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BattleTech 31: Im Herzen des Chaos

BattleTech 31: Im Herzen des Chaos

Titel: BattleTech 31: Im Herzen des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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Sufis gegenüber, zumindest nicht soweit Garcia wußte, doch ihre Bibliotheken und Datenbanken enthielten alle bekannten Sufischriften und eine große Menge Zusatzinformationen darüber. Die beiden Gruppen waren sich in vielerlei Hinsicht ähnlich, das stand fest: geheimnistuerische Gruppen, die unauffällig Einfluß ausübten, um die Menschheit in stärkeren Einklang mit dem Göttlichen zu bringen. Es machte Garcia stutzig, daß die Führung der Jesuiten, die an ihrer Gegenposition zu etwa ComStar und demnach auch Blakes Wort ebensowenig einen Zweifel ließ wie an der zum Draconis-Kombinat, sich über die Sufis ausschwieg. Er spielte sogar mit dem Gedanken, die Gesellschaft selbst sei eine Fassade für die Sufis. Sie war schließlich in Spanien gegründet worden, das vor der Rückeroberung ein fruchtbarer Garten des Sufismus und der moslemischen Aufklärung gewesen war.
Nicht lange nach seinem Abschluß hatte er Sufilehrer zu suchen begonnen und sich auf altariqa begeben. Er sagte sich, es könne gewiß nichts schaden; und vielleicht konnte er Weisheit erlangen, die der Gesellschaft nutzen mochte.
Schließlich waren Jesuiten Meister der vernünftiger Erklärung.
Er hatte Lehrer gefunden, von ihnen gelernt und da Gelernte weitergegeben, wie es die Art der Sufis war. Jahrelang hatte er nichts von ihnen gehört. Sie hatten auch nie etwas von ihm erbeten.
Bis jetzt? fragte er sich und betrachtete den Mirza mit Scheu und Furcht.
»Wollen Sie mich lehren?« fragte er.
»Ich bringe amal, die Arbeit.« Ein typisches Sufi-Schlagwort, amal. Es bedeutete Entwicklungsarbeit sowohl des Individuums als auch der menschlichen Gesellschaft. »Und wie die Ordnung oft vom Chaos umschlossen ist – und umgekehrt –, so mögen Sie in der Verwirrung tieferes Wissen finden.«
Peter Abdulsattah lächelte und nickte, und offenbar schien er bereit zu sein, das Gespräch mit dieser unbefriedigenden Bemerkung zu beenden. »Ich will Gewißheit!« hatte Garcia fast geblökt.
»Die müssen Sie sich verdienen. Das ist amal.«
Und jetzt, in diesem Bauernhaus, in einer Umgebung, die im Sommer üppig grünendes nemedianisches Land sein würde, fielen Garcia die Worte des Mirza wieder ein: »Wie die Ordnung oft vom Chaos umschlossen ist – und umgekehrt.«
Er hatte es gewußt. Die Gewißheit – und es gab eine für ihn – bestätigte und erschütterte ihn gleichzeitig.
»Dr. Garcia?« fragte eine junge Frau zögernd. »Geht es Ihnen gut?«
»Oh, gewiß, gewiß. Nur ein Anflug von Frühlingsgefühlen. Ich stamme von einer Wüstenwelt. Ich bin an diese harten Winter nicht gewöhnt. Dieses Sonnenlicht verleitet mich zum Wunschdenken.«
Seine Studenten lachten höflich. »Dr. Garcia«, fragte ein junger Mann, der zögernd die Hand hob, »wie kann eine Regierung weniger herrschen, wenn sie versucht, mehr zu herrschen? Das verstehe ich nicht.«
»Haben Sie je einen Arm voll Feuerholz aufgehoben? Eine wirklich große Ladung?« Der junge Mann nickte »Und haben Sie je der Versuchung nachgegeben, nur noch ein weiteres kleines Stück aufzuheben, damit Sie kein zweites Mal gehen müssen?«
Erneutes Nicken.
»Und was geschah?« fragte Garcia.
Der junge Mann sah sich verschämt um. »Das Zeug flog überall rum. Ich ließ es fallen.«
Garcia nickte. »Genau das. Und so ist es auch mit der Macht: Es gibt einen Punkt, an dem auch eine Regierung alles fallen läßt, wenn sie versucht, sich immer mehr zu greifen.«
Das rief ein zustimmendes Gemurmel hervor und auf manchen Gesichtern, wie er hoffte, einen Anflug von Erleuchtung. Es war nicht gerade ein Gleichnis des Mullah Nasreddin gewesen, aber vielleicht hatte er sich ja verständlich machen können.
»Wir können diesen Prozeß beschleunigen, sowohl indem wir es den Invasoren erschweren, an der Macht zu bleiben, als auch indem wir sie dazu bringen, so schnell wie möglich mehr Macht erlangen zu wollen, indem wir eine gute Dosis Chaos ins System injizieren. So umhüllt ihre Ordnung unser Chaos – was, wenn alles läuft, wie wir uns das vorstellen, dazu führen wird, daß Sie Ihre eigene Ordnung schaffen.«
Die Studenten gaben Geräusche frohen Verstehens von sich. Doch einige Kernpunkte blieben ihnen verschlossen – und er würde zynischerweise keinen Versuch unternehmen, sie aufzuklären.
Würdet ihr genausoviel Enthusiasmus an den Tag legen, wenn ihr wüßtet, wie viele Leben dieser Prozeß kosten wird? fragte er sich.
Und werdet ihr die Ordnung wirklich mögen, die sich letztlich aus diesem Chaos

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