BattleTech 33: Der schwarze Drache
kastanienbraun. Sie erinnerten Migaki an die Augen eines Tieres. Eines gehetzten Tieres.
»Bring mich hier weg«, sagte sie kehlig, »und laß mich das ganze verdammte Universum vergessen.«
»Was bedeutet das hier also?« fragte Cowboy Payson und beugte sich hinunter, um mit zusammengekniffenen Augen eine diskrete Messingplakette anzuschauen, die neben den drei Stufen von der Straße zu einer Tür hinab in schwarzen Marmor eingelassen war. Die Schrift war Kanji, chinesische Schriftzeichen.
»Oh«, sagte Mishcha. »Das ist der Eingang eines Nachtclubs. Hier gibt es für Sie nichts Interessantes.«
Cowboy sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Sie haben wieder diesen Tonfall drauf, der bedeutet, daß Sie einen von uns Rundaugen vor Ärger bewahren wollen, Mishcha, alter Kumpel.« Er richtete sich langsam auf. »Vielleicht sollte ich mal meine Nase hineinstecken und sehen, was da drin los ist.«
Mishcha rollte mit den Augen. Sie waren leicht in ein Gesicht eingesunken, das deutlich bleicher aussah als bei seiner ersten Begegnung mit den Caballeros. Selbst die übertriebenen Farben seines Hemdes sahen verblaßt aus. Cowboy begann die Stufen hinabzusteigen.
»Da steht ›gei boi-san-tachi to enjoi shite kudasai‹«, sagte Buntaro
Mayne, Cowboys einäugiger Freund von den 9. Geistern.
»Was heißt das?«
»Viel Spaß mit den schwulen Knaben.«
Cowboy erstarrte, dann stürmte er die kurze Treppe wieder herauf, als
spule Gott persönlich sein privates Video zurück. Buck Evans schlug ihm auf den Rücken seines zerlumpten Chambray-Hemdes, während die anderen sechs oder sieben Caballeros, die auf Stadtbesichtigung unterwegs waren, in Gelächter ausbrachen.
»Nicht so schnell, Mijo«, sagte Buck. »In deinem Zustand kann man nicht mehr allzu wählerisch sein.«
Cowboy schlug seine Hand weg. Sie gingen weiter. Rechts öffnete sich ein Park. Kiosks säumten die Gehsteige, wo Zubehör für die bevorstehenden Feierlichkeiten verkauft wurde: Feuerwerkskörper und Origamikraniche, Papierdrachen, Fahnen mit patriotischen Parolen. Die Caballero-Gesellschaft trabte in der Gosse dahin und setzte sich damit stinkenden Bussen aus, die durch den alkoholischen Treibstoff, den sie verbrannten, Formaldehyddämpfe ausstießen.
»Was suchen wir hier überhaupt?« fragten Raven.
»Ich persönlich bin auf Souvenirjagd«, entgegnete Cowboy und betrachtete prüfend eine Statuette eines kugelbäuchigen Hotei, des jovialen Priesters mit Wanderstab in Sackleinenkutte. Die Caballeros waren mit diesem der Sieben Glücksgötter besonders vertraut; die beliebteste Whiskymarke auf Hachiman hieß nach ihm. »Ich habe immer irgendwie gehofft, eines Tages Luthien plündern zu können. Und jetzt werde ich ganz bestimmt nicht mit leeren Händen nach Hause gehen.«
»He, diese Leute sind .ganz groß im Geschenke machen, Cuate«, sagte Jesse James Leyva. »Wenn wir den großen Burschen treffen, bringt uns das bestimmt etwas.«
»Yep. Ein Reisservice in zwei Teilen und einen Klaps auf den Hintern. ›Gute Arbeit, Jungs und Mädels. Danke, daß ihr da wart. Der nächste bitte.‹«
»Ich suche Ablenkung um jeden Preis«, sagte Risky Savage. Sie hatte sich ausreichend daran gewöhnt, Mutter zu sein, daß sie ihren Sohn Bobbi mit den anderen Kindern im Kindergarten lassen und mal ein paar Stunden für sich allein weggehen konnte. »Wenn ich noch mehr Zeit damit verbringe, mich von jemandem, den ich kaum verstehe, in Benimm unterweisen zu lassen, werde ich wahrscheinlich wahnsinnig.«
Genau in diesem Augenblick tauchte am Ende der Straße in einer Wolke von Unrat, die seine Düsen aufwirbelten, ein Schwebefahrzeug auf. Es landete mit einem ersterbenden Heulen mitten auf der Straße, während fünf Jugendliche in imitierter Clannermontur zu beiden Seiten hinaussprangen. Sie schritten mit stolzgeschwellter Brust auf einen windschiefen Stand zu, der Papierlaternen verkaufte, und waren sich der ängstlichen Blicke durchaus bewußt, die sie trafen.
»Na, na«, sagte Buck Evans. »Was haben wir denn da?«
»Nichts«, sagte Mishcha Kurosawa ängstlich. »Gehen wir doch einfach weiter. Wir müssen nach Eiga-toshi zurück, ehe es zu spät wird. Sie drehen heute nachmittag.«
Die Jugendlichen hatten sich um den Laternenstand versammelt und betatschten die Ware. Der größte der fünf, ein schlaksiger Bursche mit grün gefärbter Skalplocke, suchte sich eine gerippte orangefarbene Laterne an einem Stock aus und begann, mit den behandschuhten Fingern Löcher
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