BattleTech 39: Heimatwelten
du damit richtig liegst, aber meine Sorgen richten sich mehr auf den Aufbau der Koalitionsstreitmacht. Auch wenn wir uns alle geeinigt haben zusammenzuarbeiten, hege ich ernste Zweifel, daß diese Botschaft wirklich bis zu allen Bestandteilen unserer zusammengewürfelten Armee vorgedrungen ist.«
»Deswegen die Trainingsperiode, Morgan, um uns aneinander zu gewöhnen.« Victor ließ sich von der Schreibtischkante gleiten und ging hinüber zur Bar in einer Ecke des Zimmers. »Kann ich dir etwas anbieten?«
»Wasser, bitte.« Morgan rutschte ein Stück vor und spannte das Geschenkband zwischen den Händen, das er von seinem Päckchen gezogen hatte. »Die Trainingsperiode wird natürlich helfen, aber die Reise nach Diana dauert lang. Es wird reichlich Gelegenheit für Konflikte geben.«
Victor kam zurück und reichte ihm ein Glas Wasser. »Solange die Führung eine gemeinsame Front bietet, sollte es nicht allzu schwer sein, so etwas zu ersticken.«
»Stimmt, aber auch die Führungsriege könnte sich spalten, wenn wir gewisse Punkte nicht von Anfang an klarstellen.«
»Als da wären?«
»Operationale Sicherheit.« Morgan schnitt eine Grimasse. »Wir haben weder die Möglichkeit, ClanGefangene festzuhalten, noch können wir sie freilassen, weil dann die Gefahr bestünde, daß der Gegner sie entdeckt und erfährt, daß sich eine bis dahin unbemerkte große Offensivstreitmacht durch die Besatzungszonen bewegt.«
Victor nahm einen Schluck Mineralwasser aus seinem Glas, während er nachdachte. Die Notwendigkeit der Geheimhaltung erforderte eine völlige Kommunikationssperre für Morgans Einsatzgruppe. Sie durfte weder Nachrichten abschicken, noch war es irgend jemandem erlaubt, ihr eine zukommen lassen. Die Clans könnten derartige Kommunikationsversuche abfangen, und selbst wenn es ihnen nicht gelingen sollte, den verwendeten Code zu knacken, würden sie sich auf die Suche nach dem Adressaten machen. Eine zu frühe Entdeckung der Einsatzgruppe würde zu einer Schlacht noch auf dem Weg nach Diana führen. Oder schlimmer noch, es konnte geschehen, daß Morgan und seine Leute über einer gewarnten, befestigten und verstärkten NebelparderHeimatwelt eintrafen.
Da sie keine Gefangenen mitnehmen konnten, mußten sie diese irgendwie loswerden. Eine Lösung bestand darin, sie ohne Kommunikatoren auszusetzen aber sie würden schon großes Glück brauchen, um dazu eine bewohnbare Welt zu finden, auf der noch keine Kolonie existierte. Wahrscheinlich würde Morgans Truppe nur lebensfeindliche Ödwelten passieren. Wenn sie die Gefangenen an Bord eines Schiffe zurückschickten, riskierten sie mit erheblicher Wahrscheinlichkeit eine Entdeckung und schwächten zur gleichen Zeit die Einsatzgruppe.
Die andere Alternative bestand darin, die Gefangenen zu töten. Außer in Fällen, in denen das Verhalten des Gegners ein Kriegsgerichtsverfahren und sofortige Exekution gestattet, ist es nicht gerade leicht, eine Rechtfertigung dafür zu finden. Auch wenn der Tod nur eines Menschen die Sicherheit einer Streitmacht garantieren könnte, die möglicherweise der Inneren Sphäre die Freiheit bringt, ist es uns annehmbar, damit einen Mord zu rechtfertigen?
Victor begegnete Morgans Blick. »Wie fühlst du dich bei dem Gedanken, die Erschießung von Gefangene anordnen zu müssen?«
»Ich will es natürlich nicht, aber wenn es meine einzige Wahl ist, schätze ich... Ich weiß es nicht. Es wäre sicher einfacher, Erwachsene zu töten, die aktiv gegen uns gekämpft haben, als Invaliden oder Kinder, aber ich weiß es einfach nicht. Ich schätze, ich werde mich von den Umständen leiten lassen müssen und einfach darauf hoffen, daß ich einen Weg finde, keine Unbeteiligten töten zu müssen.« Er schüttelte den Kopf. »Ergibt das einen Sinn?«
»Es ist so ungefähr das einzige, was einen ergibt.« Victor seufzte. »Das wird eine schwierige Entscheidung, aber ich weiß, du wirst die beste in der jeweiligen Situation mögliche Wahl treffen. Es läuft alles darauf hinaus, wie groß das Risiko ist, dem du deine Leute auszusetzen bereit bist. Wenn deine Operation entdeckt wird, muß die Innere Sphäre sehr viel Blut vergießen, um zu erreichen, was du hoffentlich mit viel weniger Toten und Verwundeten schaffen kannst.«
»Oh, ich verstehe sehr gut, worum es geht. Ich bin mir nur nicht sicher, ob mir das Spiel gefällt, auf das wir uns hier eingelassen haben.« Morgan leerte sein Glas und setzte es auf die Armlehne der Couch. »Du wirst sicher auch eine
Weitere Kostenlose Bücher