BattleTech 40: Die Jaeger
ziehen.«
»Ist das alles?« Zum erstenmal mischte sich der VerCom-Colonel in das Gespräch ein. »Ja, Colonel.« Ryan knallte seinen Compblock zu. »Fürs Erste.«
»Na schön, Sho-sa.« Der VCS-Offizier stützte sich mit den Unterarmen auf die Tischplatte. »Dann werde ich Ihnen mal ein paar ›Berufsgeheimnisse‹ verraten. Es ist nicht unsere erste Übung eines Entermanövers gegen ein Clan-Sprungschiff. Die VCS betreibt diese Manöver jetzt seit sechs Monaten, immer mit demselben Ergebnis. Wir können jede Art von Transporter erobern, aber nur mit inakzeptablen Verlusten. Wenn wir versuchen, ein Kriegsschiff anzugehen, werden wir massakriert. Genau wie Sie sind wir zu dem Schluß gekommen, daß wir größere, stärkere Schiffe zur Beförderung der Entermannschaften brauchen. Das Problem mit Schiffen wie der Hannibal Klasse beruht auf ihrem Mangel an Beiboothangars und/oder Enterausrüstung. Wenn wir ein größeres Schiff verwenden, muß es längsseits gehen, während die Raumgarde in Manövereinheiten übersetzt. Während dieser ganzen Zeit kann der Feind seine Verteidigungsmaßnahmen verstärken, das Sturmschiff und die Entermannschaft unter Beschuß nehmen und uns generell das Leben schwer machen. Unsere Werften auf New Syrtis und Atreus arbeiten daran, die Mechhangars einiger größerer Sturmschiffe zu Gefechtstaxihangars umzubauen. Wenn es uns gelingt, noch ein paar strukturelle Schwierigkeiten zu überwinden, sollten wir zwei umgebaute Schiffe mitnehmen können. Aber darüber würde ich mir keine allzugroßen Sorgen machen.« Der VC-Colonel lächelte, als er Ryan verabschiedete. »Niemand im Planungsstab erwartet, daß es notwendig wird, ein Clan-Kriegsschiff zu entern.«
Ryan wandte sich zum Gehen, konnte sich aber nicht verkneifen, etwas auf Japanisch zu murmeln.
»Wie war das?« hörte er den VerCom-Offizier fragen.
Der Skipper der Alkmaar lachte. »Das war ein altes Sprichwort, Colonel. Frei übersetzt heißt es: ›Berühmte letzte Worte‹.«
Ryan schwang sich aus der Luke.
* * *
»Baka!« Ryan schalt den VerCom-Offizier einen Narren, als er durch die Luke ins Passagierdeck der Alkmaar stürmte.
»Stimmt was nicht?« Wie zu erwarten war Ralph Carter der erste, der Ryans Ankunft bemerkte. Sein sechster Sinn machte den Mann zur natürlichen Wahl als Beobachter für Lo Sior, den Scharfschützen des Teams.
»Verdammte Davion-Offiziere.« Ryans verächtliches Schnauben sagte den versammelten DESTlern mehr als ein stundenlanger Vortrag. »Er hat es tatsächlich gewagt, unsere Leistung bei der Übung zu kritisieren.«
Kashira Raiko erkannte die Stimmung seines Kommandeurs und erhob sich mit einem Stöhnen, wie es nur langjährige Unteroffiziere fertigbringen. »Kein Wunder, daß sie Ihnen das Leben schwer gemacht haben.« Raiko grinste und nahm seiner Feststellung damit jede Spitze. »Ein hoher Offizier, angeblich der Beste aus allen Teams, stürmt im vollem Gallop in ein Feuergefecht und läßt sich von irgendeinem einfachen Raumgardisten abknallen.« Der Kashira nahm die ermattete, ›väterliche‹ Haltung ein, wie sie bei allen Feldwebeln üblich ist, die einen Offizier zu ›ertragen‹ haben. »Wann werden Sie endlich lernen, auf mich zu hören, Sho-sa? Unteroffiziere gehören ins Feld. Offiiere sind da nur im Weg.«
Angesichts Raikos gutmütiger Frotzelei schmolz Ryans Wut dahin.
Einen Augenblick starrte er seinen dienstältesten Unteroffizier wütend an. In jeder anderen Waffengattung der Vereinigten Soldaten des DraconisKombinats hätte eine derartige Unverschämtheit eines Mannschaftsgrads einem Offizier gegenüber ein Kriegsgerichtsverfahrens nach sich gezogen. Aber obwohl die nach der Säuberung verbliebenen Draconis Elite-Sturmtrupps wohl zu den loyalsten Elementen der VSDK gehörten und überzeugter an den Traditionen des Kombinats festhielten als mancher andere, fand sich innerhalb ihrer Reihen häufig eine Kameradschaft, wie sie anderen Teilen des KuritaMilitärs fremd wahr.
»Hnh.« Ryan schüttelte amüsiert den Kopf.
Carter unterbrach den Wortwechsel. »Und was haben Sie Ihnen gesagt, Herr?«
»Ich habe ihnen genau erzählt, was geschehen ist«, antwortete Ryan. »Sie haben einem Zug die Aufgabe einer Kompanie übertragen. Wollen Sie hören, was ich zur Antwort bekommen habe?« Verbitterung drang in seine Stimme. »Sie haben mir erzählt, ich solle mir keine Sorgen machen. Wahrscheinlich werden wir gar keine Clan-Kriegsschiffe entern müssen.«
Carter rollte die Augen zur Decke.
Weitere Kostenlose Bücher