BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel

hielt. Sie stoppte und drehte sich zu ihm um.
Jetzt sah sie auch, worauf Hawkes sie hingewiesen hatte. Der linke Arm des Vollstreckers war nicht völlig ausgefallen, aber er ließ sich kaum noch bewegen. Nach ihrer Rechnung hatte er sieben seiner zehn Autokanonenmagazine verbraucht. Im Augenblick versuchte er, den schweren Laser wenigstens auf Hüfthöhe zu heben.
Jetzt oder nie. Dawn richtete die Zielerfassung auf den linken Arm des Vollstrecker aus und stürmte vor. Auf 200 Meter heran, konzentrierte sie erneut ihre KSR auf das Gelenk. Auch das war noch keine optimale Entfernung für die kleinen Raketen, aber der Pilot des Vollstreckers nahm sie ernst genug und wich mal nach links, dann wieder nach rechts aus. Sie sah ein Geschoß in den Oberarm der gegnerischen Maschine einschlagen, dann blockierte plötzlich die Nachladeautomatik der Lafette. Und nicht nur dieses System fiel aus, auch andere Bordsysteme des Dunkelfalken fingen an, im Hitzestau den Dienst aufzugeben. Die Explosivgranaten aus der Autokanone des Vollstreckers hatten im Rumpf ihres Kampfkolosses mehr Schaden angerichtet, als ihr bewußt geworden war.
Als er Dawn langsamer werden sah, blieb auch der Cavalier stehen und versuchte, den schweren Laser im linken Arm seines Mechs in Schußposition zu heben. Gleichzeitig richtete Dawn den mittelschweren Laser am rechten Arm ihres Dunkelfalken aus. Sie visierte den linken Arm des Vollstreckers an und wartete, bis das Fadenkreuz golden aufleuchtete, bevor sie feuerte.
Die Mündung des Lasers glühte auf, und 100 Meter entfernt schnitt der Strahl aus gebündelter Lichtenergie in die Schulter des Vollstreckers. Dessen linker Arm sackte nur noch an einigen verbliebenen Myomersträngen baumelnd herab. Funken und Ströme und von Kühlund Schmiermittel regneten aus dem Schultergelenk. Dawn preßte noch einmal den Auslöser des Lasers, aber nichts geschah. Er war ausgefallen.
»Dawn, hau ab!« Hawkes schrie praktisch aus dem Handkommunikator. »Er hat noch immer AK-Munition.«
Na und? Dawn ging mit ihrem Mech geradewegs auf den Cavalier zu. Sie beeilte sich nicht, sondern marschierte mit stetem Schritt in einer schnurgeraden Linie auf den anderen Mech zu. Der VollstreckerPilot sah sie kommen. Seine erste Autokanonensalve ging keinen Meter am Dunkelfalken vorbei. Auf 50 Meter Distanz schlug die zweite Salve ins linke Bein des Mechs. Panzerplatten flogen davon, als die Granaten im Innern detonierten. Die dritte Salve traf mitten in den Rumpf ihrer Maschine. Der Dunkelfalke lief heiß, näherte sich dramatisch der automatischen Sicherheitsstillegung. Die Hitze im Innern der Kanzel war erdrückend.
Sie wurde langsamer, und der Vollstrecker unternahm keinen Versuch, auszuweichen. Seine Sensoren mußten dem Pilot anzeigen, daß der Dunkelfalke jeden Augenblick ausfallen würde. Dann konnte er die Autokanone in seinem rechten Mecharm dazu benutzen, ihr den Gnadenstoß zu geben. Als Dawn den Kampfkoloß bis auf wenige Meter an ihren Gegner herangebracht hatte, hob dieser den Arm und richtete die Autokanone auf ihr Cockpit. Aber nichts geschah. Er hatte seine Munition verbraucht. Dawn, die genau wußte, daß sie nur Sekunden vor einer völligen Stillegung stand, hatte die Cockpitbeleuchtung und alle nicht unbedingt notwendigen Systeme abgeschaltet. Sie hob den rechten Arm ihrer Maschine und ließ ihn mit brutaler Gewalt auf das Cockpit des Vollstreckers fallen. Metall kreischte und barst, als die riesige gepanzerte Faust des Dunkelfalken dem Leben des Piloten ein Ende setzte. Nur einen Sekundenbruchteil danach schaltete der Bordcomputer den Fusionsreaktor des Dunkelfalken ab.
»Ausgezeichnet gemacht, Dawn«, drang Duncans Stimme aus den Lautsprechern ihres Neurohelms. Seine körperlose Stimme schien sie einzuhüllen, während sie den Vollstrecker in sich zusammensinken sah. »Du bist gerächt, Goto-san.«
»Krieger kämpfen nicht um der Rache willen«, sagte Dawn, dann verlor sie das Bewußtsein.
    Dawn mochte kein Bier, aber es war kalt, und Abkühlung war das, was sie jetzt am dringendsten benötigte. Hawkes und Bovos waren auf das Feld gestürmt und hatten ihren Mech noch vor der Feuerwehr der Arena erreicht. Ihre Rufe hatten sie wieder zu sich gebracht, und sie konnte das Kanzeldach öffnen. Dann hatten die beiden sie ins Freie und auf den Boden gezerrt. Sie war groggy und verwirrt, bis die Kühlpackungen ihre Körpertemperatur auf normale Werte gesenkt hatten.
    »Der Schiedsrichter hat Dawn zur Siegerin erklärt.«
    Dawn