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BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke

BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke

Titel: BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Die junge Kriegerin schloß ihren Umhang, klappte die Kapuze hoch und setzte ihr hinterher, von ihrer Handlungsweise seltsam erregt.
30
    Große Schneise
Twycross, Stahlvipern-Besatzungszone
    6. Dezember 3057

    Hätte Joanna nicht ein paar Monate zuvor schon in der stygischen Finsternis des Bergwerks von Dogg Station festgesessen, hätte sie die Große Schneise um Mitternacht wahrscheinlich für den dunkelsten Ort gehalten, an dem sie je gewesen war. Während sie den Sand aus dem Umhang schüttelte und von ihrer Kapuze bürstete, erinnerte sie sich daran, was es für ein Gefühl gewesen war, in ihrem Höllenboten hier verschüttet zu werden. Aber damals hatte sie zumindest den schwachen Lichtschein ihrer Cockpitinstrumente gehabt. Selbst der war stärker gewesen als das, was von den erbarmungswürdig wenigen Sternen, die am verhangenen Himmel von Twycross sichtbar waren, bis auf den Grund der Schneise drang. Es gab allerdings auch eine positive Seite: Die sie umgebenden Bergwände bildeten eine Barriere gegen den Diabolis und den Mahlstrom von Sand.
    »Gespenstisch«, meinte Diana. Die Große Schneise, ein tiefer Einschnitt in den Windbruchbergen, hatte ihren Namen verdient.
»Hast du etwas anderes erwartet?«
»Na ja, die gute Nachricht ist, wir sind hier, die schlechte ist, wir müssen durch diesen Sturm wieder zurück. Das war ein furchtbarer Marsch, Joanna. Ohne dich hätte ich mich innerhalb von Sekunden verirrt. Wie hast du dich orientieren können?«
»Glück, vielleicht Instinkt. Auch alte Krieger haben ein paar spezielle Tricks in petto. Ich mußte herfinden, also habe ich hergefunden.«
»Sehr vertrauenerweckend.«
»Wir sind hier, frapos?«
»Pos. Und meine Haut fühlt sich an, als habe der Sand sie für alle Zeiten zerschürft. Es ist erstaunlich, wieviel Sand durch die winzigen Öffnungen in unseren Kleidern dringt. Aber eines war doch sehr verwunderlich.«
»Was denn?«
»Wo waren die Wölfe?«
»Du hast doch das Zelt gesehen, und beinahe wären wir über einen Mechfuß gestolpert.«
»Ja, aber wir waren nicht einmal in Gefahr.«
»Wir hatten die Kapuzen hochgeklappt und die Umhänge um den Leib geschlungen – es war schwer, Insignien oder irgend etwas anderes zu identifizieren. In einem Sandsturm sehen alle Krieger gleich aus.«
»Wenn du es sagst. Was nun?«
»Du wolltest die Schneise sehen. Also, das ist sie.«
»Sie ist so ganz anders, als ich erwartet hatte. Nicht so hoch oder so breit, wie ich es mir vorgestellt habe. Trotzdem, hoch und breit genug, um beeindruckend zu sein.«
»Der Platz, an dem die Schlacht stattgefunden hat, müßte ganz in der Nähe sein. Hast du Lust?«
»Pos.«
Die Stelle, an welcher der Krieger aus der Inneren Sphäre mit den Sprengladungen die Steinlawine ausgelöst und den größten Teil der damaligen Falkengarde in diesem hohen Gebirgspaß verschüttet hatte, war keinen halben Kilometer entfernt. Joanna war sich nicht sicher gewesen, ob sie die Stelle wiedererkennen würde. Sie hatte nur plötzlich gewußt, daß sie den Schauplatz ihrer Schande besuchen mußte.
»Ich sehe dich nicht mehr, Joanna.«
»Halte dich an meinem Umhang fest.«
»Warum benutzen wir nicht unsere Taschenlampen?«
»Zu gefährlich. Wenn Wachen aufgestellt wurden oder Wölfe in der Schneise lagern, wären wir perfekte Zielscheiben.«
»Sieht verlassen aus. Vielleicht finden die Wölfe es hier genauso unheimlich wie ich.«
Sie kletterten weiter die Schneise hinauf. Als der Weg steiler wurde, war sich Joanna sicher, den Schauplatz des Twycross-Massakers erreicht zu haben. Sie ging noch ein paar Schritte weiter, dann blieb sie stehen.
»Joanna?«
»Ja?«
»Ich wollte nur sichergehen, wo du bist. Ich kann jetzt deinen Umriß sehen. Ein Schatten in einem Schatten. Ist das der Ort? An dem es passiert ist?«
»Ja. Mich schaudert.«
»Joanna, was für eine menschliche Reaktion. Was geht mit dir vor?«
»Wer weiß, wieviele Krieger mit ihren Mechs hier noch verschüttet sind, unter unseren Füßen? Ich glaube nicht, daß wir alle Toten ausgegraben haben.«
»Sie könnten als Geister durch die Schneise spuken. Vielleicht beobachten sie uns.«
»Manchmal redest du Schwachsinn, Diana. Ravill Pryde und du, ihr verdient einander.«
»Das ist gemein.«
»Das will ich hoffen.«
Joanna konnte an Dianas Stimme die Richtung erkennen, in der sie sich befinden mußte, aber sehen konnte sie nichts. Sie sah hoch. Zwischen den Klippen zu beiden Seiten der Schneise war das Band aus kaum wahrnehmbaren Sternen etwas breiter.

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