BattleTech 31: Im Herzen des Chaos
wird Blaylock, möge er sich mit gebrochenem Rückgrat in einem brennenden Gebäude wiederfinden, schon sorgen.«
»Das hat er schon«, setzte Esther Durning hinzu, eine kleine Rothaarige, die eine Reparaturwerkstatt für schwere Maschinen besaß und außerdem schon lange die Volksmiliz organisierte. Ihr rechter Oberarm steckte in einem starren Bioplastnetz. Eine vom Wolfsmädchen abgefeuerte Kugel hatte ihren Oberarmknochen zertrümmert. »Wenn ich diese verräterische Hure je in die Hände – na ja, jedenfalls in meine unverletzte Hand – bekomme…«
»Aber Towne verfügt über bedeutende Ressourcen für den Widerstand«, entgegnete Don Carlos. »Zunächst der Einfallsreichtum, Mut und Widerstandsgeist seines Volkes. Unsere Mission war es von Anfang an, diese Ressourcen zu mobilisieren, um die Invasoren zu besiegen – doch wenn die Zeit gekommen ist, den entscheidenden Schlag zu führen, dann werden Sie das Siebzehnte Aufklärungsregiment in vorderster Front finden.«
»Warum sollten Sie hierbleiben?« wollte der stämmige, kahlwerdende Sägemühlenbesitzer Eddie Newcombe wissen. »Die Dracos haben Ihnen freies Geleit vom Planeten weg zugesichert. Und sie halten einige Ihrer Leute als Geiseln.«
Don Carlos sah seinen alten Freund Gordo Baird an, der ihn aus den Schatten an einer Wand heraus anfunkelte. Der Spionageoffizier hatte ihn weiter bedrängt, auf Schadensbegrenzung hinzuarbeiten und das Angebot einer ehrenvollen Kapitulation anzunehmen.
»Wir pflegen nicht mit Geiselnehmern zu verhandeln«, sagte der Kolonel, »oder unsere Aufträge unerledigt zu lassen. Das ist nicht nur eine Frage des Erhalts unserer Glaubwürdigkeit auf dem heißumkämpften Söldnermarkt der Inneren Sphäre. Es ist eine Frage der Ehre.«
Die Widerstandsführer sahen einander an. Sie wußten mittlerweile, daß die Südwestler, wenn es um Ehre ging, empfindlich waren wie ein Draco. Es blieb die Frage, wie lange die Außerweltler so bleiben würden.
»Was die Frage angeht, was wir zu bieten haben«, fuhr Don Carlos fort, »in erster Linie Erfahrung. Beispielsweise hat mein Sohn Gavilan einen Abschluß der Militärakademie New Avalon.« Er nickt Gabby zu, der zu seiner Rechten saß.
Der junge Mann war heute nacht ungewöhnlich ruhig. Er war nach dem Debakel in Port Howard mit seinem Dunkelfalke nach Süden geflohen, um sich White-Nose Ponys Kommando zu unterstellen. Seit sein Vater vorübergehend sein eigenes Bataillon von der Front abgezogen hatte, war er beim Dritten geblieben, um dort zu kämpfen. Er hatte seinen Vater erst heute abend wiedergesehen.
»An konventioneller Ausbildung fehlt es uns nicht unbedingt«, sagte Harter. »Ich selbst habe einen Abschluß von Nagelring.«
»Der Schlüsselbegriff ist ›konventionell‹, Mr. Harter«, entgegnete Vater Doktor Bob Garcia. »Wir Südwestler haben eine lange Geschichte der Kriegführung hinter uns, die alles andere als das ist. Im Herzen sind wir Räuber, Guerilleros. Und wir haben einen Scout unter uns, der ohne die Unterstützung irgendwelcher Kampffahrzeuge wahrscheinlich für die Vernichtung von mehr BattleMechs verantwortlich ist als jede andere Person in der Inneren Sphäre, Oberleutenient Cassiopeia Suthorn.« Er lächelte. »Ich denke schon, daß wir Ihren Leuten einiges zu vermitteln hätten.«
»Wir haben auch das Glück, einen Mann unter uns zu haben, dessen ausgedehntes Geschichtsstudium sowie seine Ausbildung in den Künsten der Intrige ihn auf einzigartige Weise als Strategen der unkonventionellen Kriegführung qualifiziert. Ich meine natürlich Oberleutenient Vater Robert Garcia, SJ.«
Das Lächeln des Jesuiten erstarb, und er sah Don Carlos erstaunt an. Wegen seiner doppelten Ausbildung als Jesuit und MechKrieger
– und der Einstellung des Kolonel zu Klerikern – war er es gewohnt, solchen Treffen als Teil der Denkfabrik Camachos beizuwohnen. Er hatte nicht gewußt, daß es für seine Anwesenheit heute nacht einen tieferen Grund gab.
Ah, gut, dachte Don Carlos und verbarg sein eigenes Lächeln. Wenn der junge Mann mit dieser kleinen Überraschung nicht fertig werden konnte, durfte er kaum hoffen, mit den abtrünnigen Söhnen des Drachen fertig zu werden, oder?
Vater Bob blinzelte und riß sich zusammen. »Wir alle wissen, wie wichtig es ist, zu erkennen, wann und wo man zuschlagen sollte, meine Herren, Ms. Durning«, sagte er sanft und wandte sich den Milizvertretern zu. »Aber in einer solchen Situation ist es vielleicht wichtiger zu erkennen, wann man
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