BattleTech 31: Im Herzen des Chaos
herausschält, das wir verbreiten werden?
Eine Woche später war Cassie hoch droben in den Gunderlandbergen und unterrichtete selbst ein wenig, wobei ihre Klasse aus einem Dutzend Möchtegern-Guerillas von Towne bestand. Sie saßen auf und zwischen einer Ansammlung von Granitblöcken mit Blick auf eine Straße, die sich am Rand eines zweihundert Meter tiefen Abgrundes entlangschlängelte.
»Da kommen sie«, sagte eine Stimme in dem kleinen Lautsprecher, der hinter Cassies rechtem Ohr festgeklebt war.
Sie berührte den Übertragungsknopf ihres persönlichen Koms. »Abtacha hört. Bleib unten, bleib in Deckung und versuche, nicht zu schwer zu atmen.«
Der Ausguck bestätigte und verstummte. Cassie wandte sich der Gruppe zu.
»Die Leute haben Angst vor Kriegsmaschinen«, sagte sie und hob die Stimme, um gegen den Wind anzukommen, der ihre Worte fortzureißen versuchte. »Das ist in gewisser Weise auch sinnvoll. Diese Maschinen können sehr weh tun. Aber das wichtigste ist, sie sind nicht unbesiegbar. Keine davon.«
Ihre Schüler saßen in stiller Aufmerksamkeit da und sahen dann und wann ängstlich zur Straße, die um einen riesigen Basaltvorsprung herum einen halben Kilometer nordostwärts in Form einer Kurve in Sicht kam. Cassie sah nicht hin. Ihr Ausguck gehörte zum Spähtrupp des Siebzehnten. Sie vertraute voll darauf, daß die Frau sie warnen würde, ehe die Draco-Kolonne in Sicht kam.
»Eine Kampfmaschine ist wirklich komplex, aber man kann sie dennoch in ein paar wenige Grundsysteme zerlegen – und ich meine ›zerlegen‹. Sie hat ein Antriebssystem, ein Angriffssystem, ein Verteidigungssystem, einen Satz Sensoren und irgendeine Art von Lebenserhaltungssystem für den Piloten. Die Leute neigen dazu, sich auf die Stärke des Verteidigungssystems zu konzentrieren, das üblicherweise aus der Panzerung und der Offensiv-Feuerkraft besteht. Das lähmt sie in aller Regel.«
Der heisere Schrei eines jagenden Rodan – sie waren hier viel kleiner als in den Eiglophen, versicherten ihr ihre Schüler, und hatten eine Spannweite von nur vier Metern – wurde vom Wind herangetragen. »Tatsache ist, daß man sich nicht den Kopf an Panzerplatten einschlagen muß. Wenn man eines dieser Systeme überwindet, besiegt man die Maschine. Das heißt, man macht sie kampfunfähig – fixieren Sie sich nicht zu sehr darauf, hübsche Explosionen sehen zu wollen. Wen das Ding nicht sehen kann, auf den kann es nicht schießen. Wenn seine Waffen kaputt sind, wird es Ihnen wahrscheinlich nichts tun können. Wenn das Lebenserhaltungssystem ausfällt« – sie zuckte die Achseln –, »ist es nur noch ein Briefbeschwerer.«
Jetzt sah sie zur Straße hin. Immer noch nichts. »Genau wie das Verteidigungssystem bei den meisten Kampffahrzeugen – Panzern, Schwebefahrzeugen, BattleMechs – am schwierigsten anzugreifen ist, ist das Antriebssystem das einfachste Ziel. Eine Beschädigung des Antriebs bedeutet nicht immer, daß das Ding kampfunfähig ist; ein Panzer mit einer gerissenen Kette kann Sie immer noch töten. Aber manchmal kann man Nebeneffekte zur Immobilisierung einer Einheit provozieren, die sie auf andere Weise kampfunfähig machen.«
»Abtacha, sie sollten in eins-fünf Sekunden in Sicht kommen«, berichtete der Ausguck.
»Auf die Plätze«, befahl sie ihren Schülern ruhig. Sie bewegten sich ohne Eile zu ihren vorher vereinbarten Verstecken. Sie hatten den ganzen Morgen das Deckungnehmen geübt. Schließlich war das eine mindestens so wichtige Facette des Scouthandwerks, das sie lehrte, wie die offensiven Vernichtungsfertigkeiten. Lektion eins: Wenn sie dich sehen, können sie dich töten. Laß dich nicht sehen.
Als sie hinter einen Steinblock mit rauher Oberfläche glitt, warf sie einem Mann einen Blick zu, der mehrere Meter rechts von ihr kauerte. Er war klein, kleiner als sie, drahtig, mit borstigem rotem Haar und einem Gesicht wie ein Ellbogen. Er nannte sich selbst den Hahn. Er war zwar nominell als Teil ihres Grundkurses im Demolieren von Mechs zu ihr gekommen, doch sein Status war gar nicht so klar.
In mancher Hinsicht unterrichtete er sie. Cassie war mit Sprengstoffen vertraut, aber er war im Umgang mit ihnen ein Meister, denn er hatte für allerlei Bergbau- und Baufirmen als Sprengmeister gearbeitet. Er hatte zahlreiche Nebenjobs gehabt, wenn man seinen Geschichten Glauben schenken durfte, als Holzfäller, Knecht, Bergarbeiter und Jagdführer. Er übertrieb in seinen Geschichten seine eigene Rolle zwar nie – immer war
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