BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel
gab es nichts zu tun. Es war die Art Auftrag, wie sie Hauptmann Garth Hawkes haßte – pure Beschäftigungstherapie. Aber Befehl war Befehl, und er hatte die Pflicht, seine Befehle auszuführen, gleichgültig, was er von ihnen hielt.
Jetzt zog es ihn wieder fort. Diesmal nicht aus militärischen, sondern aus familiären Gründen. Der Mann, mit dem er sich hier verabredet hatte, war ein enger Freund seines Vaters, des »Generals«, wie ihn selbst seine Kinder liebevoll titulierten. Hawkes war die Nachricht als Aussicht willkommen gewesen, seine ständigen Streifzüge durch die Landschaft Valexas unterbrechen zu können. Für einen ehrgeizigen jungen Offizier, der versuchte, Eindruck auf seine Vorgesetzten zu machen und eine Beförderung anvisierte, gab es kaum Gelegenheiten auszuspannen.
Das Geräusch eines über den Boden schleifenden Stuhls riß ihn aus seinen Träumen. Ihm gegenüber nahm Lieutenant General Mel Aleixandre Platz, ein Mann von beeindruckender Statur.
»Immer noch den Pferdeschwanz, was, Garth?« eröffnete Aleixandre das Gespräch, während er dem Bartender bedeutete, ihm ebenfalls ein Glas Dunkel zu bringen.
»Er entspricht den Vorschriften, Sir.«
Aleixandre lachte und gab Hawkes einen Schlag auf die Schulter. »Ich weiß. Wie geht's denn so, Garth? Es ist eine Weile her, daß wir
Gelegenheit zu einem Gespräch hatten. Viel zu lange her für den Sohn eines meiner besten Freunde. Und wie geht es dem General? Hast du noch mal mit ihm gesprochen?«
»Seit gut zwei Monaten nicht. Die Feldpost hinkt schwer hinterher.«
»Ich muß zugeben, daß das teilweise meine Schuld ist, denn ich habe die 6. Crucis-Lancers hierher versetzt.« Aleixandre nahm einen tiefen Schluck und grinste.
»Erinnere mich daran, dir irgendwann zu danken«, erwiderte Hawkes und leerte sein Glas. Der Bartender brachte Nachschub, noch bevor er abgesetzt hatte.
»Garth, möglicherweise solltest du mir wirklich dankbar sein. Hier auf Valexa ist es ziemlich ruhig, aber nebenan in der Mark Sarna haben Sun-Tzus Guerilleros einige Welten in den offenen Aufruhr getrieben, von den einheimischen Widerstandsgruppen ganz zu schweigen. Sei froh, daß du hier bist. Valexa ist kein Kriegsschauplatz – jedenfalls noch nicht.«
»Politik«, knurrte Hawkes, als hinterlasse das Wort einen üblen Geschmack in seinem Mund. »Ich bin MechKrieger. Wovon du da redest, ist Politik. Gib mir einen Gegner und einen guten Kampf, einen Kampf, in dem ich für die gute Sache streiten kann.«
Aleixandre gluckste. »Dein Vater hat schon immer gesagt, du seist ein Idealist. Ein Träumer. Wahrscheinlich kann ich froh sein, daß du bei den VCS geblieben bist, statt abzuhauen, um dich Thomas Mariks Rittern der Inneren Sphäre anzuschließen.«
Natürlich hatte Hawkes von den Rittern gehört. Das hatte wohl jeder. Thomas Marik hatte sie erst kürzlich als eine Art Privatarmee gegründet, mit dem ausdrücklichen Ziel, hehre moralische Werte im Kriegerstand zu fördern. Sie sollten die Besten der Besten sein, und Marik hatte sie aus dem gesamten erforschten Weltraum rekrutiert. Auf seine Einladung hin waren über einhundertfünfzig MechKrieger zur Zentralwelt der Liga Freier Welten gezogen und hatten Thomas Marik als ihrem Lehnsherren den Treueschwur geleistet.
»Ich weiß das Kompliment zu schätzen, Lieutenant General, ebenso wie die Einladung zu diesem Gespräch. Es kommt nicht oft vor, daß ein Mitglied des Kommandostabs sich mit einem niederen Offizier wie mir abgibt.«
Hawkes hatte beinahe ein schlechtes Gewissen für seine Bemerkung, aber er nahm sie nicht zurück. Er kannte Lieutenant General Mel Aleixandre schon sein ganzes Leben, und es konnte dem alten Freund seiner Familie nicht schaden, wenn er auch einmal mitbekam, wie die Entscheidungen von oben auf die Truppen wirkten.
Aleixandre schüttelte den Kopf. »Nichts zu danken. Es hat mich nur einen Anruf bei deinem Kommandeur gekostet, dir den freien Tag zu verschaffen.«
»Na, wie gesagt, ich weiß es zu schätzen, Sir. Ich hatte einen Monat keinen Ausgang mehr, so wie die Lancers rumgescheucht worden sind.«
Garth Hawkes machte es sich nicht leicht. Er war noch jung, aber er war besessen von harter Arbeit und Leistung. Ein freier Tag war ein Luxus, der vielen in seiner Kompanie abging.
Aber mehr als diese wenigen Minuten sollte auch er nicht bekommen, denn im nächsten Moment hörte Hawkes ein ominöses Krachen in der Ferne, ein Geräusch, das die meisten Zivilisten als Donner über den Bergen
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