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BattleTech 29: Pflichtübung

BattleTech 29: Pflichtübung

Titel: BattleTech 29: Pflichtübung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William H. Keith
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behaupten, je von einem anderen gehört zu haben! Wo war das? Auf einer Welt im Draco-Kombinat?«
    »Aye. Well, laßt uns sehen, wie es sich entwickelt.«
    »Sieht so aus, als würde Oberst Carlyle wieder seine alten Tricks vorführen, Linda«, stellte der Kommentator fest. »Er zieht vor Jaime Wolfs Nase einen Flankenmarsch durch.«
    »So ist es, Bob. Natürlich ist Jaime Wolf…«
    Dann brach ihre Stimme ab, als der Computer einen Teil des Kommentars unterdrückte, der taktische Informationen über Wolfs Truppenbewegungen enthielt.
    Egal. Ob es nun richtig war oder falsch, Grayson konnte nicht mehr zurück. Er hatte sich auf eines der gefährlichsten taktischen Manöver eingelassen – und seine Truppe angesichts eines zahlenmäßig überlegenen Gegners geteilt.
    Der echte General Lee hatte genau das in der Schlacht um Chance llorsville getan, mit großem Erfolg. Longstreet, nach dem Tod des unsterblichen ›Stonewall‹ Jackson sein fähigster Leutnant, hatte zwei Monate später vor Gettysburg aus verschiedenen, inzwischen im Nebel der Geschichte verlorengegangenen Gründen, ebendieses Manöver mit Nachdruck gefordert, aber Lee hatte sich statt dessen für eine Serie direkter Angriffe entschieden. Er hatte darauf gewettet, daß der Enthusiasmus seiner Veteranen ausreichte, ihre Feinde auf der Seite der Union, die sich im erhöhten, deckungsreichen Gelände eingegraben hatten, zu überrollen.
    Aber das war eine Taktik, die Grayson Carlyle gar nicht lag. Er befahl den direkten Sturm auf einen starken Gegner nur, wenn er sich eines klaren Vorteils durch Überraschungseffekt und bessere Kampfmoral sicher war, oder wenn der Angriff Teil eines größeren strategischen Täuschungsmanövers war. In der Annahme, daß Jaime Wolf mit seinen Scouts das offene Tal zwischen den parallel verlaufenden Bergzügen des Cemetery und Seminary Ridge erkunden würde, hatte Grayson eine komplette Kompanie – zwölf Mechs – aus den Wäldern des Seminary Ridge den Hang hinab bewegt, unterstützt von einem Bataillon Fußtruppen und leichten Schwebern. Fast sofort waren seine Leute auf Wolfs Kavallerie gestoßen, eine starke Schwebepanzereinheit, die sich bereits auf dem Weg über den Emmitsburg Pike zum Seminary befand, wobei sie Unebenheiten des Geländes und vereinzelte Gebäude als Sichtschutz ausgenutzt hatte.
    Auf den Feldern zwischen den beiden Kämmen entspann sich ein heftiges und äußerst bewegliches Gefecht, bei dem die Luftkissenfahrzeuge einander mit aufheulenden Motoren und engen, wirbelnden Drehungen unter Beschuß nahmen, und Graysons Mechs eine vernichtende Breitseite nach der anderen abgaben, um den Vormarsch der Infanterie zu decken. Grayson ging ein enormes Risiko ein; der größte Teil seiner Kavallerie – eine Entsprechung den historischen Truppen General Stuarts – war noch nicht auf dem Schlachtfeld eingetroffen, und diese Schweber stellten nahezu seine gesamte Kundschafterkapazität dar. Aber es handelte sich um ein kalkuliertes Manöver, mit der er Wolfs Aufmerksamkeit auf dieser Seite des Seminary Ridge binden wollte, während Graysons Hauptstreitmacht abzog.
    Er hatte nur etwa dreißig Mechs in Stellung gelassen, vom Fuß des Culp's Hill im Nordosten in lockerer Linie bis zur nördlichen Hälfte des Seminary Ridge im Westen. Die überwiegende Mehrheit seiner Truppen, die gesamte I. und III. Division ebenso wie der größte Teil der II. und so viele Reserveeinheiten, wie er hatte zusammenkratzen können, waren in Bewegung, eine lange, sich in der Deckung des Waldes auf dem Ridge über das Gelände nach Süden schlängelnde Marschreihe von BattleMechs. Die schwierigste Aufgabe auf diesem Marsch bestand darin, feindlichen Beobachtern in den Wäldern auf Big Round Top auszuweichen, einem kegelförmigen Berg, der den gesamten Südteil des Schlachtfelds dominierte – und an der Anwesenheit dieser Beobachter konnte kein Zweifel bestehen.
    Das Ganze war ein gewaltiges Risiko. Wolf erwartete sicher etwas in dieser Art von ihm, allein schon deshalb, weil Grayson Carlyle berühmt für wagemutige und unerwartete Schachzüge war.
    Kenne deinen Gegner und erkenne dich selbst; dann wird dein Sieg niemals in Gefahr sein.
    Grayson hatte Sun Tzus unsterbliche Kriegskunst bereits vor langer Zeit auswendig gelernt. Die Grundprinzipien von Strategie und Taktik änderten sich im Laufe der Zeiten kaum und blieben unabhängig von der Natur der eingesetzten Waffen. Sie galten gleichermaßen für Pfeil und Bogen wie für Schützen.

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