BattleTech 31: Im Herzen des Chaos
haben.«
»Nein«, sagte Kusunoki, während er sich erhob und aus dem Zuber trat, wobei Wasser an seinem wohlgeformten Körper und den festen Beinen herabströmte.
Mehrere Adjutanten sprangen aus ihren eigenen Zubern, um ihn schnell mit weißen, flauschigen Handtüchern abzufrottieren, die auf einem Tisch an der Wand aufgestapelt waren. Kimura sah, wie Blaylock verspätet seine Überraschung verbarg. Draconier besaßen beträchtlich weniger Schamgefühl als die meisten Davions.
Aus einem winzigen Hochziehen einer Augenbraue schloß Mr. Kimura, daß Blaylock gerade falsche Schlußfolgerungen über Jeffrey Kusunoki und seine Anhänger bestätigt sah. Homosexualität bei Männern war durch den Drachen oder das Dictum Honorium nicht stigmatisiert, auch wenn sie bei Kriegern nicht aktiv unterstützt wurde, wie sie es während des Großteils des Tokugawa-Shogunats gewesen war, auf das die Kuritas einen so großen Teil ihrer eigenen Herrschaft begründeten. Aber Kusunoki war nicht homosexuell. Er stand auch nicht auf Frauen; er hatte tatsächlich eine auffällige Aversion gegen sie, besonders gegen solche in militärischen Machtpositionen. Er hatte, soweit Toyamatoi das bisher zu sagen vermochte, auch kein Interesse an Kindern, Tieren oder künstlichen Hilfsmitteln. Er schien völlig geschlechtslos – und die Kai war in der Tat gut darin, solche Details auszuschnüffeln. Sie hatte gerne etwas gegen die in der Hand, mit denen sie Geschäfte machte.
Blaylock bekam seine Reaktionen in den Griff. »General, wollen Sie nicht einmal darüber nachdenken? Sie nützen niemandem, wenn sie geparkt auf den TTG-Hof stehen.«
»Ich sagte nein, Mr. Blaylock.« Kusunoki erlaubte seinen Gefolgsleuten, ihm in einen purpurnen Seidenkimono mit weißen Kranichen und Binsen darauf zu helfen. Er sah zum Schirm auf.
»Morgen früh läuft Ihr Ultimatum an die fremden Söldner aus. Werden Sie den Mut haben, die Konsequenzen zu ziehen?«
Blaylock grinste. »Sollte Eure Exzellenz daran zweifeln, lade ich Sie zu der kleinen Zeremonie ein, die ich bei Tagesanbruch in den Palastgärten geplant habe, wenn die Söldner sich nicht ergeben.«
»Ich werde da sein.« Kusunoki nickte. Der Schirm verlosch.
»Wie bald kann ich ihn töten?« fragte er Kimura.
»Lassen Sie uns zuerst sehen, wie seine Pläne zur Befriedung Townes gedeihen«, antwortete Mr. Kimura. »Wenn sie funktionieren, wollen Sie ihn vielleicht überhaupt nicht mehr töten.«
Kusunoki grunzte.
Howard Blaylock wandte sich von dem dunkel gewordenen Visiphon ab. »Bist du immer noch da? Nimm dir den Rest der Nacht frei und geh in die Stadt. Ich will ein letztes Mal etwas kostbare Zeit mit meinem Gast verbringen.«
Das Wolfsmädchen stand im Dämmerlicht an der Wand. Farbimpressionen von Blaylocks Holotapete jagten einander rätselhaft auf ihren Zügen. Sie sagte nichts, aber ihre Arme waren vor der Brust verschränkt.
»Was ist los?« Blaylock grinste sie an. »Eifersüchtig? Oder paßt es dir nur nicht?«
»Kapitän MacDougall ist eine Kriegerin«, sagte das Wolfsmädchen. »Es ist nicht richtig, sie so zu behandeln.«
»Eine Kriegerin?« Blaylock lachte. »Dafür hat sie aber ziemlich schnell aufgegeben, als die Dracos sie erwischten. Du solltest mir dankbar sein. Ich tue ihnen wirklich allen einen Gefallen, indem ich sie hier im Palast behalte. Kusunoki wollte sie vor dem Verwaltungszentrum in Eisenkäfigen zur Schau stellen. Die Dracos verachten jeden, der sich ergibt.«
Das Wolfsmädchen sagte nichts mehr. Ihre hübschen Züge wirkten entschlossen.
»Jesus, du versaust mir die Laune. Ich weiß nicht, warum du überhaupt so empfindsam gegenüber diesen ausgeklinkten Fremden bist, wenn man bedenkt, wie sie dir vor ein paar Tagen eine blutige Nase verpaßt haben. So hast du mich noch nicht oft enttäuscht, WM.«
»Wenn Sie meine Dienste nicht zufriedenstellend finden…«
»Oh, schaff dich hier raus.«
Die Wache zwinkerte sich den Schlaf aus den Augen und sah zu, wie das Fahrzeug den Isildurweg entlang auf den schwarzen schmiedeeisernen Zaun zukroch, der den früheren Palast des Marquis umgab. Es war ein gewöhnlicher Dreiachser; Schwebefahrzeuge waren auf Towne nicht beliebt, aber das war reine Geschmackssache. Dahinter glommen die Lichter Port Howards trüber als gewöhnlich. Zivilverkehr ohne besondere Genehmigung war um diese Nachtstunde verboten.
Natürlich wäre es zuviel gewesen zu hoffen, daß dies unerlaubter Verkehr war. So etwas Aufregendes passierte während dieser Schicht der
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