BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
Daß wir zum Nahkampf mit ihren Truppen auf die Klippe kommen. Daß wir angesichts des Minenfelds vor Schreck erstarren. Sie arbeiten mit einer Menge Annahmen über unsere Reaktionen.«
»Ja, aber siehst du denn nicht, daß Ravill Pryde ganz genau so handeln wird? Es ist fast, als wäre Natascha Kerensky eine Koschwester unseres Kommandeurs. Sie geht ein Risiko ein, aber eines, das sich lohnt.«
»Das erklärt auch, wieso wir so leicht durch die Wolfslinien gekommen sind. Sie haben eine Menge Menschen und Material hierher abgezweigt.«
»Sie muß das von Beginn an geplant haben. Sie hat ihre ganze Anstrengung darauf konzentriert, uns in die Schneise zu locken und unseren Durchbruch zu verhindern.«
»Ihn zu verhindern ist milde ausgedrückt.«
»Ich bin nun mal ein milder Charakter.«
»Stimmt. Das war schon immer dein Problem.«
»Dein Sarkasmus wird mit jedem Tag schlimmer. Wenn du nicht aufpaßt, endest du noch genauso ätzend wie ich.«
»Das habe ich vor.«
Diana hätte sich wahrscheinlich gewundert, wie sehr ihre Antwort Joanna beunruhigte, obwohl sie humorvoll gemeint war. Einen Augenblick lang sah die ältere Kriegerin Diana Jahre in der Zukunft, belastet mit denselben Haßgefühlen, die Joanna gekannt hatte. Sie wollte nicht, daß es so weit kam, aber – und das war noch schlimmer – sie verstand nicht, warum sie sich darüber Sorgen machte. Das Schicksal Dianas, die wahrscheinlich bei irgendeinem wagemutigen Unternehmen fallen würde, hatte kaum Bedeutung für Joanna.
»Was machen wir jetzt?« fragte Diana. »Sag nicht, wir gehen wieder runter, wie wir raufgekommen sind.«
»Ganz genau das. Aber erst will ich noch mehr sehen. Laß uns das Gelände umgehen und sehen, was sich auf der anderen Seite abspielt.«
»Deine Neugier überrascht mich.«
»Hat mit Neugier nichts zu tun.«
»Womit dann?«
»Mit Krieg.«
In sicherem Abstand von den Hauptaktivitäten bewegten sich die beiden um das Lager, vorbei an den Reihen der Hilfsfahrzeuge. Sie entdeckten weitere BattleMechs, die von den Techs kampfbereit gemacht wurden.
»Joanna, muß nicht die bloße Größe eines derartigen Mechkontingents dafür sorgen, daß unsere Kräfte wenigstens einen Teil davon sehen, wenn der Tag anbricht?«
»Der Berg da drüben auf der anderen Seite würde es effektiv vor uns verstecken, bis die Schlacht begonnen hat. Sie zählen darauf, daß unsere Kundschafter nicht daran denken, hier oben nachzusehen. Ein weiteres Risiko, aber vermutlich haben sie mit ihrer Einschätzung recht.«
Ein Lagerfeuer von beeindruckenden Ausmaßen erleuchtete ein weites Gebiet. Eine einzige ausladende Geste eines Offiziers genügte, um augenblicklich eine Kette von Aktionen in Gang zu setzen. Krieger liefen umher, Fahrzeuge bewegten sich kreuz und quer, alles begleitet von der seltsamen, unterdrückten Geräuschkulisse vieler leise redender Menschen.
»Wir müssen näher ran«, stellte Joanna fest.
»Reichlich wagemutig.«
»Bist du etwa vorsichtig?«
»Keineswegs. Ich bin begierig darauf, mehr zu erfahren.«
»Gut. Extreme Vorsicht kann ich nicht ausstehen.«
Sie bewegten sich weiter. Joanna deutete auf ein paar Bäume links von ihnen, und die beiden gingen hinüber, ohne irgendeinen Versuch zu unternehmen, dem Lichtschein des lodernden Feuers zu entgehen. Joanna verließ sich darauf, daß die Offiziere zu beschäftigt waren, um sie als Unbefugte zu erkennen.
Aus dem kleinen Hain heraus konnten sie die Wölfe in relativer Sicherheit beobachten. In der Nähe des Lagerfeuers ging etwas vor. Einige Krieger standen in lockerer Kreisformation beisammen.
»Was tun sie?« flüsterte Diana.
»Scheint, daß sie jemandem zuhören.«
»Ich wünschte, wir könnten etwas hören, dann würde das… Moment! Wer ist das?«
Auf der Felduniform der Kriegerin, die aus dem Kreis trat, prangte eine Spinne mit einem roten Sanduhrsymbol auf dem Rücken. Ihre Haltung war königlich, und das erste, was einem Betrachter an ihr auffiel, war ihr rotes Haar, das ihr bleiches Gesicht wie eine feurige Korona umrahmte. Dann stach ins Auge, daß sie weit älter als der durchschnittliche Krieger war. Sie mußte irgendwo zwischen sechzig und hundert Jahre alt sein, dachte Joanna, ein Alter, das JadefalkenKrieger fast nie erreichten. Die anderen Krieger zeigten deutlichen Respekt.
»Ich wußte es«, murmelte Joanna. »Ich wußte, sie mußte hinter all dem stecken.«
»Dann ist das Khanin Natascha Kerensky?«
»Natürlich. Rothaarig, hochmütig und alt, es kann niemand sonst sein.«
»Sie
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