BattleTech 36: Blindpartie
ausgewählt hatte, aufgekeucht und wäre fast in Ohnmacht gefallen. Glücklicherweise war sie zu unbedeutend, um ein schlechtes Licht auf die Magestrix zu werfen. Ausnahmsweise war Emma Centrella froh über die Abwesenheit ihrer ältesten Tochter. Danai hätte unangenehm reagieren können, besonders angesichts der jüngsten Hinweise auf eine mögliche capellanisch-andurianische Allianz auf Seiten der Marianischen Hegemonie.
Sun-Tzu hatte es sogar fertiggebracht, den Schock seiner Ankunft zu seinem Vorteil auszunutzen, indem er Demipräzentorin Nicholas entlassen hatte, bevor Emma sich fassen und reagieren konnte. Ein unbedeutender Punkt, Sun-Tzu. Was auch immer du vor Blakes Wort verbergen willst, kann ich weitergeben, und damit hast du das Kapital deines überraschenden Auftauchens verspielt.
»Kanzler Liao«, eröffnete Emma in freundlichem Ton die Unterhaltung. »Bitte verzeihen Sie die Formlosigkeit des Empfangs. Hätte ich von Ihrer Ankunft gewußt ...« Sie sprach nicht weiter und breitete in einem Ausdruck des Bedauerns die Hände aus.
Sun-Tzu stand nur wenige Schritte entfernt, am Rand des schmalen roten Teppichs, der sich bis zum Eingang erstreckte. Unter der roten Seidenrobe trug er Hemd und Hose in Schwarz. Die vor dem Leib verschränkten Hände brachten die Goldstickerei der Ärmel zur Geltung, ein Muster aus sich abwechselnden Katanas und Halbmonden. Kurz zuvor, als er sich umgedreht hatte, um Jamie Nicholas mit einem Kopfnicken aus dem Raum zu schicken, hatte Emma die Stickerei eines großen chinesischen Tierkreisrades auf dem Rücken der Robe gesehen.
Das Universum laut Liao, hatte sie gedacht.
Der junge Kanzler runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht, Magestrix. Hat Blakes Wort nicht zusammen mit dem Geschenk auch meine Botschaft übermittelt?«
Emma antwortete langsam, immer noch unsicher. »Nun ja. Daß Sie einen neuen Botschafter schicken, und ob ich bereit wäre, ihm eine Audienz zu gewähren.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Sicher sind Sie nicht der neue Botschafter im Magistrat.«
Sein Antwortlächeln war offensichtlich gespielt unschuldig. »Ah, jetzt sehe ich den Irrtum. Die Botschaft sollte lauten, daß der Kanzler einen neuen Botschafter zu Ihrem Hof entsandt hat. Und, daß er zudem ein persönliches Geschenk übersendet, in der Hoffnung, daß Sie ihm eine Audienz gewähren. Ich bin sicher, so habe ich es Blake-Präzentor Carrington auf Sian mitgeteilt.« Er breitete in einer ähnlichen Geste wie zuvor die Magestrix die Hände aus. »Botschafter Yshigo wird leider erst in zwei Wochen eintreffen. Sie hatte auf Capella noch Geschäfte zu erledigen und konnte dadurch nicht auf die Kommandostrecke zurückgreifen, die ich benutzt habe.«
Du spielst deine kleinen Spielchen mit geschickter Hand, Sun-Tzu. Aber mehr ist es nicht. Spielchen. »Hätte ich das gewußt, hätte ich den Lord der Inneren Sphäre geehrt, der mein Reich besucht. Gestatten Sie mir noch einmal, Sie in der Peripherie willkommen zu heißen.« Nur eine winzige Verengung seiner Augen zeigte der Magestrix, daß Sun-Tzu ihre bewußte Unterscheidung der Inneren Sphäre von der Peripherie nicht übersehen hatte. »Und nun, da Sie einmal hier sind: Was kann Canopus Ihnen bieten?«
Hätte Emma es nicht besser gewußt, hätte sie SunTzus Ausdruck der Verwirrung glauben können. »Magestrix?«
»Ihre Absichten hier, Kanzler Liao. Wenn Sie Vorschläge unterbreiten wollen, kann es sein, daß ich Zeit benötige, sie mit meinen Beraterinnen zu erörtern. Aber außer für Fragen der Nationalen Verteidigung kann ich Ihnen versichern, daß ich in meinem Terminkalender Platz für Sie schaffen werde.«
»Die Magestrix ist äußerst großzügig, und es ist in der Tat so, daß die Verteidigung Ihrer Nation das Thema ist, über das ich mit Ihnen reden möchte. In mehrerlei Hinsicht.«
Emma Centrella ließ sich keine Regung auf Sun-Tzus Worte hin anmerken, aber sie fühlte, wie ihre Kehle sich zusammenzog. Sie hatte keine Spur von Drohung in Liaos Stimme gehört, aber die leisen Ängste, die im Gespräch mit Jamie kurz zuvor erwacht waren, marschierten jetzt in die vorderste Front ihrer Gedanken. Wird Sun-Tzu sein Bündnis mit der Marianischen Hegemonie aufdecken? Sie schluckte vorsichtig. »Ach, wirklich?«
Sun-Tzuu nickte. »Ich weiß, daß die Marianische Hegemonie Ihre Grenzen mit ständigen Überfällen ernsthaft bedroht. Ich möchte Ihnen die Hilfe der Konföderation Capella gegen diese Angriffe anbieten.«
Emma Centrella hatte viel
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