BattleTech 41: Freigeburt
über geheime Kanäle an bestimmte Spezialisten vergeben worden waren. Diese Spezialisten unterstanden zwar offiziell ihrer Aufsicht, schuldeten ihr jedoch keinerlei Rechenschaft. Als sie der Zentralstation auf Ironhold ihre Besorgnis darüber mitgeteilt hatte, war sie in der Rückantwort informiert worden, daß die Spezialisten vom Generalwissenschaftler persönlich ausgewählt und überwacht wurden, einem aufgedunsenen Mann namens Etienne Balzac - mit teigiger Haut und bösartigem Blick. Ihre Ergebnisse wurden ihm allein übermittelt.
Peri hatte auf Ironhold ein Weile als Balzacs Chefassistentin gearbeitet und gelernt, ihn zu hassen. Er war zur Position des Generalwissenschaftlers aufgestiegen, indem er heimlich die Laufbahn all derer ruiniert hatte, die auf der Karriereleiter der streng regulierten Wissenschaftlerkaste über ihm standen. Und er hatte Peri gezwungen, ihm dabei zu helfen. Als sich eine Position mit weniger Prestige auf einer anderen Station anbot, hatte Peri alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihre Versetzung zum Falkenhorst zu arrangieren, so weit von der Zentralstation entfernt wie nur möglich. Es paßte zu Balzac, ihr zur Strafe geheime Forschungsvorhaben unterzuschieben, so daß sie sich zu keiner Zeit dem Glauben hingeben konnte, ihre Aufgabe ganz allein zu kontrollieren.
Obwohl sie Befriedigung darin fand, mit den Naturalisten und den Konstrukteuren der Waffen und FLUM-Modifikationen zu arbeiten, war ihr klar, daß sie in den Augen der Genetiker wenig mehr als eine Bürokraft war. Das war besonders paradox, weil Genetik ursprünglich ihr Spezialgebiet gewesen war. Damals war die Geheimhaltung noch nicht so extrem gewesen. Wissenschaftler hatten im Interesse der höheren Sache ihre Ergebnisse ausgetauscht. Jetzt hatte sich die Arbeit in eine Abfolge verschachtelter Geheimhaltungsstufen verwandelt, und Peri, die keinen Hehl aus ihrem Widerstand gegen diese Entwicklung machte, war in einer Art Bestrafung davon ausgeschlossen.
Sie seufzte, während sie ihren Sicherheitscode eingab, um Zugang zum Allerheiligsten der Genlabors zu erhalten. Außerhalb der Kaste, selbst unter wahrgeborenen Kriegern, ahnte niemand etwas davon, daß die Wissenschaftler ein Oberhaupt mit einem militärisch klingenden Titel wie ›General‹ hatten. Die Position mußte vor Peris Zeit entstanden sein, als die geheime Bruderschaft der Wissenschaftler entstanden war. Geheimorganisationen brauchten eine Hierarchie, um ihre Verschwörungen zu organisieren, und der Generalwissenschaftler repräsentierte die Spitze der geheimen Pyramide. Etienne Balzac war der letzte der gewitzten und ehrgeizigen Anwärter, die es geschafft hatten, diese Position zu erreichen. Irgendwann würde ein anderer seinen Platz einnehmen. Peri hatte sich geschworen, sich von diesen Intrigen weitmöglichst fernzuhalten. Sie widersprachen dem Wesen der Clans, und sie konnte sich nicht einmal vorstellen, wie es überhaupt dazu gekommen war.
Das schwere Portal summte und öffnete sich. Peri trat hindurch.
Für Außenstehende war Balzac nur der Leiter des Wissenschaftlichen Forschungs- und Bildungszentrums Ironhold. Niemand ahnte etwas von dem geheimen Netzwerk, das sich um dieses Zentrum und, soweit Peri gehört hatte, sogar über die Kaste hinaus erstreckte. Es gingen seltsame Dinge vor: in der Wissenschaftlerkaste, unter den Kriegern des Clans, vielleicht sogar in den anderen Clans. Aber Peri saß im Falkenhorst fest und kannte nur ihren winzigen Teil des Ganzen, so sehr sie sich auch bemühte, mehr herauszufinden.
Solche Gedanken erinnerten sie immer an ihre wenigen Nächte mit Aidan, als sie noch auf Tokasha gearbeitet hatte. Er war damals selbst nur ein AsTech, aber es war sein Schicksal gewesen, als Blutnamensträger - und mehr noch: als Legende - in die Kriegerkaste der Jadefalken zurückzukehren. Aber bevor es dazu gekommen war, hatten sie sich gepaart und selbst in dieser kurzen Zeit ein Kind gezeugt. Ihre Tochter Diana. Selbst in seiner Schande hatte Aidan nie die Leidenschaft für alles verloren, was ein ClanKrieger verkörperte. Obwohl Peri ihr neues Leben und ihre neue Kaste zu akzeptieren gelernt hatte, war durch Aidans Glaube an alles, was sie in ihrer Jugend gelernt hatten, an die Bedeutung des Wesens der Clans, derselbe Glaube in ihr wieder erwacht. Jetzt fragte sie sich, ob das vielleicht nur das Wesen Aidan Prydes gewesen war.
Der Gedanke an Aidan machte sie traurig. Sie hatte ihre Tochter in einer Umstellung der Buchstaben seines
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