BattleTech 31: Im Herzen des Chaos

zu ihrem. »Uh-oh«, sagte Marly. »Ich schätze, an dieser Stelle sollte ich mich rar machen, wie?«
    Auf dem Videomonitor, der auf der Galerie mit Blick über den Innenhof des zentralen Verwaltungskomplexes stand, zeigte der Generalsekretär der Reformpartei, Marcel Wesemann, in extremer Nahaufnahme einen Gesichtsausdruck schafsartiger Verblüffung.
    Der kahlwerdende Schädel des Generalsekretärs kippte plötzlich aus dem Bild. Einen Herzschlag später erreichte der Klang von zwölf Shimatsu-42, die simultan einen Schuß abgaben, die Galerie im achten Stock.
    »So ist es eben, M. W.«, murmelte der Schirmherr des Planeten, Howard Blaylock. Seine Worte wurden von weißen Kondenswölkchen begleitet. Es war ein kalter, trister Tag, und die Galerie war offen. »Manchmal muß man einfach führen, folgen oder aus dem Weg gehen.«
    Der kleine schildkrötenköpfige Bursche, Kimura, der bei Kusunoki die Fäden zu ziehen schien – oder es zumindest versuchte – und immer gekleidet war, als wolle er direkt anschließend zu einer Beerdigung, räusperte sich diskret, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Blaylock entging nicht, wie der kleine Mann jedesmal ächzte, wenn die Gewehre losgingen. Das elektrisierte ihn regelrecht: Diese Kuritas stellten sich selbst gern als die ultimativ harten Burschen vor, aber Schildkrötenkopf hier hatte dazu nicht das Zeug.
Blaylock mochte es, aus härterem Holz zu sein als ein Draco.
    Kusunoki starrte wie hypnotisiert auf die winzigen Gestalten des Erschießungskommandos und die an den Beinen gefesselten Gefangenen hinab, die den Leichnam des früheren Parteichefs der Reformer auf einer Bahre davontrugen. »Hm? Was ist? Murmeln Sie nicht so, Alter.«
    »Ich erbitte die Verzeihung des Tai-sho, aber ich hatte noch gar nicht gesprochen«, sagte der alte Mann mit einer Verbeugung. »Ich wollte jedoch gerade die Frage der Plünderungen erwähnen…«
    Dabei beließ er es. Das war etwas, was Blaylock in den letzten paar Tagen an den Dracos aufgefallen war. Sie schienen kaum je einen Satz zu beenden.
»Was ist damit? Es sind diese Knastbrüder von der ›Freude des
    Drachen‹, welche Ihr Oyabun mir aufgenötigt hat, die da plündern.« »Gewährt Eure Exzellenz mir das Privileg, daran zu erinnern, daß
Ihr ungeachtet dessen das Oberkommando habt? Und vergebt Ihr
mir, wenn ich die schlechten Nachrichten überbringe, daß bestimmte
    Teile der regulären Kombinatstruppen jetzt auch darin verwickelt sind? Das 227. Panzerregiment soll seine Panzer und Bergungsfahrzeuge einsetzen, um Beute aus dem Smith-Distrikt abzutransportieren.«
    »Ja und? Sie haben ein wenig Entspannung verdient.« »Das Vertrauen Eurer Exzellenz in Eure Männer ist lobenswert. Plünderungen aber sind so berüchtigte Disziplintöter…«
    »Oh, schon recht. Soll sich der Kommandeur der Militärpolizei darum kümmern.«
Kimura lächelte und verbeugte sich. »Eure Exzellenz ist äußerst weise.«
Ein Fußsoldat der VSDK in Wams und Helm kam die Galerie entlanggetrabt. Die Eskorte gutaussehender junger Männer mit Maschinenpistolen im DEST-Stil auf dem Rücken, die Kusunoki überallhin nachfolgten, hörten auf, Blaylock zu betrachten wie Habichte eine Felstaube. Statt dessen schienen sie jetzt den Eindringling anzuhecheln. Sichtbar verängstigt salutierte der Infanterist stramm und stieß eine Reihe japanischer Silben hervor.
Kusunoki runzelte die Stirn und sah Blaylock an. Wie immer schien er leicht überrascht zu sein, daß sich ein Gaijin in seiner unmittelbaren Nähe aufhielt. Ein Mann von weniger unerschütterlichem Selbstbewußtsein als Blaylock hätte sich vielleicht bei dem Gedanken unwohl gefühlt, General Kusunoki könnte durchaus vergessen, was er hier tat, und ihn aus Prinzip erschießen lassen.
»Eine Delegation steht auf der Vordertreppe«, sagte Kusunoki, »und will mit Ihnen reden.«
Blaylock zuckte die Achseln. »Mit Erlaubnis Eurer Exzellenz.« Er schenkte dem General das, was er für ein angemessen unterwürfiges Grinsen hielt. Es schadete ja nichts, ein wenig zu schleimen. Es schadete auch nicht, diese herrischen Machtknaben daran zu erinnern, daß sie ihn brauchten. Towne konnte verdammt kalt sein, wenn man nicht die richtigen Kontakte hatte – wie diese armen, beschränkten Söldnernasen herausgefunden hatten.
Der Infanterist trabte davon. Zwei Gewehrsalven später kehrte er mit einer hochgewachsenen, vogelartigen Frau, einem hochgewachsenen Mann mit breiter, glatter Stirn, breiten Wangenknochen und