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BattleTech 33: Der schwarze Drache

BattleTech 33: Der schwarze Drache

Titel: BattleTech 33: Der schwarze Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milán
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befreundet war. Wäre sie eine traditionellere Nortena der Dreibundwelten gewesen, hätte sie Cassie vielleicht erschossen, weil sie soviel Zeit mit ihm verbrachte. Aber so trotzig - und manchmal mitleiderregend - die Caballeros auch an ihrer kulturellen Identität festhielten, sie mußten bis zu einem gewissen Grad Kompromisse machen, um als Caballeros bestehen zu können. Das Regiment war für alle la familia, und letztlich waren sie alle genauso von ihrer Heimat abgeschnitten wie Cassie.
Im Gegensatz zu Cabrera ließ Red Gallegos nicht zu, daß ihre Abneigung gegen das, was sie als Cassies frivolen Charakter einschätzte, auf ihre Beurteilung von Cassies Fähigkeiten abfärbte. Jede der beiden Frauen achtete, was die andere für das Regiment tat, und so konnten sie gut zusammenarbeiten.
Unter ihnen endete die Stadt wie von einem Katana abgetrennt. Jetzt erstreckte sich ein Flußtal westwärts, seine steilen Wände gingen in wogende Hügel, grüne Parklandschaften und Wälder über, die verstreute, von hohen Mauern umgrenzte Industrieinseln umgaben. Der Flug wurde ruhiger, als der Chopper die große Wärmeglocke der Stadt hinter sich ließ.
»Das ist das Kado-guchi-Tal da unten, nicht?« fragte García. Das Leuchten in seinen dunkelbraunen Augen zeigte, daß es sich bei ihm jetzt nicht mehr nur um höfliches Interesse handelte. Er war ein leidenschaftlicher Historiker, und dort drunten war Geschichte geschrieben worden.
»Stimmt«, sagte Mishcha stolz. »Direkt unter uns hielt unser Koordinator 3052 die Clans auf. Beide Seiten vollbrachten viele tapfere Taten, und viele große Krieger fielen wie Kirschblüten.«
Red Gallegos’ volle Lippen kräuselten sich angeekelt. »Los atéos«, murmelte sie in abschätzigem Tonfall.
Mishcha sah sie an, den Kopf schief gelegt wie ein neugieriger Vogel. Er war entweder gut unterrichtet über die Körpersprache der Fremden und ihre Intonationsnuancen oder sprach Spanisch oder beides. »Sie verachten die Clans? Meinem Verständnis nach ehren die Südwestler einen tapferen Feind, ebenso wie wir im Kombinat.«
»Menschen«, sagte Red mit ungewohnter Kürze. »Nicht Teufel.« Wie sie Teufel sagte, machte klar, daß sie nicht in Metaphern sprach.
»Die charakteristische, äh, Fortpflanzungsmethode der Clans«, sagte Pater Doktor Bob in seiner besten pedantischen Sprechweise, »ist eine große Belastung für die Psyche der Südwestler. Sie erscheint vielen von uns als aktive Blasphemie. Unsere Krieger bezeichnen die Clanner gemeinhin als Schlammköpfe.«
»Ah, ja, ich habe von ihnen gehört«, sagte Mishcha. »Das sind übernatürliche Wesen, die bei Zeremonien, die die Indianer unter Ihnen abhalten, oft von Schauspielern dargestellt werden. Es sind Clowns, nicht? Spaßmacher.«
Cassie lachte. Sie hätte wirklich gerne einmal die Dossiers der ISA über die Völker und Kulturen des Dreibundes gesehen. Der Versuch, sie für Analytiker tief im Herzen des Drachen verständlich zu machen, würde jeden Metsuke-Agenten, der auf sich hielt, in den Wahnsinn treiben.
»Clowns ja«, entgegnete sie, »Spaßmacher nein. Es sind finstere Wesen, etwas, womit Mütter ungezogene Kinder erschrecken. Sie sind das Ergebnis von Inzest zwischen den Göttern.«
Der Reisebegleiter starrte sie an. Cassie war den Welten des südwestlichen Dreibunds wahrscheinlich nicht näher gewesen als er selbst. Aber die Pueblos unter den Caballeros hielten an ihren Ritualen so beharrlich fest wie die katholische Mehrheit des Regiments. Sie selbst war oft genug Zeugin von Kachina-Zeremonien gewesen, zumindest derer, die Außenstehenden zugänglich waren. Die geheimen wurden den Mitcaballeros so eifersüchtig vorenthalten wie dem Rest des Universums. Ein Caballero, der töricht genug war zu versuchen, sie auszuspionieren, würde einfach verschwinden, und der Verlust würde von Kameraden und Verwandten ohne Rachegedanken hingenommen, trotz der Vorliebe für Blutrache, die typisch für die meisten Südwestlerkulturen war. Das war Teil des Netzes aus Paradoxa und Komplexität, das die Südwestlergesellschaft für Außenstehende so schwer begreifbar machte, von einer Integration ganz zu schweigen. Deswegen wurde Cassie nach elf Jahren von ihren Kameraden im Siebzehnten immer noch mit dem Clanwort Abtacha bezeichnet Außenseiterin.
Der Helikopter schwenkte vom Flußtal nach Süden. Er überquerte eine Hügelkette und kam über einer breiten Mulde heraus, die von hohen Nadelwäldern umgeben war. Ein von Mauern umgebener Komplex

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