich so fasziniert von der Karriere des großen Helden Aidan Pryde war, habe ich ihn studiert. Ursprünglich plante ich, Informationen für eine Geschichte seiner Leistungen zu sammeln.«
Dieser Ravill Pryde steckte
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