BattleTech 39: Heimatwelten
Victor runzelte leicht die Stirn. »Wenn ich es darauf anlegen würde, könnte ich alle für ein Haiku erlaubten Silben in einem Wort verbrauchen. Nicht unbedingt meine Kunstform.«
»Es spielt keine Rolle, daß Sie Ihre persönliche Ausdrucksform noch nicht gefunden haben, Victor. Es genügt, daß Sie sich über die Möglichkeit dazu klar sind.« Theodore kreuzte die Arme vor der Brust. »Das liefert Ihnen Einsichten, die zu erreichen Ihr Vater in Wahrheit nie eine Chance hatte. Trotzdem aber war ihr Vater ein intelligenter und gewitzter Mann, was mich zu meinem dritten Punkt bringt. Vor sieben Jahren auf Outreach haben sich alle Fürsten der Großen Häuser der Inneren Sphäre versammelt, so wie es jetzt hier auf Tharkad geschieht. Damals haben Ihr Vater und ich erkannt, daß unser Bruderzwist den Verteidigungsanstrengungen gegen die Clans nur schaden konnte. Wir kamen, natürlich inoffiziell, überein, einander nicht anzugreifen, bis die Bedrohung durch die Clans vom Tisch war.«
Victor nickte. »Mein Vater hat mir von Ihrer Übereinkunft erzählt.«
»Gut. « Theodore sah Victor in die Augen. »Sie sollen wissen, daß ich plane, diese Übereinkunft aufrechtzuerhalten. Obwohl ich diese Konferenz begrüße und hoffe, daß die Freie Innere Sphäre hier eine gemeinsame Front gegen die Clans schmiedet, wissen wir doch gut genug, daß unsere beiden Reiche die Hauptlast der Kämpfe werden tragen müssen. Solange wir zusammenstehen, verfügen wir über ein Fundament des Widerstands.«
Victor reichte Theodore die Hand. »Ich kann nur für meine Hälfte des Vereinigten Commonwealth sprechen, aber keine Truppen unter meinem Befehl werden das Kombinat angreifen, während die Clans da draußen lauern.« Die blaugesprenkelten grauen Augen des Prinzen wurden zu Schlitzen. »Um ehrlich zu sein, kann ich mir nicht vorstellen, daß meine Truppen das Kombinat jemals angreifen werden.«
Theodore schüttelte die angebotene Hand. »Ich hoffe ehrlich, daß Ihre Vision einer friedlichen Zukunft sich als realisierbar erweist.«
»Solange ich etwas zu sagen habe, wird es so sein.« Victor nickte Hohiro zu. »Er hat mich mit dem Schwert geschlagen und mir beim Boxen ein blaues Auge verpaßt. Ich weiß also aus persönlicher Erfahrung, wie zäh draconische Krieger sind. Warum sollte ich mein Volk auf sie hetzen?«
Hohiro runzelte die Stirn. »Du hast eine Nation zu regieren, Victor. Dadurch fehlt dir die Zeit, die Kai und ich zusammen im Training verbringen können.«
Kai nickte zustimmend. »Und trotzdem bist du uns beachtlich auf den Fersen. Dein größter Vorteil, Victor, ist deine schnelle Auffassungsgabe. Wenn du nur genug Zeit bekommst, wirst du genauso hart austeilen, wie du einstecken mußt.«
Hohiro lachte. »Dann werde ich anderen erzählen, wie zäh VerCom-Krieger sind, und es als Entschuldigung für meine Weigerung benutzen, unnötig Blut zu vergießen.«
Morgan Hasek-Davion ließ die Knöchel knacken. »Also, mir wäre es sehr recht, wenn mehr Leute eure Einsicht in die Sinnlosigkeit alter Rivalitäten teilen würden. Vielleicht sollten wir einen Teil dieser Konferenz darauf verwenden, einige unserer Gegenspieler auf eben dieses hinzuweisen.«
Der Koordinator verneigte sich in Morgans Richtung. »Das wäre in der Tat empfehlenswert. Wir wollen es zur ersten Aufgabe unserer vereinten Anstrengungen hier machen, und diese dann in eine Offensive gegen die Clans lenken. Sie sollen lernen, wie tapfer und stark alle Krieger der Freien Inneren Sphäre sind.«
»Das ist eine Lektion, die einige Anstrengung von Seiten der Lehrer erfordern wird«, lachte Victor und legte die Hand auf den Griff des Katana. »Aber wir werden sie ihnen beibringen. Und das schon bald.«
4
Großer Ballsaal, Königlicher Hof, Triade, Tharkad City, Tharkad
Distrikt Donegal, Protektorat Donegal, Lyranische Allianz
1. Oktober 3058
Erst als der Willkommensempfang für die Delegierten der Whitting-Konferenz bereits begonnen hatte, wurde Katrina Steiner klar, daß ihre Rolle als Gastgeberin auch Probleme mit sich brachte. Als sie am hinteren Ende des Großen Ballsaals stand, in der dem Streichquartett gegenüberliegenden Ecke, und dessen Kammermusik lauschte, erkannte sie, daß sie gezwungen sein würde, mehr Zeit mit diesen Leuten zu verbringen, als sie auch nur entfernt Lust hatte. Und ich muß den ganzen Abend lächeln, auch wenn mir ganz und gar nicht danach ist. Die meisten der Anwesenden waren ihr zwar gleichgültig - vom Helden von Coventry, Lieutenant
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