BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
tun.«
»Verlaß dich besser nicht darauf. Ich bin eine wahrgeborene Jadefalken-Kriegerin und stolz darauf. Heil dem Clan.«
»Heil dem Clan«, erwiderte Hengst. Dann setzte er mit einem Funkeln in den Augen hinzu: »Und Heil Aidan Pryde.«
Hengsts Verspottung der Schwurformel irritierte Joanna, aber der Sarkasmus in seiner Stimme war so verhalten, daß man ihn nicht festnageln konnte. »Heil Aidan Pryde, das verbreiten die Neuen auch dauernd, diese Kretins. Sie behandeln Aidan wie eine Art Gott.«
»Ich finde, das ist eine der wenigen guten Eigenschaften, die sie haben.«
»Nichts an ihnen ist gut. Aidan hätte diese Katzbuckelei gehaßt.«
Joanna erinnerte sich noch gut an die Zeremonie, in der Aidans Erbmasse im Genfundus des Clans Jadefalke akzeptiert worden war. Es war eine erhebende Feier gewesen, ganz besonders, weil sie Aidans Jahre als Ausgestoßener wiedergutgemacht hatte. Wäre er vor der Claninvasion der Inneren Sphäre und seinen Heldentaten auf Tukayyid gestorben, würde er jetzt als Staub über irgendeinen unwichtigen Planeten geweht, und sein Genmaterial wäre mit ihm zerfallen. Natürlich bestanden seine grundlegenden Gene weiter, in Diana, aber nur sehr wenige Menschen wußten, daß sie Aidans natürliche Tochter war. Vielleicht würde Diana eines Tages selbst Kinder haben, und dann – die Möglichkeiten sprengten ihre Vorstellungskraft.
Seltsam, wie sich die Dinge entwickelt haben. Zeit und Gelegenheit lenken das Schicksal eines Kriegers.
Aidan war einer der wenigen Menschen gewesen, die sie bewunderte, aber trotzdem war sich Joanna klar bewußt, daß sein Wert niemals bekannt geworden wäre, hätte das Schicksal ihn nicht in die Schlacht um Tukayyid geworfen. Und schon vor Tukayyid schien das Schicksal eine Rolle bei der Erlangung seines Blutnamens gespielt zu haben. Aidan war nicht einmal nominiert gewesen. Er hatte sich im Gestampfe qualifizieren müssen, einem Kampf jeder gegen jeden zwischen den unnominierten Bewerbern. Nach diesem Kampf hatte er sich mit dem Mut und dem Können, das man von einem gutausgebildeten Jadefalken-Krieger erwartete, im Blutrecht bewiesen.
Natürlich war er gut ausgebildet. Ich war seine Falknerin.
Im Gegensatz zu ihrem Schüler war es Joanna trotz mehrerer angestrengter und hartumkämpfter Versuche nicht gelungen, einen Blutnamen zu erringen. Bei jedem ihrer Versuche war sie im letzten Duell unterlegen.
Schicksal. Es hat keinen Sinn, dagegen anzukämpfen. Ich hasse es, ja, aber warum läßt es mich nicht los? Ich werde ohne Blutnamen sterben, so simpel ist es.
2
Trainingszone West
Pattersen Sudeten
Jadefalken-Besatzungszone
1. Juli 3057
Diana sah, daß Joanna über ihr Leben nachdachte. Der Blick ihrer metallischen Augen verlor sich in der Ferne, und sie kniff den Mund verbittert zu einem Strich zusammen, wie immer, wenn sich ihre Gedanken um ihr Leben, ihr Schicksal, drehten.
Vom Blick in Joanas Augen verunsichert, wandte Diana ihre Aufmerksamkeit den Fabrikruinen und dem daran angrenzenden Depot zu. Einer der körperlosen Mechköpfe gehörte zu einem Waldwolf, dem OmniMechtyp, in dem ihr Vater den Tod gefunden hatte. Sie hatte mitgehört, wie Joanna Aidan gesagt hatte, daß Diana seine freigeborene Tochter war, nicht aber seine Rektion. Daß ihr Vater sie beschützt hatte, während Elementarsterncommander Selima sie rettete, ließ Diana glauben, daß er von dieser Offenbarung möglicherweise bewegt worden war. Diese Verteidigung Dianas und seine mutigen Anstrengungen, anderen Kriegergruppen die Flucht in das Landungsschiff zu ermöglichen, hatten ihm in Verbindung mit seinen übrigen Heldentaten auf Tukayyid seinen Ruhm und den verdienten Platz im Genfundus eingetragen.
Das Auftauchen von fünf Kriegern am Fuß des Hanges riß Diana aus den Erinnerungen an ihren Vater. Sie war so tief in Gedanken versunken gewesen, daß sie die Neuankömmlinge erst jetzt bemerkte.
Einer von ihnen sagte etwas, das bei den anderen schallendes Gelächter auslöste, als er zu den drei Veteranen heraufdeutete. Das Gelächter war begleitet von heftigen Schlägen auf die Schultern und Knüffen an die Arme. Vielleicht hatte Joanna ja recht, wenn sie diese neuen Krieger als Narren und Esel bezeichnete. Sie schienen der Ehre nicht würdig, die tapferen Jadefalken zu ersetzen, die während der Invasion gefallen waren. Sie waren etwas zu arrogant, zu sehr von sich eingenommen. Sie hatten noch nichts geleistet, aber sie stolzierten herum, als wäre ihr Erbmaterial bereits für den
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