Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BattleTech 42: Feuer und Schwert

BattleTech 42: Feuer und Schwert

Titel: BattleTech 42: Feuer und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gressman
Vom Netzwerk:
konzentriert. Winston hob den Blick entnervt zur Wand. Es war Ryans Idee gewesen, die ›Gespräche‹, wie er sie nannte, statt in ihrem Büro in dem großen, relativ bequemen Versammlungsraum auf Gravdeck Eins des Schlachtkreuzers abzuhalten. Er behauptete, die Dissonanz eines formellen Verhörs in informeller Umgebung würde helfen, die Befragten zu verwirren und unvorsichtig zu machen.
    »Was sagt Ihnen Ihr großartiges kleines Spielzeug da über unsere Miss Davis?«
»Hrmf.« In Ryans Grunzen lag eine Spur vorsichtiger Überraschung. »Ich habe keine Ahnung.«
»Was soll das heißen, Sie haben keine Ahnung?« Beresick trat hinter Ryan und schaute über dessen Schulter auf die konfuse Serie gezackter Linien und Kurven auf dem Bildschirm des Compblocks. »Sie haben behauptet, dieses Ding könnte uns verraten, ob sie lügt.«
»Ich habe gesagt, es kann uns möglicherweise einen Hinweis geben, wenn sie nicht die ganze Wahrheit sagt, Kommodore.« Ryan stieß den Stuhl zurück und drehte ihn, bis er Beresick ins Gesicht blicken konnte. »So etwas wie einen echten Lügendetektor gibt es nicht, jedenfalls keinen, der jede kleine Halbwahrheit und Übertreibung entdecken kann. Die Stimmanalyse erfaßt in der Stimme des Subjekts winzige, fast unmerkliche Veränderungen, mikroskopisches Zittern und dergleichen, und vergleicht sie mit einer Grundlinie. Deshalb stellen wir zu Beginn immer erst Fragen, deren Antworten wir schon kennen, bevor wir mit dem echten Test beginnen, um diese Grundlinie zu etablieren. Aber bei Private Davis, oder wie immer sie in Wahrheit heißen mag, konnten wir nicht einmal diese Grundlinie finden. Ihre Stimme schießt über den ganzen Schirm. Sehen Sie hier«, meinte er und tippte mit dem rechten Zeigefinger auf den Bildschirm. »Hier haben Sie sie nach ihrem Namen und ihrer Dienstlaufbahn gefragt Sehen Sie den Ausschlag? Wenn wir eine normale Grundlinie hätten, mit der wir ihn vergleichen könnten, würde ich sagen, die Dame lügt. Aber hier ...« Ryan gab einen Befehl ein und rief eine andere Serie von Linien auf. »Das ist die Stelle, an der Sie sie gefragt haben, ob sie irgend etwas über den Tod des Marshals weiß. Sie hat es verneint, und die Linien sind ziemlich gleichmäßig geblieben, was bedeuten würde, daß sie die Wahrheit sagt.«
»Was soll das nun heißen?« fragte Winston, die Ryans Erklärung mit großem Interesse verfolgt hatte. »Hat sie Morgan umgebracht, oder lügt sie, wenn sie behauptet, zu ComStar zu gehören?«
»Beides. Weder noch. Ich weiß es nicht. Jedenfalls kann ich es nicht mit Gewißheit sagen.« Ryan zuckte die Achseln. »Wenn Sie mir befehlen sollten, mich festzulegen, müßte ich sagen, sie hat wahrscheinlich nichts mit dem Mord zu tun, aber sie ist in irgendeine ausgesprochen zwielichtige Sache verwickelt.«
»Könnte Sie zu ROM gehören?« Winston runzelte nachdenklich die Stirn. »Vielleicht Blakes-WortROM?«
»Möglich.« Wieder hob Ryan die Schultern in Antwort auf die Spekulation, Julia Davis könnte der Geheimpolizei des ComStar-Ordens oder dessen Gegenorganisation Blakes Wort angehören. »Aber ich habe nicht den Eindruck. Ne, hier geht etwas anderes vor. Was es auch ist, General, ich bin mir ziemlich sicher, daß wir am falschen Ort suchen. Vorerst würde ich allerdings empfehlen, sie im Auge zu behalten. Selbst wenn sie mit dem Attentat auf den Marshal nichts zu tun hat, führt sie irgend etwas im Schilde.«
Winston nickte zustimmend. Während des gesamten Verhörs hatte eine namenlose Angst an ihr genagt.
Wenn die Frau, die sie als Julia Davis kannten, sie belog, wie Ryan es befürchtete: Was wollte sie verbergen? Warum gab es keine Unterlagen über ihre Existenz, bevor sie ComStar beigetreten war, und warum hatte sie über diese Dienstzeit nicht die Wahrheit gesagt? War Davis überhaupt Mitglied des Ordens? Als Winston über diese Fragen nachdachte, bewegten ihre Gedanken sich unwillkürlich zurück zu ihrer undefinierbaren Erinnerung an Chang Yee. Soweit sie wußte, hatte sie den Mann, der als Pfleger auf der Krankenstation arbeitete, zum ersten Mal im Korridor vor Morgans Kabine gesehen. Aber er war ihr so bekannt vorgekommen. Und dann herauszufinden, daß es für Yee, wie für Davis, keine Unterlagen aus der Zeit vor ComStar gab, machte dieses Déjà-vu noch bedenklicher. Ein eiskalter Schauder lief über ihren Körper.
»General? Sind Sie noch anwesend?«
»Tut mir leid, Kommodore. Gerade ist jemand über mein Grab gelaufen.« Sie lächelte über

Weitere Kostenlose Bücher