BattleTech 29: Pflichtübung
zurückverfolgt? Grayson Carlyle ist beliebt, Herr Marschall. Vielleicht sogar zu beliebt, besonders momentan auf Glengarry. Deshalb wurde dieser Anschlag ja überhaupt erst befohlen.«
Zellner nahm die Stiefel vom Tisch und setzte sich auf. Er warf der Komkonsole einen schnellen Blick zu. »Das ist eine gesicherte Leitung«, erinnerte er seinen Untergebenen. »Aber trotzdem würde ich vorschlagen, daß Sie etwas… vorsichtiger in ihrer Wortwahl sind, General. Selbst interne Gespräche lassen sich abhören… oder Büros.«
Commander General Thurman Vaughn schluckte sichtlich erschreckt, dann wischte er sich mit dem Taschentuch über die Stirn. Zellner konnte den Schweiß auf dem fast kahlen Kopf des Hologramms glänzen sehen. Vaughn war für diese Art von Aufgabe einfach nicht geschaffen, dachte Zellner amüsiert.
Aber ist das überhaupt einer von uns?
Lange Zeit hatte der Militärdienst, erst unter dem Haus Davion, dann in den letzten dreißig Jahren im gemeinsamen Vereinigten Commonwealth, aus einer berechenbaren Routine von Laufbahnen, Tauglichkeitsberichten und – mit Glück und Können – Beförderungen bestanden, manchmal gefährlich, in der Regel langweilig oder zumindest alltäglich… und selten, wenn überhaupt, durch das Melodram geheimer Identitäten oder verdeckter Einsätze gefärbt. Hatte man es erst einmal zum Hohen Offizier geschafft – für das Haus Davion hieß das, zum Rang eines Colonels oder höher -, waren Beförderungen nur noch eine Frage der Politik, von Beziehungen und dem möglichen oder tatsächlichen Austausch von Gefälligkeiten. Zellner hatte im Verlauf seiner Karriere, beim Betreiben seiner Beförderungen und der gewisser Offiziere seiner Umgebung, durchaus seinen Teil an Intrigen mitgemacht, aber ein Komplott dieser Größenordnung, das mehrere Systeme und Hunderte VCS-Offiziere umfaßte, war ihm ebenso neu wie Commander General Vaughn.
Oder selbst, so nahm er zumindest an, Feldmarschall Gareth.
Trotzdem, Zellner genoß das Gefühl der Macht, Geheimnisse zu kennen, deren Enthüllung die Karriere einflußreicher Offiziere oder noch mächtigerer Politiker zerstören konnte. Jahrelang war er 1. Adjutant des Marschalles Caesar Steiner gewesen, eine Position, die zumindest äußerlich komplette Hingabe und Loyalität erforderte. Als er jedoch die ersehnte Beförderung zum Marschallsrang erreicht hatte, war er endlich in der Lage gewesen, Informationen, die ihm von loyalen Zuträgern während seiner gesamten Laufbahn übermittelt worden waren, effektiv zu benutzen. »Was die Sicherheit meines Büros angeht, mache ich mir nur wenig Sorgen«, fuhr er fort. Tatsache war, daß er den Raum regelmäßig mit empfindlichen Suchgeräten abtasten ließ, die selbst passive Abhörgeräte entdecken konnten. »Ich kann mich jedoch nicht für das Ihre verbürgen.«
»Ich habe vollstes Vertrauen in meine Leute«, erwiderte Vaughn steif. Aber während er das sagte, zuckten die Augen in seinem fleischigen Gesicht unsicher hin und her.
Tatsächlich war sich Zellner über Vaughn und dessen Büroräume ebenso sicher wie über seine eigenen. Vaughn hatte Zellners Abhörmikrofone nicht entdeckt, aber da Zellner auch Wanzen im Büro der Sicherheitsabteilung und an einigen weiteren Schlüsselstellen des Hauptquartiers der 3. Guards hatte, bestand keine Gefahr, daß irgend jemand eine Untersuchung gegen Zellner oder Vaughn einleiten konnte, ohne daß Zellner davon Wind bekam.
»Ich habe vollstes Vertrauen in Sie, General«, meinte Zellner entspannt freundlich. »Und in Ihre Leute. Bitte. Fahren Sie mit Ihrem Bericht fort.«
»Da gibt es nicht mehr viel zu berichten, Herr Marschall. Feldmarschall Gareths Plan scheint völlig fehlgeschlagen zu sein. Der Söldner Grayson Carlyle lebt, und einer der Attentäter ist tot.«
»Und der andere Attentäter?«
»Ich besitze keine Informationen über ihn, Sir. Erste Meldungen deuten darauf hin, daß er festgenommen wurde, aber ich war bisher nicht in der Lage, dafür eine Bestätigung zu bekommen.«
»Wenn schon, er weiß zuwenig, um uns gefährlich werden zu können.«
Zellner dachte nicht daran, Vaughn wissen zu lassen, daß Hauptmann Dupre den Dienst wiederaufgenommen hatte… und noch befördert worden war. Manche Informationen, wie die Tatsache, daß es Zellner gelungen war, einen von Gareths Meuchelmördern zu bestechen, waren in der Hinterhand besser aufgehoben. Ein Agent im Grauen Tod konnte sich für Zellners Pläne als sehr wertvoll
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