BattleTech 33: Der schwarze Drache
oben«, murmelte Pater Doktor Bob, »sieht der Mob von Luthien ordentlich aus.«
Mishcha, der mit seinen Gästen auf einem Klappsitz im Passagierabteil saß, warf ihm ein Grinsen voller Zähne zu. »Die Leute hier sind nicht so wild wie im Vereinigten Commonwealth«, sagte er. »Oder gar auf Hachiman. Aber wir wissen dennoch, wie man es sich gutgehen läßt.«
»Dessen bin ich mir sicher«, sagte García herzlich.
Es wäre dem Reisebegleiter von der Stimme des Drachen vielleicht seltsam vorgekommen, wäre ihm klar gewesen, daß der behäbige Priester der neue Spionageoffizier des Siebzehnten war. Vielleicht aber auch nicht. Im Draconis-Kombinat wurde vorausgesetzt, daß auf jeder bedeutenden Expedition irgend jemand ein Spion war. Und in der Tat war Pater Bob da, um die Augen offen zu halten. In erster Linie aber kam er mit, weil er der kultivierteste und diplomatischste der Caballeros war.
Der Helikopter flog nach Nordwesten und überquerte die äußerste der von Lärmschutzmauern umgebenen Landekuhlen des Takashi-KuritaGedächtnis-Raumhafens. Voraus lag der Südostrand von Imperial City. Hier gab es in erster Linie Lagerhäuser und Frachthöfe, die in abweisende Gebäudekomplexe mit Schleifen aus Rasiermesserband auf Maschendrahtzäunen übergingen, den Buraku oder Kasernen, in denen Massen von Unproduktiven untergebracht waren und die unter der Leitung einer Agentur mit dem Kürzel ETA standen. Eta war das Wort für die Parias in der altjapanischen Gesellschaft. Diese Kasernen wiederum machten den charakteristischen Zementblockbauten Platz, in denen die Arbeiterklasse untergebracht war. Aus dem Zentrum des riesigen Großstadtbereichs erhob sich ein Juwel aus glitzerndem Schwarz, Glas, Marmor und poliertem Teak, ein Kontrast in Obsidian zu seiner in erster Linie tristen Umgebung.
»Dort sehen Sie das Herz von Imperial City«, ließ sich Mishcha vernehmen, »der Stadt, die das Herz des Draconis-Kombinats ist. Das ist wirklich die Schwarze Perle.«
»Schön«, sagte García.
»Wunderbar«, sagte Red Gallegos und rutschte in ihrem Sitz herum, um besser aus dem Heck hinausschauen zu können. »Fliegen wir noch dichter heran?«
»Nachts muß das wirklich atemberaubend sein«, setzte Pater Doktor Bob hinzu.
»Bedauerlicherweise führt uns unser gegenwärtiger Kurs südlich am Stadtzentrum vorbei«, sagte Mishcha und hob die Stimme, um das Knattern des Rotors und das Heulen der Turbine zu übertönen, »und wir haben Termine einzuhalten. Sie sind jedoch Gäste des Koordinators. Wenn Sie einen Rundflug über Imperial City wünschen - tags oder nachts, Kapitän García ...«
»Nennen Sie mich Bob.«
Der Reisebegleiter grinste und nickte mit dem Kopf. »Klar, Kapitän Bob. Wie ich schon sagte, kommen Sie mit allen Fragen und Bitten, die Sie haben, direkt zu mir, und ich werde mich darum kümmern. Betrachten Sie mich einfach als Ihren Kuromaku.«
Cassies Augen weiteten sich. »Kuromaku?« echote sie auf japanisch. »Organisator? Das ist Ingo, nicht?«
Mishcha grinste noch breiter. Trotz seines Vornamens hatte er ein sehr japanisches, ovales Gesicht mit starken Augenschlitzen und weizenfarbener Haut. »Stimmt. Tut mir leid. Yakuzaslang ist auf Luthien zur Zeit sehr populär.«
Ein abschätzender Blick trat in seine Augen. »Sie müssen der Scout sein. Oberleutenient Suthorn. Man hat mir von Ihnen erzählt.«
» So ka? Was hat man Ihnen erzählt?«
»Vor allem, daß Sie fließend Japanisch sprechen - was Sie ja auch tun.«
»Domo.« Danke.
»Do-itashimashite.« Bitte. »Man sagte mir auch, ich solle Sie unter keinen Umständen aus den Augen lassen.«
Cassie grinste.
Sie sah sich im Abteil um und bemerkte, daß Red sie argwöhnisch ansah. Der LO sah weg, als Cassie sie bemerkte.
Cassie schob das Kinn vor, verschränkte die Arme und rutschte mit dem Rücken an der gepolsterten Innenwand des Abteils herunter. Der Chopper roch nach Schweiß und Schmiermittel, und ihm haftete jener stechende Formaldehydgeruch an, der typisch für die Alkohol verwendenden internen Verbrennungsmotoren des Kombinats war.
Red dachte keineswegs, Cassie könnte mit ihrem Reisebegleiter irgendwelche hinterhältigen Pläne aushecken; die Späherin hatte ihre Hingabe an die Caballeros mehrfach mit Blut und unter Schmerzen bewiesen. Red hatte für Cassie grundsätzlich nichts übrig - wie auch schon ihre Vorgängerin Marisol Cabrera -, und außerdem mißbilligte sie die Tatsache, daß Cassie eng mit ihrem Mann Richard alias Zuma, dem Obersten Azteken,
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