BattleTech 43: Der Kriegerprinz
Rückgrat, aber er lasse sein Volk im Stich.«
»Nein, Khan Kell, ich sagte, Victor ist aus härterem Stoff gemacht. Im Augenblick hat sich nur sein Blick- winkel verändert. Er geht die Gartenarbeit und das ganze Leben mit derselben Leidenschaft und Intensität an wie den Krieg. Er ist noch immer derselbe Mensch, an den Sie sich erinnern, nur widmet er sich jetzt dem Leben, auf eine Weise, wie er es zuvor noch nie getan hat.«
Kai nickte. »Ungefähr dasselbe hat er mir auch ge- sagt. Phelan, du warst nie von den normalen Men- schen isoliert. Während dein Vater Arc-Royal regierte, bist du bei den Kell Hounds aufgewachsen. Deine Laufbahn war alles andere als privilegiert, und soweit ich mich erinnere, hast du dein Bestes getan, jeder Be- vorzugung als Victors Cousin aus dem Weg zu gehen. Und nachdem du zu den Clans gestoßen bist, hast du dich vom Leibeigenen zum Khan hochgearbeitet. Du hast dir den Respekt verdient, der dir entgegenge- bracht wird. Victor wurde privilegiert geboren und hatte nie Gelegenheit, sich den Herausforderungen zu stellen, die du erlebt hast. Er hatte nie ein normales Leben.«
»Er hat sich einen verteufelt ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht, um auf die Suche nach einem normalen Leben zu gehen.« Phelan schüttelte den Kopf. »Ich will nicht respektlos erscheinen, aber von Victor hatte ich mehr erwartet. Ich weiß, es ist eine schwere Zeit für ihn, aber er sollte hier sein.«
»Tatsächlich, Khan Kell?« Deirdres blaue Augen ver- engten sich zu Schlitzen. »Er hat keinerlei Status hier. Hier zu erscheinen und an der Tür abgewiesen zu wer- den, wäre ein unglaublicher Prestigeverlust. Und Sie übersehen die Frage, ob er sich berechtigt fühlt, sein Reich in einem Bürgerkrieg zu zerreißen.«
»Das sind alles gute Einwände, Doktor, aber soweit ich das mitbekomme, droht auch so ein Bürgerkrieg.« Phelan verschränkte die Arme. »Arthur schürt Unruhe in der Mark Draconis, und einige Systeme, die Kathe- rines Machtübernahme nicht anerkannt haben, stehen durch das Ausbleiben von Importen ernsten Schwie- rigkeiten gegenüber. Katherine scheint nicht daran interessiert, militärisch für Ordnung zu sorgen, aber sie hat keine Bedenken, Nahrungsknappheit und Wirt- schaftschaos auszulösen, um Rebellenwelten zu diszi- plinieren.«
Omi legte Phelan die Hand auf den Arm. »Ich wüßte es zu schätzen, wenn Sie mir Informationen über diese Welten zukommen lassen könnten, so daß ich Victor informieren kann.«
Phelan kniff die Augen zusammen. »Sie sind also auch nicht begeistert über Victor den Gärtner.«
»Das habe ich nicht gesagt, Khan Kell.« Omis Stimme wurde zu einem Flüstern. »In meiner Kultur wird ein Krieger für seine Leistungen in zahlreichen verschiedenen Künsten gelobt. Gärtnerei, Poesie, Male- rei, all das ist akzeptabel.«
Phelan verdrehte die Augen. »Ich habe einige von Victors Gedichten gelesen. Wenn er ein ebenso guter Gärtner wie Poet ist, kann ich nur hoffen, daß Sie je- manden haben, der hinter ihm aufräumt.«
Omi lächelte kurz. »Hai, Khan Kell, die Gärten lei- den nicht unter ihm. Victor aber zieht sich zurück. Als ich mit meinem Vater hierher aufbrach, reiste Victor nach Komadorishima. Der Aufenthalt dort ist ein Rückzug aus der Welt und unserer Zeit.«
»Es ist wirklich äußerst friedlich dort. Deirdre und ich haben unseren Aufenthalt sehr genossen.«
»Ja, aber man sollte sich dorthin zurückziehen, um über die Zukunft zu meditieren oder den Frieden in sich aufzunehmen, nicht, um sich vor der Welt zu ver- stecken.« Omi sah auf, und Kai spürte die Energie in ihren blauen Augen. »Der Löwe in Victors Herz schläft, aber es ist wichtig, daß jemand ihn aufweckt.«
Der Kreis weitete sich erneut, als der Präzentor Mar- tialum sich dazugesellte. »Sie werden feststellen, Omi- sama, daß der Löwe einen sehr leichten Schlaf hat. Auf Ihre Bitte hin habe ich Victor nach Ihrer Abreise in Ko- madorishima besucht. Obwohl er kein Interesse daran zu haben vorgibt, was hier geschieht, hat er mich höchst gewissenhaft verhört und gebeten, ihm nach Abschluß Bericht zu erstatten.«
Kai hob eine Hand bis auf Schulterhöhe. »Mich hat er im April um dasselbe gebeten.«
»Ihre Sorge um Victor ist verständlich, Omi-sama.« Fochts Miene wirkte väterlich. »Er ist des Kämpfens wirklich müde, aber wichtiger ist, daß seine Verant- wortung dem Sternenbund und dem Vereinigten Com- monwealth gegenüber zur gleichen Zeit ein Ende hat- ten. Im Grunde läuft es darauf hinaus,
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