BattleTech 33: Der schwarze Drache
hineinzubohren. Die Kioskbesitzerin, eine ältere Dame in Schwarz, kam auf spindeldürren Beinen hinter der Theke hervorgewankt und protestierte wild. Der Junge lächelte höhnisch und stieß sie zu Boden.
Cowboy setzte seine Statuette ab. »Solche Sachen gehen mir einfach auf die Eier«, sagte er und schritt auf den Laternenstand zu.
»Sieht aus, als ginge Riskys Wunsch in Erfüllung, qué no ?« meinte Jesse James.
Die Jugendlichen spielten mit einem Stock, an dem sieben Laternen befestigt waren, und lachten über die Bemühungen der Marktfrau, ihn sich zurückzuholen, und die Art, wie sie mit dem rechten Bein stark hinkte. Cowboy trat hinter den Anführer. »He, Mann, findest du nicht, du übertreibst ein wenig?« Er packte den Jungen an einem wattierten Schulterstück und drehte ihn herum.
Der Junge drehte sich zu ihm hin und sprang hoch, um einen auf Cowboys Kopf gezielten Drehtritt mit gestreckten Beinen anzubringen. Cowboy brachte seinen schlanken Körper aus dem Weg und trat einen Schritt zurück. Der Junge ließ sich in eine L-Haltung fallen, die Hände zu Shuto Handkanten versteift.
»He, Mann«, sagte Cowboy mit erhobenen Händen. »Ich will keinen Ärger ...«
Der Anführer grinste wie ein Hai. Der Gaijin bot ihm die Kehle dar. Das würde Spaß machen. Er machte sich bereit, vernichtend zuzuschlagen.
Etwa in diesem Augenblick rammte Cowboy ihm eine Gerade direkt ins Gesicht, und zwar von oben genau im richtigen Winkel, um dem Jungen die Nase zu brechen. Der Junge quietschte und ging zu Boden. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Cowboy begann, ihn mit den spitzen, stahlverstärkten Echsenhautstiefeln in die Rippen zu treten.
Ein zweiter Jugendlicher riß die Hand hoch, die plötzlich einen glitzernden, einen halben Meter langen Teleskop-Messingstab hielt. Er rückte gegen Cowboy vor. Ohne seine rhythmischen Tritte zu unterbrechen, ließ Cowboy ein Schnappmesser aufspringen und drückte die Klinge dem Jugendlichen unter die Nase.
»Steck sie nicht in anderer Leute Angelegenheiten, Sparky«, sagte er, »wenn du sie nicht abgeschnitten bekommen willst.«
Die anderen Raufbolde begannen auszuschwärmen, um Cowboy in die Zange zu nehmen. Plötzlich ließen die anderen Caballeros eine erstaunliche Vielfalt von Messern sehen. Mishcha hatte ihnen davon abgeraten, Schußwaffen zu tragen, die im Kombinat Privatleuten verboten waren, und der Kolonel persönlich hatte klar gemacht, daß er Wert darauf legte, die Wünsche ihrer Gastgeber zu beherzigen. Andererseits betonte das Tragen von Klingenwaffen den Kriegerstatus einer Person. Die Caballeros liebten Schußwaffen. Aber sie mochten auch Messer.
Ein Bowie mit einer 25-cm-Klinge in einer Hand, streckte Buck Evans die andere aus, um Cowboy am Kragen zurückzuziehen. Auch die harten Burschen schnappten sich ihren gefallenen Krieger und zogen sich zu ihrem Fahrzeug zurück. Kurz bevor sie dort ankamen, schüttelte der Junge mit dem zerschlagenen Gesicht die helfenden Hände seiner Kumpel ab und deutete mit dem Finger auf Cowboy, wobei sich sein von einem blutigen Bart umgebener Mund wütend verzerrte.
Cowboy trat ein paar Schritte vor. »Jederzeit, Pinche«, rief er. »Ich warte auf dich.«
»Kommen Sie. Wir gehen jetzt. Das sehr schlecht«, sagte Mishcha, dessen Englisch ins Schleudern kam wie ein rennender Mech, der sich plötzlich auf einem gefrorenen See wiederfand. »Ihre Väter sehr große Männer. Sehr wichtig.«
»Nun, sagen Sie ihnen einfach, mein Papa sei ein Tornado und meine Mama ein, äh ...«
»Vulkan«, half Jesse James aus und schlug Cowboy auf die Schulter. »Deshalb bist du so voll heißer Luft.«
Aus einer alkoholgetriebenen Limousine, die gleich um die Ecke geparkt war, heraus beobachteten zwei Männer durch dunkles Vitryl, was geschah und wie sich die Bandenmitglieder in ihr Schwebefahrzeug zurückzogen, obszöne Verwünschungen ausstoßend und schimpfend wie ein Affenrudel. Beide trugen dunkle, unauffällige Kleidung und schwarze Ringsumsonnenbrillen, die den Großteil ihrer Züge verbargen.
»Narren«, sagte der Mann am Steuer. Er war der breitere der beiden, vom Gesicht wie von den Schultern, und hatte das Glück, daß seine Haut den Weizenfarbton aufwies, der im allgemeinen mit starken japanischen Erbanlagen in Verbindung gebracht wurde. »Diese Gaijin mit ihren lächerlichen Vorstellungen von Ritterlichkeit. Vorhersehbar wie ein Ball, der eine schiefe Ebene herabrollt.«
»Ich wäre mir da nicht so sicher, Boß«, sagte sein Partner,
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