BattleTech 31: Im Herzen des Chaos

dahingeschiedenen Seelen schon die Messe gelesen.«
    Blaylock lächelte sie an. Dann schlug er mit dem Handrücken zu, traf sie auf die Wange und schleuderte sie zurück in die oberschenkeldicken Arme seiner Wachen.
    »Du Hure!« schrie er, und sein Speichel besprühte sie aus zwei Metern Entfernung. »Beherrsche in Zukunft dein freches Mundwerk. Ich mußte hinnehmen, daß diese übergroße Schwuchtel mir droht – mir! Aber von dir muß ich mir nichts gefallen lassen, vergiß das nie.«
    Seine Worte hallten durch den großen, spärlich möblierten Raum. Er war angenehm überrascht gewesen, daß ihm seine Bitte gewährt worden war, den Palast des Marquis zu beziehen. Tai-sho Kusunoki zog es vor, in der Innenstadt im Komplex der Planetenregierung zu bleiben, der von Prinz John Davion mit innenliegenden Kasernen errichtet worden war. Mr. Kimura wollte Kusunoki nicht länger als unbedingt nötig aus den Augen lassen, also hatte auch er sich eine Wohnung im Zentrum gesucht.
    Im Augenblick benutzte Blaylock einen großen Bürobereich als Quartier. Er war ursprünglich für die angestellten Kleriker unterteilt gewesen; die Trennwände waren entfernt worden, so daß jetzt nur noch weiße Marmorstützpfeiler im Raum verstreut standen. Er hatte sich hier ein Gelbett hereinstellen lassen, dort drüben stand ein Schreibtisch mit Comp und Kommunikator. Zusätzlich hatte er den Raum mit ein paar objets aufgelockert, die ihm gefielen: Holotapeten an den Wänden, eine 200 Zentimeter dicke transparente Säule, in der gemächlich bunte Flüssigkeiten miteinander rangen, sich vermischten und wieder trennten, wie Lebewesen, die herauszugelangen versuchten; ein riesiges Spinnennetz aus verspiegelten Mylarstreifen, das zwischen zwei Säulen hing; ein Gewirr aus schiefwinkligen, grellbunten Synthetikrohren, das in einem unmöglichen Winkel dahing; das schwarze Marmorpodest für den Holotank.
    Er fand, es begann nach ihm auszusehen.
Kali MacDougall kam auf die Füße und löste sich von den Leibwachen. »Weißt du«, sagte sie und sah Blaylock direkt an, »es ist zu schade, daß ich wahrscheinlich nicht dasein werde, wenn die Heros
    dich erwischen – und das werden sie. Hast du je von den Apachen gehört? Waren daheim auf Terra berüchtigt für das, was sie ihren Feinden antaten, wenn sie sie erwischten. Im Siebzehnten haben wir auch Apachen. Es sind gute Leute – es sei denn, man gibt sich wirklich Mühe, sie sich zum Feind zu machen.«
Blaylock erwiderte ihren Blick. »Du hast recht«, antwortete er ruhig. »Du wirst wahrscheinlich nicht dasein.«
    Sie hob die Hand, berührte ihre Lippe, betrachtete das Blut an ihren Fingerspitzen. »Du weißt genau, wie man eine Dame behandelt«, sagte sie.
Er lächelte. Er zeigte dabei viele Zähne. »Wie sagt man so schön?« fragte er. »Das war noch gar nichts. Aber es geht gleich los.« Taras und Buster packten ihre Arme mit Händen wie die Klauen eines Zyklop.
19
    Gunderlandberge
Provinz Nemedien, Towne
Mark Draconis, Vereinigtes Commonwealth
7. Februar 3058
Mit dem Gepolter von Stiefeln auf Hartholzplanken trat ein großer
    Mann mit dickem Bauch in die Türöffnung der Jagdhütte und stand als Silhouette im milchigen Morgenlicht. »Ich suche Leutenient Suthorn«, sagte er mit tiefer Stimme.
    Der Hauptraum der Hütte war eine tiefer liegende Grube mit einem großen Holztisch in der Mitte und einem steinernen Kamin, der ausgereicht hätte, einen Slomo-Bullen ganz zu braten, an der der Tür gegenüberliegenden Wand. Ein entsprechend großes Feuer brannte und fauchte. Cassie saß mit dem Oberkörper an das quadratische Geländer gelehnt, das das Foyer vom tieferliegenden Teil trennte. Zu beiden Seiten des Geländers führte eine kurze Treppe in die Grube hinab.
»Das bin ich«, sagte sie.
    Der Mann sah nach links und rechts; eine Hakennase und Gesichtszüge mit ausgeprägtem Kinn lösten sich aus dem Zwielicht. Er hatte einen eisgrauen Bürstenschnitt, einen braunen Schnurrbart und
blaue Augen, die momentan skeptisch zusammengekniffen waren. »Sie sind nicht, was ich erwartet hätte.«
    Sie sah über beide Schultern. Die Grube füllte sich mit Vertretern der Volksmiliz und verschiedener Bürgerwehren. Die meisten, aber nicht alle waren Männer. Sie unterhielten sich aufgeregt über das, was auf Towne geschehen war, seit Jeffrey Kusunoki und die Schwarzen Drachen gewaltsam die Führung übernommen hatten.
    »Ich könnte mir einen falschen Bart ankleben, wenn Sie sich dann besser fühlen