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BattleTech 29: Pflichtübung

BattleTech 29: Pflichtübung

Titel: BattleTech 29: Pflichtübung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William H. Keith
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So sehr sie einander auch in vieler Hinsicht gleichen mochten, besaßen Wolf und Carlyle doch gänzlich unterschiedliche Kampfstile. Jaime Wolf neigte zu komplexen Plänen mit verschachtelten Strategien, Täuschungsmanövern und Überraschungen. Grayson dagegen zog spontanere Entscheidungen vor, konzentrierte sich auf Bewegung, Angriff und erneute Bewegung, mit einem flüssigen und flexiblen Kampfstil, der unentwegt nach Öffnungen in der Deckung des Gegners suchte, die er, einmal gefunden, blitzartig ausnutzte.
    Nach allem, was er von Wolfs Charakter und Reputation wußte, erwartete er, daß sein Gegner sich auf den Bergen und Kämmen des Angelhakens eingraben würde, wie Meade es im historischen Vorbild ihres Kampfes getan hatte, während er im geschützten Tal außerhalb von Graysons Sichtfeld eine vielschichtige Überraschung vorbereitete. Ein spiegelbildlicher Flankenangriff als Gegenstück zu Graysons Manöver war denkbar aber unwahrscheinlich. Wolf würde eher auf dem erhöhten Gelände bleiben und Grayson zwingen, zu ihm zu kommen. Für einen imagebewußten Kommandeur wie Wolf war das eine ausgesprochen konservative Vorgehensweise, aber unter den gegebenen Umständen stellte sie die beste Verwendung für seine Einheiten dar.
    Andererseits – wenn Grayson eine Sache über seinen Gegner wußte, dann, daß er unberechenbar war… und lange würde er sich von Graysons Scharade vor dem Cemetery Ridge nicht täuschen lassen. Carlyles Finger huschten über die Tastatur, um die Marschgeschwindigkeit seiner Truppen zu erhöhen.
    »Länger sollten wir nicht mehr warten«, meinte Pardo. Das Gewehr, ein tödlicher, glattläufiger Flechettewerfer, war zuammengebaut, das elektronische Zielfernrohr aufgesetzt und eingeschaltet. Im Dunkel der Presseloge warf das Licht der Zielanzeige einen fahlen, gelblichgrünen Schein über seine Augenpartie. »Ich sage, wir knallen das Primärziel ab. Das Sekundäre wird schon schnell genug in unser Visier kommen, wenn er erst daliegt, oder?«
    »Beherrsch dich, Pardo«, sagte der andere Mann. »Bleib ruhig!« Er überprüfte mit einer schnellen, nervösen Geste den Nadler. »Wir warten auf mein Signal, verstanden?«
    »Verstanden.« Pardo konzentrierte sich wieder auf das Bild in seinem Zielsucher. Auf diese Entfernung und bei zehnfacher Vergrößerung nahm Carlyles Kopf fast den gesamten Bildschirm ein. Ein leuchtendes weißes Fadenkreuz teilte ihn sauber in vier Teile.
    Sein Finger spannte sich unmerklich um den Abzug. Verdammt , wie er diese Warterei haßte!
Das dominierende Objekt auf dem Schlachtfeld war keine natürliche Geländeform wie ein Berg oder Höhenzug. Etwa ein, zwei Kilometer östlich des Cemetery Ridge, nahe der Taneytown Road, ragte eine imposante Stahlstruktur hundert Meter oder mehr über das Gelände auf. Der nur als ›National Tower‹ identifizierte Turm war eine häßlichgraue Monstrosität primitiver Ingenieurstechnik, deren Existenz im ursprünglichen Gefecht Grayson stark bezweifelte. Aber eines der Probleme bei der Nachstellung historischer Ereignisse war nun einmal die Unsicherheit der Quellen – besonders in einem Fall wie diesem, bei einer vor über tausend Jahren geschlagenen Schlacht. Viele der Gebäude in und um den simulierten Ort Gettysburg waren das Produkt von Spekulation und Computerextrapolationen, insbesondere die Restaurants, Motels und Souvenirläden.
Und der National Tower.
Aber gleichgültig, ob dieser Turm nun zur Zeit der historischen Schlacht existiert hatte oder nicht, in diesem Gefecht war er ein definitiver Faktor. Wolf hatte mit Sicherheit einen Ausguck dort oben postiert, und von diesem Beobachtungsposten aus konnte dieser in alle Richtungen fast das gesamte Schlachtfeld überblicken.
Der Turm mußte weg.
Bis jetzt hatte Grayson es geschafft, seine Marschkolonne außer Sichtweite des Turms zu halten, indem er in den Wäldern und Senken hinter dem Seminary Ridge geblieben war. Aber bald würde ihm nichts anderes mehr übrigbleiben, als auf offenes Gelände zu treten. Wenn Wolf dort oben Beobachter postiert hatte, konnten sie Graysons Mechs dann nicht übersehen.
Er sah auf die Uhr. Jeden Moment jetzt…
Ein Donnern hallte über das Schlachtfeld, gefolgt vom Aufschrei der begeisterten Zuschauermenge. Im Zentrum des Schlachtfelds erbebte der Turm, dann geriet seine untertassenförmige Spitze ins Wanken, kippte nach Osten, stürzte, stürzte, krachte als ein Haufen verdrehter Stahltrümmer auf die Taneytown Road.
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