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BattleTech 31: Im Herzen des Chaos

BattleTech 31: Im Herzen des Chaos

Titel: BattleTech 31: Im Herzen des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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nicht jeden Tag im Gedenken an die arme Mariposa eine Kerze? Glaubst du, ich liege nicht Nacht um Nacht wach im Bett, bis ich die Gesegnete Jungfrau gebeten habe, sich jeder einzelnen Seele zu erbarmen, die das Regiment in all den Jahren, in denen ich es leite, verloren hat?«
»Carlos – es tut mir schrecklich leid. Ich habe nicht geglaubt…«
Der Kolonel winkte ab. »Ich sollte mich bei dir entschuldigen, weil ich zugelassen habe, daß sich mein Kummer und meine Enttäuschung in Form von Zorn über dich ergossen haben.«
»Ich verstehe. Würdest du jetzt bitte nur noch einmal nachdenken.«
»Nein. Heute nacht bin ich zu müde, um noch weiter Probleme zu wälzen. Sprich, wenn du mußt, morgen noch einmal mit mir über deine Sorgen und Empfehlungen.
Aber bitte versteh mich: Ich habe meine Entscheidung getroffen. Und möge la Virgen de Guadalupe ihren armen verlorenen Kindern gnädig sein.«
    Es war eine Wohnung im dritten Stock ohne Aufzug in der Irsei Street südlich des Flusses. Es war nicht gerade das beste Viertel. Aber es war auch nicht das Schlimmste – wenn auch nur dank der Tatsache, daß es immer noch schlimmer kommen kann.
    Die Wohnung war leer. Nur ein Laken, das ordentlich gegen die Preßspanplatten gefaltet an einer Wand lag, ein Kommunikatorgerät auf dem blanken Hartholzboden, ein paar Fast Food-Behälter, die ihrer Entsorgung harrten. Das wenige Licht stammte von einer niedrig gedrehten Kerosinlaterne. Talbot und Lumlee verschwendeten keinen Gedanken darauf, wofür sie benutzt wurde.
    Die Tür stand offen und führte auf einen Korridor, der von einer einzelnen nackten Glühbirne erleuchtet war, die mehrere Türen weiter an einem Kabel hing. Der Gang war so feucht und fliegenübersät, um nur das mindeste zu erwähnen, daß er kaum wert war, beleuchtet zu werden. Die offene Tür machte ihn nervös. Aber so agierte sie immer.
»Hast du etwas für mich?« fragte die Frau.
    Es kam Talbot vor, als hätte er sie noch nie bei richtiger Beleuchtung gesehen. Sie trafen sie meist nachts auf der Straße, fernab der Lichter, oder im Gang zum Klo in irgendeiner schummrigen Ka
    schemme, wo ein Mann, wenn er nicht bekannt war, mitten im Raum fünfzig oder hundert Mal niedergestochen werden und dann zum Verbluten in die Gosse hinausgerollt werden konnte, ohne daß jemand irgend etwas aufgefallen wäre.
    Er wußte aber, wie sie aussah, als hätte er Stunden damit zugebracht, ihr Hologramm anzuhimmeln. Sie war etwa 170 Zentimeter groß, breitschultrig, vollbusig, hatte ausladende Hüften und keine besonders schmale Taille, obgleich an ihrem Körper kaum ein Gramm Fett war. Die schwarze Megatherlederjacke, die sie über ihrem zerrissenen schwarzen T-Shirt trug, überbetonte die Breite ihrer Schultern und ließ sie noch bedrohlicher erscheinen. Ihr Gesicht war breit, hatte hohe Wangenknochen, eine kleine Nase und Schlitzaugen, die rötlichbraun waren und im Schein der Laterne leicht rot glänzten. Auch ihr Haar war braun und vor der Zeit ergraut – sie konnte nach Talbots Schätzung nicht älter als Anfang dreißig sein – und mit Ausnahme eines dünnen Zopfs, der ihr hinten bis auf den muskulösen Po hing, militärisch kurz geschnitten.
    Sie war hübsch und hätte vielleicht sogar die Bezeichnung schön verdient, wenn sie je gelächelt hätte – oder auch nur je einen Mann oder überhaupt eine Kreatur, soweit Talbot das beurteilen konnte, als etwas anderes betrachtet hätte als ein Stück Fleisch. Selbst wenn er sich nicht vor Angst vor ihr in die Hosen gemacht hätte, hätte er ihr nicht ins Gesicht gesagt, daß er sie für eine Lesbe hielt. Er sah sich selbst gern als sensiblen Burschen. Aber er war sich eigentlich auch nicht sicher, daß sie auf Frauen stand. Oder überhaupt auf irgend etwas.
    Sie nannten sie nicht umsonst das Wolfsmädchen.
Er sah seinen Partner bedeutungsvoll an. »Äh, nun ja«, sagte Lumlee und nahm den Rucksack von der Schulter. »Wir haben heute nacht diese Spionin wiedergesehen, die, die dir letztes Mal entkommen ist.«
    Talbot ächzte. Toller Anfang, Arschloch. Aber wenn das Wolfsmädchen sich daran stieß, daß er sie so plump an ihr Versagen erinnerte, dann sah man es ihrem Gesicht nicht an. Es hätte genausogut aus Speckstein geschnitzt sein können.
»Wirf mal einen Blick da hinein«, fuhr Lumlee fort und hielt ihr den Rucksack hin.
    Cassie saß mit ausgefahrenem Kickständer auf ihrem gestohlenen Zyklop-650-Motorrad und hatte die Arme auf den Lenker gelegt, als die zweite Wohnung

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