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BattleTech 36: Blindpartie

BattleTech 36: Blindpartie

Titel: BattleTech 36: Blindpartie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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diese Mühen für ein Buch? Es ergab keinen Sinn. Das Magistrat Canopus hatte eines der schlechtesten Bildungssysteme der Inneren Sphäre und Peripherie. War das eine Stichelei über ihre Versuche, dieses Problem zu lösen? Und in diesem Format? Sun-Tzu hätte ein Vidbuch schicken können, das weniger schadensanfällig war. Der große Band aus Leder und dickem Papier wirkte selbst in den schmalen Händen der Magestrix äußerst vergänglich. Besser noch, er hätte die Seiten in eine Datei einscannen und den gesamten Text schneller und für erheblich weniger Geld von Blakes Wort übermitteln lassen können.
Mit einem amüsierten Lächeln schloß Emma Centrella das schwere Buch und reichte es Jamie. Obwohl sich das grobstrukturierte weiche 'Leder des Einbands erstaunlich angenehm anfühlte, reichte sie es sofort nach rechts an Danai weiter. Laß dir kein allzu großes Interesse anmerken, erinnerte sie sich. Du spielst die Rolle einer neutralen Überbringerin. Als sie über Danais Schulter sah, während die junge Frau einige der Seiten durchblätterte, lief ein wütender Schauer durch Jamie. Blakes Blut! Wir haben ihn unterschätzt.
Seite um Seite war mit wundervoll detaillierten Zeichnungen und farbigen Malereien der verschiedensten sexuellen Spielarten gefüllt.
»Ein Buch voller chinesischer Erotika«, stellte Danai leise fest und fuhr mit dem Finger über die chinesischen Schriftzeichen, die sich am Rand der Seite herabzogen. »Aber dieses Buch kann unmöglich so alt sein, wie er es erscheinen läßt.«
Jamie fühlte, wie sie rot wurde, als Danai Zeichnungen erotischer Hilfsmittel betrachtete, aber keines der beiden Mädchen schien im mindesten verlegen. »Sun-Tzu hat ein loses Blatt mit einem englischen Vorwort beigelegt.« Die Antwort der Magestrix war beiläufig. »Das Buch ist das exakte Faksimile eines chinesischen Textes über die Erotik aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Diese Ausgabe ist erst fünfzig Jahre alt: Gut erhaltene fünfzig«, sagte sie, und ihre Stimme verklang nachdenklich. Jamie erkannte, daß die Magestrix das Alter des Buches mit ihrem eigenen verglich, und sie fühlte Verzweiflung in sich aufsteigen.
In jedem Reich der Inneren Sphäre und den meisten Peripheriestaaten wäre ein solches Geschenk ein Skandal gewesen. Daß es aus einem so repressiven Reich wie der Konföderation Capella kam, grenzte ans Unfaßbare. Jamie hatte noch immer Schwierigkeiten, Sun-Tzu einen so mutigen und einsichtigen Schachzug zuzugestehen. Nur das Magistrat Canopus, mit seiner Betonung des Vergnügens und der Unterhaltung - ein Staat, der Zirkusveranstaltungen in der gesamten Inneren Sphäre unterstützte! -, konnte ein derartiges Geschenk so einschätzen, wie es beabsichtigt war. Als ein einzigartiges Schmuckstück, das der Wertschätzung des canopischen Lebensgefühls Ausdruck verlieh.
Naomi stellte die Frage, die Jamie in Gedanken mit wachsendem Entsetzen formulierte: »Du wirst den capellanischen Botschafter empfangen?«
Die Magestrix nickte. »Ich wüßte nicht, wie ich das nach diesem Geschenk noch ablehnen könnte. Kanzler Liao hat es sich verdient.« Allein schon, wie die Magestrix Sun-Tzus Titel benutzte, brachte Jamies Blut in Wallung. »Vielleicht hat er diesmal jemanden geschickt, mit dem sich vernünftig reden läßt. Wenn nicht ... « ihre Stimme wurde eisig-grausam scharf -, »... kann ich seinen Diplomatenstatus immer noch aufheben.«
Das Liao-Schiff, mit dem der Botschafter nach Canopus IV kam, würde in wenigen Tagen eintreffen. Danach würden zwei Wochen Flugzeit vergehen, bis sein Landungsschiff vom Sprungpunkt aus den Planeten erreichte. Jamie hoffte, daß St. Jamais bis dahin Anweisungen schickte, aber wenn er sich gerade auf einer Überfallaktion in der Tarnung marianischer Überfalleinheiten befand, konnte es einen ganzen Monat dauern, bis sie von ihm hörte.
»Inzwischen«, fuhr Emma Centrella in entschieden fröhlicherem Ton fort, »müssen wir einen Empfang planen, der diesem Geschenk angemessen ist.« Sie sah ihre Töchter vielsagend an.
Jamie sah von einer zur anderen und wußte bereits, wer mit dieser Aufgabe betraut werden würde. Wie erwartet entwickelte Danai plötzlich ein größeres Interesse am Text des Vorworts, während Naomi bei dem Gedanken an einen auszurichtenden Staatsempfang strahlte.
Naomi wußte, daß die Verpflichtung auf ihren Schultern ruhte. »Mit Darbietungen, Mutter?«
Die Magestrix nickte. »Sei extravagant. Wir werden die anderen Botschafter und alle

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