BattleTech 39: Heimatwelten
der Überzeugung, daß die Nebelparder sich in ein Übel verwandelt haben, das ausgemerzt gehört.«
Victor zuckte zusammen. »Klingt, als wäre er für die Nebelparder, was Blakes Wort für ComStar ist.«
»Ein unglückseliger Vergleich, aber passend.«
Wu Kang Kuo sah zum Präzentor Martialum auf. »Welchen Preis hat der Verräter verlangt?«
»Eine Kommandeursposition, in der er Truppen in die Schlacht führen kann. Ich habe ihm den Befehl über meine Leibwache angeboten.«
»Das ist unmöglich.« Marschallin Byran schüttelte angewidert den Kopf. »Wenn wir diese Kette entlang fliegen und die Nebelparder vernichten wollen, können wir niemanden dabei gebrauchen, der seine Meinung ändern und uns verraten könnte. Der Angriff muß völlig überraschend kommen.«
»Ich habe Sie nicht um Ihre Meinung zu meiner Entscheidung gefragt«, stellte Focht mit kalter Stimme fest. »Und ich bereue sie nicht. Das Angebot ist gemacht und akzeptiert. Es war die Bedingung für die Übergabe dieser Informationen.«
Victor starrte Byran wütend an. »Und bilden Sie sich nicht ein, daß wir irgendeinen einmaligen Fernschlag gegen die Nebelparder ausführen werden, um sie auszuknocken. Unsere Strategie steht fest, und wir werden uns an sie halten. Zu wissen, wo ihr Bau ist, nützt uns zwar und liefert uns ein Ziel, aber ein Angriff auf Diana wird uns die Arbeit nicht abnehmen. Es gibt keinen Überfall.«
Morgan Hasek-Davion stand auf. »Falsch, Victor.«
»Was?«
»Deine Haltung zu dem Überfall auf Diana ist falsch.« Morgan deutete auf das Hologramm. »Nur weil wir jetzt über diese Information verfügen, wird sich unsere gesamte Planung nicht verändern, und die ausgearbeiteten Missionen sollten weiter stattfinden. Bei dieser ganzen Sache gab es aber immer einen Aspekt, der mir zu schaffen gemacht hat. Es geht zurück auf die entropische Kriegsführung und den Vortrag, den Dr. Pondsmith am ersten Tag gehalten hat. Er hat uns erklärt, daß wir der Gegenseite einen ›Schock‹ versetzen müssen, bevor sie zusammenbricht.«
»Wir werden ihnen einen Schock versetzen. Wir werden hart zuschlagen, mit kompletten Regimentskampfgruppen.« Victor versuchte, seiner Stimme nicht anmerken zu lassen, daß er sich verraten fühlte, aber es gelang ihm nur unvollkommen. »Wir werden sehr hart zuschlagen.«
»Aber ist das hart genug?« Morgan beugte sich vor und legte die Arme auf den Tisch. »Wenn man die Clan-Kriegsführung in ihren Grundlagen analysiert, erscheint als fundamentales Prinzip immer die Minimierung von Schaden.«
Sharon Byran lachte laut auf. »Sie haben den Verstand verloren, Morgan. Wie können Sie so etwas behaupten?«
»Das kann ich behaupten, weil ich mich mit unseren Gegnern beschäftigt habe. Durch den Prozeß des Bietens begrenzen die Clans den Schaden. Sie setzen nur die Truppen ein, die sie einsetzen wollen. Sie gehen nach Regeln vor, die hervorragend funktionieren, solange auch die Gegenseite sie beachtet, aber diese Regeln isolieren sie gegen den wahren Schrekken des Krieges. Das soll keineswegs heißen, daß sie nicht wild und skrupellos kämpfen, aber sie haben einen Weg gefunden, die Schrecken des Krieges einzudämmen.«
»Ja, genau.« Victor klatschte in die Hände. »Deswegen tragen wir den Krieg zu ihnen und zwingen sie in die Defensive.«
»Zugegeben, Victor, aber wenn wir nach ihren Regeln spielen, dann legitimieren wir diese Regeln. Wir bestärken sie darin, den Krieg als Sport oder Wettbewerb zu sehen. Möglicherweise gewinnen wir eine Runde, aber sie werden einfach auf die nächste Runde hoffen.«
Focht kniff sein verbliebenes Auge zusammen. »Ich dachte, deswegen hätten wir uns entschlossen, einen Clan komplett auszulöschen, Marschall HasekDavion.«
»Sicher, Präzentor Martialum, aber wir haben uns nicht wirklich klargemacht, was ›Auslöschen‹ heißt. Paul Masters' Hinweis auf Hannibal und die Punischen Kriege hat mir das völlig klargemacht. Ich finde, wir brauchen einen Schlag gegen Diana, der darauf angelegt ist, den Planeten auszulöschen, so wie Scipio Africanus Karthago im wörtlichsten Sinne dem Erdboden gleichgemacht hat. Damit würden wir die Clans an den wahren Schrecken des Krieges erinnern und ihnen zu verstehen geben, daß wir ihn nicht als Sport betrachten.« Morgan senkte einen Augenblick lang müde den Kopf, dann sah er wieder hoch. »Ich gebe zu, in den letzten dreißig Jahren habe ich sehr viel Kriegsgeschehen erlebt, und ich habe jede Sekunde davon gehaßt. Aber es gibt Momente, in
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