BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
beobachten jeden unserer Schritte, als wären wir Diebe oder Einbrecher.«
Karlac hob die Brauen und zuckte die Achseln, wie um auszudrücken, daß ihr das Benehmen von Techs gleichgültig war.
In dieser Nacht konnte Joanna nicht einschlafen. Obwohl die Nacht unglaublich eisig war, trieb es sie aus der relativen Wärme ihrer groben Decke zu einem Spaziergang. Sie mußte einfach irgend etwas anderes tun als daliegen und hilflos zu fremden Sternen hochstarren.
Der Schlafplatz der Solahma lag auf der den Lagerhallen abgewandten Seite des Hügels. Als sie jetzt in diese Richtung ging, bemerkte Joanna einen seltsamen Lichtschein entlang der Hügelkuppe. Irgend etwas mußte bei den Lagerhallen vor sich gehen, entschied sie, und beschleunigte ihre Schritte.
Oben angekommen betrachtete sie überrascht das hektische Treiben rund um die großen halbrunden Gebäude. Auf dem Platz neben den Hallen stand ein Landungsschiff. Es mußte während der Nacht eingetroffen sein, denn am Tag zuvor hatte sie es nicht gesehen. Das Schiff trug keinerlei Hoheitszeichen und war vollkommen schwarz, als ob etwaige Kennzeichen zu überdecken wären. Aus den Toren des Laderaums führten Rampen zum Boden, wo die Techs mit nie gekannter Eile daran arbeiteten, riesige rechteckige Metallteile auf offene Lastkarren zu verladen. Es waren einige Techs nötig, diese Karren anschließend über den Platz und durch die weit geöffneten Tore der mittleren Lagerhalle zu schieben.
Am Landungsschiff und entlang des Weges standen wuchtige Elementare Wache, die auf Riesenwuchs gezüchteten Eliteinfanteristen der Clans. Obwohl sie ihre typischen Gefechtspanzer nicht angelegt hatten, waren sie für den Kampf gerüstet und sahen sich wachsam in alle Richtungen um. Einige von ihnen griffen immer wieder nach den Holstern, als erwarteten sie, ihre Waffen jede Sekunde zu benötigen. Alle trugen Jadefalken-Uniformen, aber sie waren zu weit entfernt, als daß Joanna die Einheitsabzeichen erkennen konnte. Da sie augenscheinlich von Bord des Landungsschiffes kamen, waren sie möglicherweise für diesen anscheinend geheimen Auftrag von ihren normalen Einheiten abgestellt worden.
Weiter weg standen weitere Elementare auf Posten. Auch sie suchten ständig die Umgebung ab. Mit ihrer enormen Größe und der langsamen, bedrohlichen Art, sich zu bewegen, ähnelten sie den Monstern, die manchmal die Träume von Geschkindern heimsuchten.
Joanna wurde klar, daß ein Versuch näher heranzukommen sinnlos war. Daher entschied sie, sich seitlich den Hügel hinabzubewegen, um aus einem anderen Winkel einen besseren Einblick zu bekommen. Sie schlich in geduckter Haltung, mit lautlosen, vorsichtigen Schritten, weiter. Plötzlich fühlte sie sich wie eine Spionin – schlimmer noch, sie bespitzelte ihre eigenen Leute.
Beinahe wäre sie über Karlac gestolpert.
»Joanna!« zischte die MechKriegerin zu ihr hoch. »Was machst du hier?«
Joanna ließ sich neben ihr nieder und flüsterte ihr ins Ohr. »Ein Spaziergang. Konnte nicht schlafen. Hab das hier entdeckt. Was geht da vor?«
Karlac legte den Finger auf die Lippen und deutete mit dem Kopf nach rechts. Ein Elementar ging ganz in ihrer Nähe vorbei. Seine massige Figur und der große Kopf ließen seine dunkle Gestalt wie einen in Bewegung geratenen Baum erscheinen. Karlac blieb stumm, bis er außer Sicht war. »Das passiert etwa zweimal im Monat. Das schwarze Landungsschiff kommt hier an, und diese Tanks werden ausgeladen und in das Gebäude geschafft.«
»Tanks?«
»Es scheinen Lagertanks zu sein. Sie erinnern mich an Kryogentanks, aber in Wahrheit habe ich keinen Schimmer, wozu sie dienen. Auf jeden Fall sind sie schwer. In den Nächten, in denen das schwarze Landungsschiff kommt, schwitzen die Techs mehr als sonst.«
»Wo kommen die Tanks hin?«
»Das habe ich nie herausfinden können. Ich habe die Gebäude durchsucht, ohne auch nur eine Spur der Tanks in ihnen zu finden. Sie verschwinden spurlos.«
»Vielleicht sollten wir der Sache nachgehen.«
»Wir?«
»Was gibt es denn auf Dogg sonst zu tun? Zur Abwechslung können wir uns mal vergnügen.«
»Ich weiß nicht…«
»Worüber machst du dir Sorgen? Wir sind Jadefalken, wir haben ein Recht zu erfahren, was hier vor uns verborgen wird. Täten wir das nicht, würden wir praktisch zugeben, daß wir es verdient hätten, Solahma zu sein, und nicht hierher befohlen werden mußten, frapos?«
»Stimmt schon, ich bin neugierig…«
»So mag ich es hören. Morgen nacht sehen wir nach.«
»Nachts?
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