BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
Als sie zurückkehrte, war ihre Miene grimmig. »Freigeburtsbastarde!«
»Von dir hört sich das seltsam an, aber du hast recht. Ich hätte es wissen müssen. Ich habe von Anfang an gespürt, daß mit den beiden etwas nicht stimmt. Sie standen sich zu nahe, waren beinahe intim, redeten sogar über die Paarung miteinander auf eine fremdartige Weise, beinahe ›romantisch‹. So nennen sie es wohl. Und sie redeten über Liebe, als ob ein derartiges Gefühl unter Kriegern nicht lächerlich und abstoßend wäre.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber ich dachte, es wären nur verkorkste Jadefalken, die zur Vernunft kommen würden, wenn sie erst echte Krieger sind. Aber selbst Wolf-Krieger aus derselben Geschko benehmen sich doch nicht so, oder?«
»Nicht, wenn sie tatsächlich aus einer Geschko stammen. Vielleicht sind sie Freigeborene, wenn nicht sogar Leibeigene aus der Inneren Sphäre, die gezwungen wurden, die schmutzige Arbeit für die Wölfe zu erledigen. Es spielt keine Rolle, was sie sind.«
»Natürlich tut es das! Das ist… widerlich.«
»Vergiß das jetzt. Wir müssen sachlich bleiben, objektiv. Die Frage ist nicht, was sie sind. Das wissen wir schon. Die Frage ist, was haben sie vor? Auf gewisse Weise scheint das auch deutlich. Sie liefern Natascha Kerensky Informationen über die Falkengarde. Möglicherweise ist das schon alles.«
»Ich bringe sie um.«
Joanna starrte Diana an. Als sie den Zorn in deren Augen sah, erkannte sie sich selbst in ihrer Begleiterin. »Vielleicht wirst du das. Aber nicht jetzt. Wenn wir sie zum Beispiel umbringen, sobald sie dieses Lager verlassen, könnte man ihre Leichen finden.«
»Leichen lassen sich verstecken.«
»Trotzdem, wenn sie zu Beginn der Schlacht nicht in ihren Mechs sitzen, könnte Natascha Kerensky mißtrauisch werden. Nein, wir lassen sie am Leben. Vorerst.«
Diana schauderte. Joannas gelassener Tonfall machte ihr Angst. »Irgend etwas ist mit dir geschehen, seit du uns verlassen hast, Joanna. Wo immer du gewesen bist, du bist mit einer sehr viel verschlageneren Einstellung zurückgekehrt. Du warst keiner anderen Einheit zugeteilt, wie Ravill Pryde behauptet hat. Du warst selbst eine Spionin, Joanna, frapos? Nein, sag nichts. Es muß eine widerwärtige Erfahrung gewesen sein. Ich werde tun, was immer du sagst, und auch eine Spionin werden. Deine Spionin.«
»Gut. Und da Cholas und Castilla sich zu verabschieden scheinen, können wir ihnen folgen, um zu sehen, welchen Weg sie in unser Lager nehmen. Ich möchte nicht auf dem Weg zurückkehren, den wir gekommen sind. Aber folge ihnen nicht zu dicht. Ich möchte sie nicht zu früh tot sehen.«
Cholas und Castilla sahen einander an, als sie an den Bäumen vorbeikamen. Selbst für unempfängliche Beobachter wie Joanna und Diana war die tiefe Zuneigung, die in ihren Blicken lag, nicht zu übersehen.
»Ja«, murmelte Diana. »Ich muß sie töten.«
»Du könntest es tun. Du könntest sie töten. Und ihr Tod wäre schändlich. Aber wieviel besser wäre es, sie bloßzustellen.«
Diana starrte in Joannas beinahe amüsiert blickende Augen. »Du hast dich verändert, Joanna. Du scheinst weniger Jadefalkin, mehr…«
Joanna geriet augenblicklich in Wut. »Ich bin Jadefalke. Zweifle niemals daran, Diana. Ich bin Jadefalke bis ins Mark. Wie du will ich die beiden zerfetzen. Aber ich will, daß sie den Schmerz fühlen. Gehen wir, wir können dieses Gespräch später fortsetzen. Diese Verräter dürfen uns nicht entkommen. Komm.«
Diana war verunsichert, als sie das Versteck verließen. Obwohl sie Cholas und Castilla auch vorher schon verachtet hatte, war die Vorstellung, daß die beiden Spione waren, beinahe mehr, als sie verkraften konnte. Es war zu böse, und das Böse war ein Konzept, mit dem Diana schon immer Probleme gehabt hatte. Sie konnte schlechtes Benehmen, Grausamkeit, Grobheit, sogar die Beleidigungen ihrer freien Geburt wegen ertragen – all das war verachtenswert, aber es war nicht böse. Es war Teil des Jadefalken-Lebens. Das Böse war sehr viel abstrakter. Und was, wenn Cholas und Castilla, da sie aus einem anderen Clan stammten, ihr Verhalten nicht als böse ansahen?
Diana schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Sie waren einer Jadefalken-Kriegerin unwürdig. Sie hatte einen zu großen Teil ihres Lebens als Freigeborene verbracht, und alle ihre Versuche, eine perfekte Jadefalken-Kriegerin zu werden, wurden von Ideen untergraben, die von außerhalb der Jadefalken-Tradition, von außerhalb des
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