BattleTech 29: Pflichtübung
Jihad? Noch nie gehört.«
»Aye, Sirr, ich auch nicht.« McCall wirkte nachdenklich. »Nach den Slogans auf manchen der Schilderr in der Demonstrration zu schließen, müßte ich aberr sagen, derr Jihad ist eine Arrt technologiefeindliche Bewegung. Das wurrde natürrlich einen Sinn errgeben. Die Jakobiten warren nie sehrr errfreut über Maschinen und alles, besonders nicht angesichts der Kurrita-Mechs, die jahrraus, jahrrein immerr wieder die Felderr zerrtrrampelt haben. Eine Neoludditen-Bewegung könnte auf Caledonia rreichen Nährrboden finden.«
»Neoludditen?«
McCall nickte, und Grayson verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. Die ursprünglichen Ludditen waren eine lose politische Gruppierung des neunzehnten Jahrhunderts auf Terra gewesen – in der Hauptsache Arbeiter, die Angst hatten, in der beginnenden Industrialisierung ihren Broterwerb zu verlieren, und sich mit Sabotageakten zu wehren versuchten. In den zwölfhundert Jahren, die seitdem vergangen waren, hatte es auf den verschiedensten Welten immer wieder neue Gruppen mit luddistischen Ängsten und Grundsätzen gegeben. Inzwischen war es möglich, den BattleMech als sichtbare Manifestation aller Maschinen anzuprangern und dadurch besonders einfach, die Technologie als Macht des Bösen hinzustellen, die drohte, die Zivilisation und schlußendlich die Menschheit zu zerstören.
Grayson hatte für derlei Argumentation wenig übrig. Wenn die Technologie die Menschheit auch durch die Waffen bedrohte, so bot sie der Zivilisation doch gleichzeitig die einzige echte Hoffnung, den jahrtausendealten Kreislauf von Mangel, Dummheit und Krieg zu durchbrechen.
»Ich weiß, was Sie von Technologiefeinden halten«, meinte McCall. »Aberr sie sind nicht so sehrr böse als vielmehrr fehlgeleitet.«
»Zugegeben. Und wenn sie mit nichts als Pflastersteinen bewaffnet gegen BattleMechs antreten müssen, werden sie schnell herausfinden, wie fehlgeleitet sie sind.«
McCall schloß die Augen, als erinnere er sich an vergessene Schmerzen. »Aye«, gab er leise zu. »Das stimmt.«
Grayson drehte sich zu seinem Monitor um, schloß die Formulardatenbearbeitung und ging ins Archivnetz der Legion. Als Teil desselben planetarischen Datennetzes, aus dem McCall sich seine Informationen über Caledonia geholt hatte, wurde diese elektronische Enzyklopädie der Welten, Persönlichkeiten, Ereignisse und Gruppierungen der Inneren Sphäre ständig auf dem neuesten Stand gehalten. Hinter diesen Anstrengungen stand die Überlegung, daß alles, was auf benachbarten Welten geschah, eines Tages Teil eines politischen oder taktischen Problems für den Gefechtsstab der Legion werden konnte.
»Wort des Jihad«, befahl Grayson dem Computer. »Nur Schirm.«
Als der Text über den Bildschirm flimmerte, spürte er eine Enttäuschung. Die Datenbank bot herzlich wenig Informationen über die Gruppe, die allerdings auch erst vor kurzem aufgetaucht sein konnte. Anscheinend hatte sie ihren Ursprung in einer häretischen Abspaltung von der Bewegung des Unvollendeten Buches, einer quasireligiösen Gemeinschaft, die ein Jahrhundert zuvor in den Vereinigten Sonnen gegründet worden war und die Vereinigung der verschiedenen großen Glaubensrichtungen zum Ziel hatte.
Der Name »Unvollendetes Buch« leitete sich von der Tatsache ab, daß noch sehr viel an spiritueller Wahrheit unentdeckt war. Offenbar hatte sich das Wort des Jihad entschlossen, ein paar eigene Kapitel zu schreiben. Erwähnt wurde die neue Bewegung ausschließlich in Berichten über Aufstände und Rebellionen auf Welten des Vereinigten Commonwealth von Rigil Kentarus und New Earth bis Carstairs. Bis jetzt zumindest schien sie astrographisch auf die Mark Skye beschränkt, aber die Verbreitung der Bewegung hatte auf Tharkad und New Avalen – den Zentralwelten des Vereinigten Commonwealth – Besorgnis erregt. Es gab Befürchtungen, das Wort des Jihad – das, wie McCall es vermutet hatte, maschinenstürmerisch auftrat – könnte sich über die Mark Skye hinaus in andere Bereiche des VerCom ausdehnen.
»Interessant«, stellte Grayson fest, als er das Wenige gelesen hatte, was über den Jihad bekannt war. »Hier steht, das Wort des Jihad hält das Ende des Universums für gekommen.«
»Wirklich, Sir?«
»Mmmh. Sie behaupten, es wird eine Zeit großer Mühsal kommen, eine Zeit des Blutvergießens und der endlosen Kriege, die dreihundert Jahre andauert, gefolgt von einer Zeit der Säuberung, in der jeder, der nicht vom dämonischen Geist der
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