BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel
dieser Art Erfolg schwer zu definieren war. Hier handelte es sich nicht um Missionen, wie er sie schon früher so oft geplant und durchgeführt hatte. Diesmal sollten die Truppen keine militärische Eroberung erzielen, sondern politische Aktionen provozieren.
»Ausgezeichnet«, lächelte der Mann. »Und nun haben auch die Stahlvipern meinen Biß gespürt.« Er lachte kurz über seinen eigenen Witz. »Und die während der Operation abgeschossenen Mechpiloten?«
Captain Kemper Varas sog den Atem ein. »Wie Ihr befohlen habt, Sire, wurden sie zerstört. Alle Mechs waren mit den versteckten Sprengladungen ausgerüstet, die unsere Landungsschiffskommandeure zündeten, sobald die Maschinen kampfunfähig waren. Keiner ist in die Hände der Garde gefallen.«
»Ausgezeichnet.« Der Mann erhob sich von seinem Stuhl und tigerte auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Glücklicherweise haben wir Ersatz für die Verluste.«
Kemper Varas nickte. »In Grenzen, mein Lord. Unsere Überfälle auf die capellanischen Transporte haben uns bei der Modernisierung vieler der von unseren neuen Rekruten mitgebrachten Mechs geholfen. Aber um ehrlich zu sein, Sire: Die Mechs sind den besten Maschinen der Inneren Sphäre oder der Clans nicht gewachsen, auch wenn unsere besonderen Varianten für ein paar böse Überraschungen sorgen dürften. Trotzdem, in einer offenen Feldschlacht Mech gegen Mech hätten wir es schwer.«
»Wie kannst du so etwas sagen, Varas? Wir haben drei Siege errungen – vier, wenn du die Stahlvipern mitzählst. Und der Rest der Inneren Sphäre wird Thomas Marik und seine Ritter für meine Taten verantwortlich machen.«
Varas fühlte sich verpflichtet, die Wahrheit zu sagen. »Wir haben nicht durch Können oder Technologie gewonnen, Sire, sondern nur, weil die Überfälle sorgfältig geplante Hinterhalte waren.«
Der Mann schüttelte den Kopf und wischte die Einwände des Captains beiseite. »Uninteressant. Es waren Siege. Es hat begonnen.«
»Es wird nicht lange dauern, bis man erkennt, daß es nicht wirklich die Ritter der Inneren Sphäre waren, die diese Überfälle durchgeführt haben. Und dann werden die Fürsten der Inneren Sphäre ihre Suchhunde auf uns ansetzen.«
Varas wußte, wenn dieser Tag kam, bestand die Gefahr, daß sie alle den Tod finden würden, aber der Name seines Gegenüber würde den Mann zum Hauptziel der Vergeltung machen. Und das würde Varas die Zeit verschaffen, die er brauchte.
»Verlorene Liebesmüh. Unsere Agenten werden falsche Indizien plazieren, die andere Hausfürsten belasten. Haben unsere Teams auf New Avalon, Luthien, Atreus und Sian nicht bereits ihre Einsatzbereitschaft signalisiert? Sie warten nur auf ein Signal.«
Varas kannte den Plan nur zu genau, schließlich war er selbst einer der Hauptarchitekten der Operation. Als sein zur Kahlköpfigkeit neigender Gebieter ihn rekrutiert hatte, hätte er sich nicht träumen lassen, wie weit die Intrigen reichen würden. Das hatte sich geändert. Zuerst hatten sie ihn hierher nach New St. Andrews gebracht, auf diese vergessene Peripheriewelt jenseits der Liga Freier Welten. In der nächsten Stufe würde der Plan sie auf die Zentralwelten der Großen Häuser der Inneren Sphäre bringen, in die Paläste der Herrscher über die Sternenreiche, die einstmals in der großen Allianz des Sternenbundes zusammengeschlossen gewesen waren. Und ihre Attentäter standen bereit wie sorgfältig plazierte Sprengladungen. Im Chaos, das auf den Zusammenbruch der politischen Führung in der gesamten Inneren Sphäre folgen würde, plante sein Lord in Erscheinung zu treten und die Herrschaft zu übernehmen.
Varas wußte, daß dieser Mann verschlagen war. Bei jeder Einheit, die sie hierher brachten, prägte er sich als erstes das Profil sowohl der Einheit als auch das des Kommandeurs ein. Varas diente ihm, weil es in seine eigenen Pläne paßte. Irgendwann würde das nicht mehr der Fall sein. Er mußte für jenen Tag in der unbestimmten Zukunft planen, an dem er den Mann ausschalten würde, der sich jetzt noch vor ihm aufspielte. Eines Tages würde Varas an Stelle dieses von Thronfolge schwätzenden Wahnsinnigen herrschen.
Aber auch Varas war nicht immun gegen die Ausstrahlung dieses Mannes. Seine Stimme hatte etwas Fesselndes, und er sprach mit einer wilden Überzeugung, die den Captain gelegentlich tief in seinem Innern packte. Dieses Charisma war es, das auch andere für ihre Sache gewonnen hatte.
»Die Hausfürsten sind untereinander heute noch
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