Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BattleTech 37: Loyal zu Liao

BattleTech 37: Loyal zu Liao

Titel: BattleTech 37: Loyal zu Liao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
Vom Netzwerk:
erschien
    Kanzler Sun-Tzu Liao an Rushs Seite, begleitet von zwei Kleiderschränken in schwarzen Uniformen. Der Meister der Imarra warf den Leibwächtern einen abschätzigen Blick zu, während er seine Überraschung zu verbergen suchte. Ein weißer Totenkopf-Anstecker am Kragen war ihr einziges Rangabzeichen. Den meisten Leuten reichte dies jedoch, um zu wissen, mit wem sie es zu tun hatten.
    Die beiden waren Mitglieder des Todeskommandos des Kanzlers und gehörten damit zu den gefährlichsten Elitesoldaten der Konföderation. Sie wurden aus den regulären Einheiten oder den Kriegerhäusern gezogen, ihr Leben war das Pfand für die Sicherheit des Kanzlers. Aber Ion Rush hatte beide Männer ausgebildet. Sechs Jahre lang hatte er ihr Leben bestimmt. Er ließ sich von ihnen nicht einschüchtern.
    Möglicherweise war das ein Fehler, vielleicht aber auch nicht.
Sun-Tzus hochgewachsener, schlanker Körper stand im krassen Gegensatz zur geballten Kraft seiner beiden Männer. Er war siebenundzwanzig Jahre alt, wirkte aber jünger. Rush wußte, daß sich der Kanzler regelmäßig in der Kunst des Karate übte. Sun-Tzu trug seine traditionelle Amtstracht, eine rote Seidenrobe, die auf jeder Brust mit einem auf den Hinterläufen stehenden bengalischen Tiger in Schwarz und Gold bestickt war. Auf dem Rücken befand sich der chinesische Tierkreis, der kürzlich erst an das neue Jahr angepaßt wurde.
    Das unangenehme Gefühl, überrascht worden zu sein, schüttelte Ion Rush mit einem Achselzucken ab und lächelte den Kanzler unverbindlich an. Sun-Tzu hatte sich wirklich Mühe gegeben, den Meister der Imarra zu überrumpeln, und der Liao tat nichts ohne Überlegung.
    »Stets zu Ihren Diensten, Weisheit des Himmels«, sagte Rush und ließ dem Kanzler den Vortritt.
Ein Viertel der Ostwand des Ballsaals bestand aus kugelsicherem Glas. Die Gäste konnten von hier aus den Hof und - jenseits der östlichen Palastmauer die Lichter der Hauptstadt sehen, die wie tausend glühende Augen zurückstarrten. Auf dem Weg nahm sich Rush ein wenig Gebäck vom Büffet. Ein nützliches Utensil. Im rechten Moment in den Mund gesteckt, ließe es ihn die Konversation für eine Weile unterbrechen, Zeit, die er zum Nachdenken nutzen könnte.
Sun-Tzu schwankte leicht, als ob er zuviel getrunken hätte. Er stolperte sogar etwas, als er an Jesse Villars, Haus-Meister von LuSann, vorbeiging. Villars Gesicht blieb unbewegt, aber Rush konnte dennoch die Verachtung in seinen Augen lesen. Er wünschte, Sun-Tzu würde dies auch bemerken und die Anmaßung entsprechend beantworten. Das würde einige Probleme lösen, die dem Meister des Hauses Imarra Sorgen bereiteten. Aber Sun-Tzu hatte offenbar andere Dinge im Kopf.
Der Laternenumzug durchquerte gerade das Osttor und näherte sich damit dem Ende. Jetzt bedankte sich Rush im stillen für das exakte Timing des Kanzlers, riß sich ein kleines Stück zuckersüßes Jiaozi-Brot ab und kaute es langsam und mit Genuß. Für Ion war der farbenprächtige, temperamentvolle und lebhafte Umzug das schönste am Neujahrsfest. Er beschloß die Feierlichkeiten, und alle Einwohner der Hauptstadt stürzten sich voller Eifer in diesen Reigen.
Menschen mit riesigen bunten Löwen- oder Drachenmasken tanzten durch die Straße jenseits des Palasttores. Hier, so nah am Fenster, konnte Rush den Rhythmus der Trommeln und das Scheppern und Klirren der Becken hören. Der aufpeitschende Klang der Instrumente verwandelte die Straße in einen wahren Hexenkessel. Was Ion nicht wahrnahm, war das Stakkato der Neujahrsknaller; aber er wußte wohl, daß die Hunderte - Tausende - von Blitzen zwischen den Füßen der Tänzer von den Feuerwerkskörpern herrührten. Feuerräder, die an Stäben umhergetragen wurden, versprühten ihr rotes und oranges Licht über den Köpfen der Menschen und ließen glühende Funken auf die Menge niederregnen. Ein Stelzengeher passierte das Tor. Rush sah seine dunkle Silhouette vor dem Hintergrund aus leuchtendbuntem Feuer.
»Nun, das Jahr des gelben Pferdes steht vor der Tür«, lallte Sun-Tzu. Einige Mitglieder des Direktorats, die in der Nähe standen, überhörten dies taktvoll und zogen sich ein wenig von dem jungen Liao zurück.
Der goldene Tierkreis auf der Robe des Kanzlers war so ausgerichtet, daß das Pferd in der beherrschenden Position stand. Das wußte Rush, ohne es zu sehen. Er war in der Konföderation Capella geboren worden und hatte die zweiundfünfzig Jahre seines Lebens dort verbracht. Und obwohl die

Weitere Kostenlose Bücher