BattleTech 42: Feuer und Schwert
eigenes Leben egal, aber wenn Sie
etwas darum geben, was aus diesem Schiff wird,
sollten Sie mir besser antworten.«
»Was soll das heißen, ›was aus diesem Schiff
wird‹?« Winston hatte das Gefühl, eine eisige Knochenhand bewegte ihre harten Finger über ihr Rückgrat.
»Ah. Sehen Sie? Ich wußte, daß Sie mit mir reden.
Das habe ich an Ihnen immer gemocht, General. Sie
haben sich stets Zeit für die kleinen Leute genommen.« Penrose lachte, ein kurzes, bitteres, häßliches
Lachen. »Wenn Sie weiter Zeit für die kleinen Leute
haben wollen, sollten Sie sich besser zeigen. Die
Bombe, die ich in Magazin Drei der Wahrheit plaziert habe, ist so groß nicht, aber das ist auch gar
nicht nötig. Eine kleine Bewegung und Bumm, wir
singen alle im Chor der Engel.«
Winston warf Beresick einen fragenden Blick zu. »S-AK-Granaten«, nickte er. »Wenn er die Wahrheit sagt, und es ist eine Bombe in diesem Magazin,
und er hat eine Art Fernzünder, dann braucht er nur
einen Knopf zu drücken, oder schlimmer noch, einen
Toter-Mann-Zünder loszulassen, und die Granaten
gehen hoch. Das könnte eine Kettenreaktion in den
anderen Munitionslagern auslösen, die Brennstoffzellen erfassen, den Antrieb beschädigen. Ich würde
es lieber nicht riskieren.«
»Komm schon, Generalin, ich werde ungeduldig!«
schrie Penrose.
»Wir scheinen keine große Wahl zu haben.« »Es gibt eine Möglichkeit, General«, erwiderte
Beresick. »Wir isolieren den Raum und lassen die
Luft ab. Das Saubermachen hinterher wird ziemlich übel werden, aber wenn wir die Atmosphäre schnell genug ablassen, hat er keine Zeit mehr, auf einen
Auslöser zu drücken.«
»Kommodore, ich ziehe es vor, ihn lebend zu erwischen. Erinnern Sie sich?«
»Und, Sir«, unterstützte der Raumgardesergeant
Winstons Einwand. »Was, wenn er die Sprengladung
an einen Toter-Mann-Zünder gekoppelt hat? Bei einer Dekompression in der Kabine würde er den
Schalter irgendwann loslassen.«
»Wollen Sie dieses Risiko eingehen, Alain?« fragte Ariana und fixierte Beresick. Als sie die zögernde
Zustimmung in seinen Augen sah, nickte sie. »Gut.
Ich auch nicht.«
Sie ließ die Laserpistole auf den Boden fallen und
trat in den Gang hinaus. Über den Lauf einer gestohlenen Autopistole blickte sie durch die halbgeöffnete
Luke des Freizeitraums das hübsche, blauäugige Gesicht des Mannes an, der als Lucas Penrose auftrat.
Seine rechte Hand war hinter dem Rahmen außer
Sicht, aber die linke faßte die Waffe mit der gelassenen Zuversicht eines Meisterschützen. Auf eine Entfernung von nicht einmal zehn Metern hätte es keiner
großen Schießkünste bedurft, um eine Kugel in ihre
Stirn zu jagen, deshalb bewegte Winston sich langsam vorwärts und achtete darauf, beide Hände die
ganze Zeit in Sicht zu halten.
»Sehr schön, General, immer schön weitergehen,
treten Sie in mein Büro.« Penroses Stimme triefte
vor Sarkasmus.
Winston hörte Beresick leise mahnen, sie solle
nicht weitergehen, aber sie hatte keine Wahl. Wenn
sie sich weigerte, konnte sie bestenfalls auf eine Kugel zwischen die Augen hoffen. Die schlimmste
Konsequenz einer Weigerung war beinahe zu
furchtbar, um sie sich vorzustellen, eine Explosion
im Munitionslager, Detonation der Brennstoffzellen,
über dreihundert Tote, nur weil sie nicht bereit gewesen war, durch eine Tür zu treten. Sie winkte Beresick, ruhig zu sein, und gehorchte Penroses Befehlen. Sie brauchte ein paar Sekunden, um ihre Augen an
den dunklen Raum zu gewöhnen. Penrose hatte die
Deckenbeleuchtung der Kabine zerschlagen und das
ganze Zimmer in ein düsteres Zwielicht getaucht.
Zunächst war ihr nicht klar, welchen Grund es für
diesen Vandalismus gab, aber dann erkannte sie die
Antwort. Es war schwieriger, etwas in einem dunklen Raum zu erkennen, als in einem hellen, besonders von einem hellerleuchteten Korridor aus. Wie
die meisten Systeme an Bord der Unsichtbare Wahrheit wurden auch die Lichter vom Zentralcomputer
des Schiffes kontrolliert, so daß die Raumgarde die
Lampen des Freizeitraums von außen hätte einschalten können. Durch das Zerschlagen der Leuchtstoffplatten hatte Penrose dafür gesorgt, daß sein Unterschlupf dunkel blieb.
Als ihre Pupillen sich öffneten, konnte sie mehr
Einzelheiten der Einrichtung und des bewaffneten
Mannes vor sich ausmachen oder zumindest erraten.
Er war von durchschnittlicher Größe, blond, mit blauen Augen und auf eine unauffällige Weise gutaussehend. Seine Schiffsmontur war am rechten Arm stark blutverschmiert, und die
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