BattleTech 31: Im Herzen des Chaos
mir zu lassen. Und ich habe auch nie versprochen, meine von ihr zu lassen.«
Cassie preßte die Lippen fest zusammen und versuchte die Tränen zurückzuhalten. »Du würdest es nicht verstehen.«
»Doch, natürlich. Du bist wütend auf deine Freundin, weil sie ein Versprechen gebrochen hat, das sie dir nie gab. Und das nagt an dir. Schau dich an, Mädchen; wenn du noch weiter abnimmst, wird irgendeine Bauersfrau dich zum Trocknen an der Scheunenwand aufhängen.«
»Nun, da ich jetzt so häßlich bin, sehe ich nicht, warum du dich mit mir abgeben solltest…«
»Oh, hör auf. Du bist nicht häßlich, du bist schön, du siehst nur ein bißchen spitz aus. Und nur weil ich nie geschworen habe, daß ich auf ewig nur dich lieben würde, heißt das noch lange nicht, daß du mir egal bist.«
Er packte ihre Hände. Diesmal riß sie sich nicht los. »Und auch Kali ist mir nicht egal. Sie ist ohne eigenes Verschulden in einen Donnerkeil hineingeflogen und kann sich gerade eben so in der Luft halten. Sie braucht dich, Cassie. Und du brauchst sie.«
Cassie schüttelte den Kopf so heftig, daß sich Strähnen ihres langen schwarzen Haares aus dem komplizierten Knoten lösten, zu dem sie es zusammengebunden hatte, und ihr Gesicht peitschten. Tränen behinderten ihre Sicht.
»Ja«, sagte Tim. »Du kannst das Universum nicht im Alleingang besiegen, Cassiopeia; niemand kann das. Und mit einer Freundin wie Lady K, die bereit ist, dir zur Seite zu stehen, bis du eine blinde Närrin, wenn du es auch nur versuchst.«
Sie klammerte sich an ihn, als hätte er sie gerade vor dem Ertrinken gerettet, und schluchzte krampfhaft. Er hielt sie und murmelte ihr sanfte Worte zu, ohne etwas Besonderes zu sagen, nur um sie zu beruhigen, während er ihr Haar streichelte. Und als das Schlimmste vorbei war, legte er ihr einen gekrümmten Finger unters Kinn, hob ihr Gesicht an und küßte sie.
Einen Augenblick lang wehrte sie sich. Dann warf sie ihm die Arme um den Hals und küßte ihn wild. Sie konnte nicht anders.
Doch, ich kann, sagte eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Aber ich will nicht.
Tai-sho Jeffrey Kusunoki, selbsternannter Militärgouverneur Townes, machte Liegestützen auf den Fingerspitzen. Seine loyalen Gefolgsleute versammelten sich um ihn, klatschten in die Hände und zählten rhythmisch mit: »Fünfundvierzig… sechsundvierzig… siebenundvierzig…«
Eigentlich sollte es mich nicht überraschen, daß wir in einer Sporthalle immer Publikum haben, dachte Mr. Kimura, der an der Seite stand und nach außen eine Heiterkeit zur Schau trug, die seinen inneren Zustand verbarg.
Endlich brach der General zusammen, während seine Speichellecker applaudierten und bewundernd lachten. Er rollte sich ab und setzte sich auf, dann trank er ausgiebig aus einer Trinkflasche, die man ihm reichte.
»Sehr beeindruckend«, sagte Kimura trocken.
»Sie sollten auch trainieren, Kimura-Sensei«, sagte der General, den die Endorphinausschüttung aufgeputscht hatte. »Es würde Sie Jahre jünger machen.«
»Ich danke dem General für seinen freundlichen Vorschlag, aber ich empfinde gar nicht den Wunsch, Jahre jünger zu wirken. Ich habe Jahrzehnte gebraucht, um so alt auszusehen.« Er verbeugte sich.
Kusunoki verzog das Gesicht und lachte dann. Auch seine Gefolgsleute lachten. »Verstehe. Das war ein Witz.«
»Wenn der Tai-sho wünscht.«
Kusunoki erhob sich und nahm ein Handtuch, mit dem er sein
schweißnasses Haar zu trocknen begann. »Sie sollten sich wirklich mehr entspannen, Kimura-Sensei . Sie nehmen das Leben so ernst.«
»Ich nehme meine Verantwortung ernst. Und deshalb muß ich Sie bei Ihren Übungen stören.«
Der General sah ihn einen Augenblick lang an, dann winkte er. Die hübschen jungen Gefolgsleute verflüchtigten sich. Kusunoki ließ sich statt in der traditionellen knienden Position im Schneidersitz nieder und legte sich das Handtuch um die Schultern.
»Nun?«
»Wir haben Probleme mit bestimmte Wirtschaftszweigen. Um es deutlich zu sagen, einige der Leute, denen wir die Produktionskapazitäten des Planeten anvertraut haben, sind damit beschäftigt, sie ratzekahl auszuplündern, und behandeln dabei ihre Arbeiter so schlecht, daß sie trotz der Konsequenzen mit Rebellion drohen. Es haben sich bereits einige Vorfälle ereignet.«
»So ka? Die meisten Leute, denen wir Gehöfte und Fabriken gaben, waren Spezis Ihres Chefs. Warum halten Sie sich damit auf, sich bei mir zu beklagen?«
»Ah. Euer Exzellenz hat völlig recht. Ich befinde mich jedoch in
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