BattleTech 29: Pflichtübung
Feindgeschossen auszuweichen, die diesen Teil des Waldes langsam aber unerbittlich in einen frischgepflügten und mit Sägemehl gedüngten Acker verwandelten.
Carlyles Victor stand laut Ortungssignal, das er auf seiner Anzeige sah, etwa fünfhundert Meter weiter westlich. Das letzte Signal, das er von Zellner empfangen hatte, schon vor Stunden, hatte nur aus einem einzigen Wort bestanden: Abschluß.
Er sollte den Job zu Ende bringen, den er damals auf Glengarry nicht hatte durchführen können. Er fragte sich, ob er einfach näher herangehen und es gleich machen sollte…
Nein. Geduld… Geduld. Nur so konnte er das Spiel gewinnen und lebend davonkommen, um sich darüber zu freuen. Der Mann, der den großen Grayson Carlyle getötet hatte! Das würde eine Geschichte werden, die sich einige Male in einer Raumhafenbar über ein paar Drinks erzählen ließ! Natürlich müßte er die Sache mit dem Gerät verschweigen, das er im rechten Knie von Carlyles Victor versteckt hatte. Das klang nicht so ganz fair – oder es würde zumindest später einen unvorteilhaften Eindruck erwecken.
Aber er konnte nichts unternehmen, bis Carlyle sich entschloß, aktiv zu werden… genaugenommen, bis er sich entschloß, die Sprungdüsen seiner Maschine einzusetzen.
Eine Artillerierakete flog heulend über ihn weg und schlug in einen Baum fünfzig Meter hinter dem Zeus ein. Der Lichtblitz war grell genug, um bizarre Schatten durch den Wald zu werfen, die Detonation so laut, daß Dupre trotz der automatischen Dämpfer der Außenmikros die Ohren klangen. Etwas Schweres rammte seitlich in seinen Mech und ließ ihn stolpern – ein drei Meter langes Stück Baumstamm mit verbrannten und zerfetzten Enden.
Laß uns nicht die ganze Nacht hier herumstehen, Carlyle, sonst komm ich rüber und bring dich gleich hier um, ob ich davonkomme oder nicht!
Das waren natürlich nur leere Worte, und Dupre wußte es. Trot zdem, er wünschte sich, die Warterei hätte ein Ende…
Alex hatte sich verirrt.
Na ja… vielleicht nicht verirrt, aber wo er genau war, konnte er auch nicht sagen. Keine zwei Stunden nach Beginn ihres Waldmarschs war die Einsatzgruppe Sturm auf ein überflutetes Waldstück gestoßen, das sich in keiner Datenbank verzeichnet fand und auch alle einheimischen Führer überrascht hatte. Deren Erklärung dafür war, daß die heftigen Regenfälle der vergangenen Woche einen Fluß hatten über die Ufer treten lassen, was diesen Teil des Tanglewoodwalds in einen verräterischen Sumpf verwandelt haben mußte. Straßen, die auf der elektronischen Karte als begehbar eingezeichnet waren, verschwanden in öligschwarzem Wasser; Freiwillige wateten hinein und kehrten mit Berichten über weichen, klebrigen Morast ohne Boden zurück – zumindest ohne einen Boden, der sich mit vier Meter langen Stangen entdecken ließ. Es war möglich, daß ein BattleMech, der sich in diesen Morast wagte, nicht bis über den Kopf versank. Aber es war genauso möglich, daß er in vier Metern Schlamm nach wenigen Schritten zu feststeckte, um ohne Bergungsfahrzeug nicht wieder freizukommen.
Aber das waren Möglichkeiten, auf die Alex sich nicht hatte einlassen wollen, nicht bei der ohnehin kleinen Zahl von Mechs, die dem Grauen Tod zur Verfügung standen. Nach einer Besprechung mit den zivilen Führern, von denen einige in Falkirk oder der näheren Umgebung aufgewachsen waren, entschied er sich, das Flutgebiet zu umgehen, weil ihm dies klüger und sicherer schien.
Sie waren nach Westen ausgewichen und hatten sich immer weiter vom Schlachtfeld entfernt, bis die Scouts endlich einen trockenen Weg melden konnten, der durch ein lichteres Waldstück nach Norden führte. Gegen 20 Uhr erreichten sie schließlich eine in nordöstlicher Richtung verlaufende Straße. Das sollte die Tanglewoodstraße sein, aber sie waren so weit vom Kurs abgekommen, daß es dafür keinerlei Garantie gab.
Also nahm Alex ein Risiko auf sich. Er hatte bemerkt, daß es im Wald auch vor dem tatsächlichen Sonnenuntergang schnell dunkler wurde, und die vierundzwanzig Mechs der Einsatzgruppe Sturm in Zweierreihen und im Laufschritt die Straße hinabgeführt, um Zeit gutzumachen.
Bald waren die Schatten selbst auf der Straße so tief, daß einige MechKrieger um Erlaubnis gebeten hatten, die Scheinwerfer ihrer Maschinen einzuschalten. Alex gab sie ihnen nicht. Die Davions würden mit Sicherheit Beobachter oder Posten entlang der Straße aufgestellt haben, und er wollte sie nicht früher als
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